Der Ruf der Finsternis - Algarad 2
erläutert, als Tenan plötzlich aufsprang. »Verzeiht, Lord Amberon, dass ich Euch unterbreche, aber ich weiß, wie wir den Dronth-Brecher kapern können, ohne uns auf ein hartes Gefecht einlassen zu müssen!«
Aller Blicke wandten sich erstaunt zu ihm um, und er benetzte nervös seine Lippen, bevor er weitersprach. »Wäre es nicht möglich, das Schiff einfach auszuräuchern und die Gredows auf diese Weise von Bord zu vertreiben?«
Amberon sah ihn verständnislos an. »Ich fürchte, ich kann dir nicht ganz folgen ...«
»Seht Euch um, überall im Marschland ist Ayk-Holz zu finden!« Tenan wies auf die Büsche, Sträucher und sturmgebeugten, knorrigen Bäume ringsum. »Sobald es brennt, entwickelt das Holz einen besonders starken, giftigen Rauch, der sogar tödlich sein kann, wie mir der edle Mandik erzählte. Wäre es nicht möglich, das Ayk-Holz in die Räume des Dronth-Brechers zu schaffen und anzuzünden? Der dichte Qualm würde jeden vertreiben, der sich dort aufhält. Die Gredows müssten vom Schiff fliehen, und wir könnten es besetzen, sobald der Rauch abgezogen ist.«
Amberon und Dualar wechselten einen verdutzten Blick, auch die anderen Dan-Ritter äußerten murmelnd ihr Erstaunen. Einzig Mandik grinste zufrieden und zwinkerte Tenan aus seinen gelben Augen vergnügt zu.
»In der Tat, ein ungewöhnlicher Vorschlag«, meinte Amberon schließlich anerkennend. »Du beweist List im Krieg, was du vorschlägst, erscheint mir durchaus durchführbar. Wir könnten uns mit einem sehr viel kleineren Trupp unbemerkt auf dem Dronth-Brecher einschleichen und das Ayk-Holz in seinem Inneren verteilen.«
»Das Holz wird glühen, aber es wird keine Flammen geben«, pflichtete Mandik ihm bei, »und das Schiff bleibt unversehrt.«
Alle beglückwünschten Tenan zu seiner brillanten Idee – einzig Lord Exan erhob Einspruch. »Was, wenn unsere Männer von den Gredows aufgespürt werden, bevor sie ihren Auftragausführen konnten? Man würde sie töten, und die Gredows wüssten von unserem Vorhaben, den Dronth-Brecher in unsere Gewalt zu bringen. Ich bin gegen den Vorschlag dieses Jungen, er ist nicht durchdacht und könnte zu leicht scheitern!«
»Scheitern könnte auch ein normaler Angriff auf das Schiff«, sagte Dualar mit finsterer Miene. »Das Vorgehen, das mein Schüler vorschlägt, hat viel größere Aussicht auf Erfolg, denn wir haben das Überraschungsmoment auf unserer Seite. Ich frage mich, weshalb Ihr die Dinge stets infrage stellen müsst, Lord Exan.«
Dualars scharfer Ton war für einen Dan höchst ungewöhnlich, normalerweise trugen sie ihre prinzipiellen Auseinandersetzungen nicht in aller Öffentlichkeit aus und nicht in dieser provozierenden Weise.
Exan funkelte den Hauptmann zornig an und wollte etwas entgegnen, doch Amberon ging dazwischen. »Meine Lords, Ihr könnt dies bei einer anderen Gelegenheit diskutieren, momentan ist keine Zeit für interne Scharmützel. Ich entscheide kraft meines Ranges als oberster Heerführer: Der Vorschlag Tenans wird umgesetzt! Sendet Krieger aus, um so viel Ayk-Holz in den Marschen zu sammeln, wie nötig ist.«
Er beendete die Versammlung und entließ die Männer, um weitere Einzelheiten mit Dualar zu besprechen. Als Tenan an dem Hauptmann vorüberging, nickte der ihm wohlwollend zu: »List und Täuschung sind unabdingbar für den Erfolg in der Schlacht. Ich verspreche nicht zu viel, wenn ich dir prophezeie, dass du dereinst ein listenreicher Dan-Krieger werden wirst.«
Lord Exan stolzierte herüber und blieb vor Dualar stehen. »Sprecht mir nicht von List und Täuschung, Dualar. Ich beobachte Euch schon lange, darum wisset, dass mir Euer Treiben ein Dorn im Auge ist.« Seine Augen blitzten kalt.
Tenan fragte sich, was Exan meinte.
Dualars Lippen umspielte ein dünnes, spöttisches Lächeln, als er antwortete. »Ich hatte schon immer den Eindruck, dass Ihr, Lord Exan, den Gepflogenheiten des Ordens der Dan nur wenig zugetan seid und fortwährend in eine andere Richtung arbeitet. Ich erinnere nur an Eure Befehlsverweigerung in der Schlacht von Gur, die Eurer Skanden-Einheit fast das Leben gekostet hätte.« Dualars Stimme gewann an Schärfe. »Ich kann Euch nur raten: Fordert Lord Amberons Gutmütigkeit nicht allzu sehr heraus, auch seine Geduld hat eine Grenze. Und nun lasst mich wieder meiner Aufgabe nachgehen, im Gegensatz zu Euch habe ich wichtige Dinge mit dem Erzmagier zu besprechen.«
Verwirrt schaute Tenan zwischen beiden Männern hin und her, die sich wie
Weitere Kostenlose Bücher