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Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Titel: Der Ruf der Finsternis - Algarad 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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Achest führten und ihre Kräfte vergeudeten. Diese Narren! Die Zerstörung der Schwimmenden Festung bedeutete ihren Untergang, da nützte es ihnen auch nichts, dass sich Andorin weiterhin standhaft weigerte, die verschlüsselten Geheimnisse ihrer Schriften preiszugeben.
    Drynn Dur wandte den Kopf und betrachtete den gestürzten König, der an einen der Masten des Dronth-Brechers gekettet worden war; auch er sollte die Vernichtung Garadins mit ansehen und Zeuge des Niedergangs seiner Herrschaft sein. Seine Kleidung war verschmutzt und hing in Fetzen, aber er hielt den Kopf erhoben, und sein Blick war klar.
    In das Triumphgefühl des Admirals mischte sich die Wut bitterer Frustration, denn noch immer suchte er nach Möglichkeiten, den Stolz des alten Mannes zu brechen. Er hatte den gestürzten Hochkönig unterschätzt – Andorin zeigte eine beachtliche Widerstandskraft und war in der Lage, die Schmerzen schwerer Folter auszuhalten. Möglicherweise hielt er sogar ähnlichen Qualen stand wie Lord Iru, der Fürst von Dan, den sie in Achests Todesfestung gefangen hielten.
    Doch zeigte Andorins innere Stärke plötzlich einen Riss: Mit Genugtuung gewahrte Drynn Dur, dass der gefallene König das Schauspiel der Zerstörung nicht ohne Gefühlsregung zu beobachten vermochte. Tränen füllten seine Augen und seine Züge verhärteten sich, als der große Turm, der die Bibliothek der Dan so lange beherbergt hatte, langsam zur Seite kippte und andere Gebäude in einer Wolke aus Staub und neu aufflackernder Flammen unter sich begrub. Endlich war Andorins Schmerz deutlich zu erkennen, und Drynn Dur ergötzte sich an diesem Anblick. Dennoch wandte der Hochkönig den Blick nicht ab, sondern nahm die letzten Augenblicke der einst so stolzen Schwimmenden Festung tief in sich auf.
    Das Krachen der Mauern hallte dumpf übers Meer herüber, als sie sich nach innen neigten und die übrige Festung unter sich begruben. Noch einmal fegte eine Flammenwalze über die Trümmer Garadins hinweg, dann schossen Fontänen von Wasser aus dem zerstörten Rumpf hervor, die sofort in der Hitze verdampften und alles in dichten Nebel hüllten. Hinter dem feuerroten Vorhang konnte man nur erahnen, wie der Rumpf mit lautem Stöhnen auseinanderbrach und die Ruinen zischend im Meer versanken. Noch mehr Dampf wallte auf und wehte über den Horizont. Das rote Leuchten verblasste allmählich, als das Meer Garadin endgültig zu sich nahm.
    Die Gredows grölten begeistert, riefen Andorin Schmähungen und wüste Beschimpfungen zu und tranken spöttisch auf sein Wohl.
    Der Hochkönig von Algarad aber stand aufrecht gefesselt am Mast und blickte scheinbar unbeeindruckt in die Ferne; niemand konnte seine Gedanken erahnen. Kein Wort kam über seine Lippen, er zeigte keine weitere Regung mehr. Drynn Dur fragte sich insgeheim, in welchen Sphären sich sein Geist nun aufhalten mochte und welche verborgene Zukunft er hinter der Wand aus Nebel sehen mochte, die sich langsam verflüchtigte.

15
    Blutrot versank die Sonne im Westen, und die dreizehn Sterne des Hirsches leuchteten bereits in der Dämmerung, als die Heerführer der Dan und die Fairin zusammentrafen. Amberon, Dualar, Tenan und Urisk saßen mit untergeschlagenen Beinen und in Decken gehüllt im Halbkreis im Windschutz des Felsgrats am Rande der Steilklippen, ihnen gegenüber hatten Mandik und einige seiner Berater Platz genommen. Von Ferne drang das Rauschen der Brandung zu ihnen herauf, vermischt mit den Schreien der Möwen und anderer Seevögel. Im Mittelpunkt des Kreises stak ein Speer, den Runen bedeckten und bunte Bänder zierten. Dies war, wie Mandik erklärte, der Heilige Speer, den die Fairin in Zeiten des Krieges aufstellten; sie glaubten daran, dass seine verborgenen Kräfte ihnen seit vielen hundert Jahren beistanden und Unheil fernhielten. Amberon eröffnete die Versammlung und erläuterte denAnwesenden die Lage. »Seit die Gredows vor vielen Wochen in Gondun einmarschierten, ist viel Leid und Schrecken über die Insel gekommen. Nicht nur die Menschen haben das zu spüren bekommen, auch das Volk der Fairin, das durch die Zerstörung der Wälder in besonderem Maße betroffen ist. Mittlerweile befindet sich zwar ein Großteil der Insel wieder in der Hand der Dan, doch die größte Herausforderung steht uns noch bevor: die vollkommene Zerschlagung des feindlichen Heeres, das seinen Hauptstützpunkt unweit von hier in der Bucht von Leremonth unterhält. Sollte es uns gelingen, das Lager dort zu zerstören

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