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Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Titel: Der Ruf der Finsternis - Algarad 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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wir die Marschen von Keyd erreichen, von dort ist es nicht mehr weit bis zur Bucht von Leremonth. Wir werden einige Meilen vorher an Land gehen und die Boote verstecken, damit die Gredows uns nicht entdecken. Ich schätze, die Dan-Truppen werden erst in ein oder zwei Tagen dort eintreffen, denn sie müssen einen schwer zugänglichen Teil des Rhun-Walds durchqueren, durch den keine Straße führt.«
    Als die Sonne versank und die Schatten länger wurden, steuerten sie ans Ufer und schlugen ihr Lager auf. Sie entzündeten kein Feuer und verzehrten ihre Essensration aus Wurzelknollen ungekocht. Die harten Wurzeln schmeckten Tenan bei weitem nicht mehr so gut wie am Vorabend. Glücklicherweise hielt sich die Wärme zwischen den Bäumen länger als auf der Ebene, sodass sie nicht frieren mussten. Es war finster, nur der schwache Schein der Sterne über dem Fluss schenkte ein wenig Helligkeit. Das Rascheln, Wispern und Glucksen der umherstreifenden Tiere hallte unheimlich durch das Lager und ließ Tenan lange Zeit nicht einschlafen. Als es ihm schließlich trotzdem gelang, vermischten sich die Geräusche in seinen Träumen mit wirren Bildern und bedrohlichen Szenen.
    Nach einer kurzen, wenig erholsamen Nacht brachen sie früh am nächsten Morgen auf und ließen sich die letzten Meilen ihrer Reise vom Fluss in die Marschen von Keyd hinaustragen. Der dichte Wald ringsum hellte sich auf und verschwand schließlich ganz, machte Platz für hügeliges Buschland, das sanft zur südlichen Küste hin abfiel. Nun waren sie den Blicken der Gredows ausgesetzt und konnten nur hoffen, dass ihre Tarnung aus Blättern, Binsen und grüner Kleidung sie verbergen würde.
    Irgendwann – die Sonne stand noch niedrig am Himmel – entschied Mandik, es sei Zeit, an Land zu gehen. Der Fluss teilte sich in diesem Bereich in viele kleine Seitenarme auf, der Hauptstrom war nicht mehr zu erkennen. Vor ihnen lag eine von Schilf und Gestrüpp bewachsene Marschlandschaft, die viele kleine Flüsse und Bäche durchzogen.
    Nachdem sie an einer geschützten Stelle an Land gegangen waren und ihre Wasserfahrzeuge unter Zweigen, Blättern und Schilfrohr verborgen hatten, marschierten sie in einer langen Reihe hintereinander her und folgten einem schnell fließenden Gewässer. Alle Fairin-Krieger trugen grüne und braune Kleidung aus Pflanzenfasern und bewegten sich so lautlos vorwärts, dass sie selbst aus nächster Nähe kaum zu erkennen waren. Kein matrall hätte sie besser verbergen können.
    Mandik wanderte mit erstaunlicher Ausdauer und schritt, seinen langen Stab schwingend, munter aus; Tenan fragte sich, wie alt der Fairin tatsächlich sein mochte – seinem Äußeren nach zu urteilen, musste er selbst für einen Waldgeist viele Winter erlebt haben. Dennoch zeigte er keine Anzeichen von Schwäche und war ebenso agil wie seine sehr viel jüngeren Krieger.
    Tenan ließ den Blick über die trostlose Landschaft schweifen.Er hatte in Esgalin von den berüchtigten Marschen von Keyd gehört; die Schwärme der Mücken und Moskitos im Sommer mochten noch das geringste Übel sein, denn es hieß, die Seelen der Toten wohnten in den vermoderten Stämmen abgestorbener Bäume und wanderten des Nachts als Irrlichter umher. Man erzählte sich schauerliche Geschichten von seltsamen Kreaturen, die ahnungslose Wanderer hinab in tiefe Sumpflöcher zogen, wo sie einen grausamen Tod fanden. Gerade in den letzten Jahren hatte es immer wieder Berichte über das spurlose Verschwinden von Reisenden in den Sümpfen gegeben, was schließlich dazu führte, dass die Marschen von Keyd von den Menschen gemieden wurden.
    Viele Stunden streifte der Trupp der Fairin durch das verlassene Land, das selbst im Licht der grellen Herbstsonne düster und bedrückend wirkte. Die kahlen Zweige der Büsche wiegten sich in einem frostigen Wind, Schwärme von Krähen kreisten am Himmel und krächzten ein schauriges Lied.
    Fröstelnd zog Tenan den Umhang fester um seine Schultern. Das kalte, doch schöne Herbstwetter war eine willkommene Abwechslung gegenüber den Stürmen der letzten Wochen, auch wenn sich die Luft noch einmal merklich abgekühlt hatte; Tenan vermutete, dass es Schnee geben würde, sobald sich der Himmel wieder bewölkte.
    Die Ebene neigte sich allmählich der südlichen Steilküste zu, Leremonth rückte näher. Am östlichen Horizont war ein entfernter Ausläufer des Rhun-Waldes zu erkennen, der die Marschen von Keyd in einem weiten Bogen umschloss und sich bis zur Küste hin

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