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Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Titel: Der Ruf der Finsternis - Algarad 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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wedelte heftig mit einem großen ledernen Fächer und teilte die Rauchsäule, wodurch sich ein Muster von nach oben steigenden Wolken und Rauchschwaden ergab.
    »Die Rauchzeichen können selbst in entlegenen Regionen der Insel gesehen werden«, erklärte Mandik. »Schon bald werden sich hunderte von Fairin-Kriegern aufmachen und sich gut getarnt nach Leremonth begeben.«
    Tenan war verblüfft über die Einfachheit und Wirksamkeit dieser Methode. Wieder wehte ein Rauchschwaden zu ihm herüber und ließ ihn husten. »Ich schätze, ihr verwendet das Ayk-Holz nicht, um im Winter eure Räume zu erwärmen?«
    Mandik kicherte. »Tatsächlich nicht, das würde einem schlecht bekommen! Man darf dieses Holz nur im Freien entzünden, es sei denn, man möchte jemanden aus seinem Haus vertreiben – und sich selbst gleich mit. Der Ayk-Baum wächst in entlegenen Gebieten des Rhun-Walds und an der Grenze des Marschlands von Keyd, wodurch er verhältnismäßig schwer zu finden ist.«
    Zwei Fairin-Krieger, die mit Speeren und Schilden aus gegerbtem Leder angetan waren, betraten die Plattform, um den Dorfältesten zum Fluss hinab zu geleiten.
    »Lasst uns gehen!« Mandik schien von jugendlichem Tatendrang erfüllt und schritt, den langen Stab schwingend, munter aus. Er stapfte die vielen hundert Stufen der ausladenden Wendeltreppe nach unten zum Fuß des Baums, als habe er sein Lebtag nichts anderes getan. Tenan und Urisk eilten hinter ihm her, hatten aber sichtlich Mühe, ihm zu folgen. Sie traten durch den verborgenen Ausgang in einer der gigantischen Wurzeln nach draußen und befanden sich unmittelbar am Ufer des Flusses Ydrai. Der Strom führte nach dem Unwetter der letzten Nacht ungeheure Mengen an Wasser, das zwischen den engen Felswänden einer Schlucht hindurchrauschte.
    Am Ufer lagen Boote, die aus einem Gerüst miteinander verflochtener Weidenzweige gefertigt worden waren, die die Fairin mit Lederhäuten bespannt hatten. Tenan zählte an die achtzig Krieger – eine wahrhaft unbedeutende Anzahl, aber im Kampf gegen Achests Truppen war jeder willkommen, der eine Waffe führen konnte.
    Die Boote wurden ins Wasser geschoben und von Kriegern festgehalten. Sie schaukelten unruhig auf den Wellen, es war schwierig, trockenen Fußes einzusteigen, denn sie kippten leicht zur Seite.
    Nachdem sämtliche Ausrüstungsgegenstände sicher verstaut worden waren, legte die kleine Flotte ab. Im Nu erfasste sie die starke Strömung und trug sie wild schaukelnd davon. Tenan legte den Kopf in den Nacken, und während er sich am Bootsrand festklammerte, bestaunte er die gigantischen Bobith-Bäume, die sich am Rand der Schlucht in den Himmel erhoben. Sie waren um das Vier- bis Fünffache größer als die gewöhnlichen Bäume des Waldes, ihre mächtigen Stämme hatten nur geringfügig weniger Umfang als der Turm des Hochkönigs in Meledin. Überall konnte er Fenster in der glatten Rinde ausmachen, und hoch oben in den Baumkronen erkannte er Holzplattformen und Hängebrücken, auf denen sich Fairin versammelt hatten und ihnen zuwinkten. Dicke Wurzeln spannten sich in großen Bögen über den Fluss und bildeten in ihrem Inneren geheime Übergänge ans andere Ufer.
    Die Strömung trug sie geschwind voran, schnell gerieten die Baumriesen außer Sichtweite und verschwanden hinter dem Blattwerk und den Baumstämmen des übrigen Waldes. Die gewöhnlichen Bäume des Rhun-Waldes, immer noch hoch und stattlich, drängten sich wie eine lebendige Mauer am Steilufer, sie waren von Flechten und Efeu überwachsen, die in grauen, verfilzten Bärten bis hinunter ins Wasser hingen. Tenan hatte sich früher oft im Rhun-Wald aufgehalten, vorzugsweise um mit Amris auf die Jagd zu gehen, aber in diese Bereiche waren sie nie vorgedrungen, ja, Tenan hatte nicht einmal von ihrer Existenz gewusst. Die Vegetation unterschied sich deutlich von jener im Norden der Insel, die Bäume und Farnewaren von größerem Wuchs, und das Unterholz durchstreiften wilde Tiere, die in der Gegend um Esgalin weitgehend ausgerottet waren.
    Eine Zeitlang schossen die Boote in der turbulenten Strömung dahin, dann plötzlich weitete sich die Fahrrinne des Flusses, und seine Geschwindigkeit nahm ab; Tenans Anspannung ließ etwas nach, als das Boot in ruhigeres Fahrwasser geriet und die Gefahr zu kentern abnahm.
    Mandik, der im hinteren Teil eines Bootes saß, nickte zufrieden. »Der Fluss wird uns bis zum Abend weit nach Süden tragen, und schon in den frühen Stunden des nächsten Tages könnten

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