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Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Titel: Der Ruf der Finsternis - Algarad 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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Algarad niemals möglich sein würde?

17
    Die Insel Ealgronth lag im nordöstlichen Bereich Algarads, dort, wo das Narnen-Meer in die endlose Weite eines riesigen Ozeans überging, dessen Grenzen kein Seefahrer je erforscht hatte. Sie vereinte unterschiedliche Landschaften in sich: weite, grasüberwachsene Ebenen, schroffe Gebirgszüge und ausladende Wälder. Fischreiche Flüsse wanden sich durch Täler und Auen, die von beschaulichen Dörfern und stolzen Burgen gesäumt wurden. Die Küsten wurden von steilen Klippen gebildet, die nur an wenigen Stellen in sandige Buchten übergingen und einen Zugang zum Meer ermöglichten.
    Ealgronth war für zweierlei berühmt: für die Wolle der unzähligen Schafherden, die jeden Winkel der Insel bevölkerten, und für die schnellen und wendigen Schiffe, die in den Werften gebaut wurden. Die Schiffsbauer Ealgronths waren wahre Meister ihrer Kunst.
    Die Werften lagen an der Mündung des Flusses Tevryr, dessen verzweigte Arme sich im Südwesten der Insel ins Meer ergossen. Eine mächtige Festung schützte die Schiffswerkstätten,sie thronte auf einem Hügel über den Hafenanlagen und verteidigte sie gegen feindliche Angriffe. Eine große Anzahl von Kriegsschiffen, zumeist wendige Fregatten und bauchige Koggen, aber auch tief im Wasser liegende Frachter, lagen im Hafen vor Anker. Sie gehörten zur Flotte der Dan-Krieger, die vor Wochen in einen gewaltigen Sturm geraten war. Man munkelte, dies sei kein Zufall gewesen, vielmehr habe der Todesfürst das Unwetter heraufbeschworen, um die Streitkraft der Dan zu schwächen. Nun lagen die Schiffe zur Instandsetzung im Hafen von Ealgronth; gebrochene Masten, leckgeschlagene Schiffsrümpfe und zerfetzte Segel mussten repariert und geflickt werden – eine Aufgabe, die viel Zeit und Mühe in Anspruch nahm, denn die Schäden waren schwer.
    Und die Zeit drängte.
    Seit der Befehl des Hochkönigs zum Angriff auf Caithas Dun eingetroffen war, hatten die Zimmerleute und Segelmacher Tag und Nacht gearbeitet, doch bis jetzt war nur ein Teil der Flotte seetauglich gemacht, und es würde noch einige Tage dauern, bis die ersten Schiffe in See stechen und zum verabredeten Sammelpunkt an der Ostküste Gonduns segeln konnten.
    Noch ahnte in Ealgronth niemand, dass es niemals dazu kommen würde.
    Weit draußen auf dem Meer näherte sich das Unheil in Gestalt riesiger schwarzer Segel. Obwohl sie noch weit entfernt waren, verdunkelten sie bereits einen Teil des südlichen Horizonts wie die Schwingen gigantischer Ungeheuer.
    Die drei Dronth-Brecher fuhren nebeneinander, sie hatten es nicht nötig, ihre Stärke zu verbergen, allein ihr Anblick sollte den Feind in Angst und Schrecken versetzen. An Bord befanden sich Katapulte und Schleudern, und tausende vonGredows warteten darauf, ihre Kampfkunst unter Beweis zu stellen und ihren Blutdurst zu stillen.
    Blankes Entsetzen packte die Wachposten, als sie die Schiffe entdeckten. Niemand hatte mit einem Angriff gerechnet, glaubte man doch, Achest habe seine Streitkräfte um Caithas Dun geschart, um dort einem möglichen Angriff der Dan-Ritter zu trotzen. Dass er Schiffe und Krieger entbehren konnte, um sie in andere Teile Algarads zu entsenden, hatte niemand für möglich gehalten – eine schwerwiegende Fehleinschätzung, wie sich nun herausstellte. Noch schlimmer aber war: Kaum eines der Dan-Schiffe war bereit zum Auslaufen, um sich den feindlichen Dronth-Brechern entgegenzustellen; Ealgronth war den Angreifern hilflos ausgeliefert.

18
    Das Heer der Dan-Ritter unter Amberons Befehl hatte sich langsam bis an die Bucht von Leremonth herangepirscht und ringsum Stellung bezogen. Da der Angriff bald stattfinden sollte, hatten die Soldaten kaum Zeit gefunden, ein Heerlager zu errichten, stattdessen rief man sie sofort zu den Waffen. Sie legten die überschüssige Ausrüstung beiseite und sammelten sich in ihren Kampfeinheiten, in denen sie, gut getarnt hinter Felsen und Büschen, ihrer weiteren Befehle harrten.
    Tenan war ganz begierig darauf gewesen, den Stützpunkt der Gredows zu betrachten, doch noch bevor er die Gelegenheit dazu bekam, einen Blick in die Bucht hinab zu werfen, eröffnete ihm Dualar ohne Umschweife: »Der Angriff auf das Lager und den Dronth beginnt noch heute. Zieh zuerst dieseschwarze Robe über, dann diesen neuen matrall und folge mir. Unser Trupp ist bereit und wartet auf uns.« Er reichte Tenan die beiden Umhänge, und der zog sie eilig über. Sein Herz schlug schnell vor Aufregung, er hatte

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