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Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Titel: Der Ruf der Finsternis - Algarad 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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hatten? Thut Thul Kanen spürte die enorme Hitze, die von dem Kristall ausging. Die Dämonen würden keine Ruhe geben, und er hätte ihrer Macht nichts entgegenzusetzen.
    Er zog seinen Mantel aus und hüllte den Kristall darin ein, auch wenn das nur eine schwache Vorsichtsmaßnahme war, geboren aus seiner Hilflosigkeit und Angst. Ja, Thut Thul Kanen musste sich eingestehen, dass er Angst hatte, sehr große Angst sogar, mehr, als er jemals in seinem Leben verspürt hatte.
    Er musste die Kräfte dieses verfluchten Steins so schnell wie möglich bändigen und dann versuchen, seinen schon lang gehegten Plan in die Tat umzusetzen. Als er damals mit dem mächtigen Schattenwesen um den Kristall gerungen hatte, hatte er nicht vorgehabt, ihn zu behalten. Vielmehr wollte er den wertvollen Stein den Dan-Rittern gegen die junge Frau zum Tausch anbieten, die er die Rose des Nordens nannte. Die schöne Nichte des Piraten Erskryn hatte ihn in ihren Bann geschlagen und verzaubert, seit er sie das erste Mal auf den Kerr-Inseln gesehen hatte, und er wünschte nichts sehnlicher, als sie als eine seiner Frauen in seine Heimat Shon zu führen. Ohne sie würde er keinesfalls zurückkehren. Doch noch waren weder der rechte Ort noch die rechte Zeit, um den Austausch vorzunehmen.
    Hastig wandte er sich um und verließ die Kontorhalle, wo der Wind, der durch die Ritzen pfiff, die Asche des alten Zauberers langsam verwehte.

12
    Die Steilküste Caithas Duns war schroff und abweisend, nur an wenigen Stellen konnten Schiffe landen. Besonders die riesigen Dronth-Brecher hatten Schwierigkeiten, an der Küste vor Anker zu gehen, um Truppen und Kriegsgerät zu laden, und der Hafen von Nagatha bot nur fünf Schiffen Platz. Um aber eine ganze Flotte beladen und ausrüsten zu können, benötigte man weitläufige Stege, Brücken und Lagerhallen. Vor vielen hundert Jahren hatte Achest daher eine ausladende Hafenanlage erbauen lassen, die gut versteckt zwischen hohen Bergen am östlichen Ufer Caithas Duns lag. Allein mit der rohen Kraft der Hände war diese Aufgabe nicht zu vollbringen gewesen; die Gredows erzählten sich nachts, wenn sie Trinkgelage an ihren Lagerfeuern abhielten, Geschichten aus jener längst vergangenen Zeit, als sich Achest nach Caithas Dun zurückgezogen und vor den Augen der Welt verborgen hatte. Er hatte den Elementen seinen Willen aufgezwungen, die Fluten geteilt, Erde und Gestein bewegt, bis das gewaltige Werk schließlich vollbracht war. Riesige Wälle von Gestein, höher als die Klippen der Insel, umgaben fortan eine ausladende Bucht, in der die gewaltigen Dronth-Brecher vor Anker gehen konnten. Jedes der Schiffe konnte dreitausend Gredows an Bord nehmen, außerdem eine große Anzahl von Schleudern, Katapulten, Rammböcken und die absonderlichsten, hässlichsten und zugleich tödlichsten Kreaturen, die aus den Verliesen des Todesfürsten stammten.
    Unter wirbelnden Aschewolken, die das Licht der Sonne fernhielten, hatten sich Zehntausende Krieger des Todesfürsten in strenger Formation am Rande des Ufers aufgestellt und warteten auf den Befehl, die breiten Rampen zu den zehnDronth-Brechern hinaufzumarschieren. In ihren schwarzen Rüstungen, angetan mit Speeren, Schilden und Schwertern, glichen sie übergroßen Skorpionen, die ihre giftigen Stacheln in das Fleisch der Feinde schlagen wollten.
    Die Kommandanten der Schiffe, die allesamt unter dem Befehl Admirals Drynn Dur standen und von ihm persönlich ihre Befehle erhielten, beobachteten die Szenerie von einer erhöhten Plattform aus, die auf einem Turm inmitten der Truppen errichtet worden war, und brüllten den Hauptleuten ihre Befehle zu.
    »Die Truppenstärke ist viel zu gering«, schnaubte einer der Generäle ungehalten und schlug mit der Faust auf die Balustrade. Seine kurzen, stämmigen Beine bogen sich unter seinem schwammigen Leib und waren kaum imstande, ihn aufrecht stehen zu lassen. »Wie soll ich mit vier Dronth-Brechern und ein paar tausend Kriegern die mächtige Hauptstadt Algarads bezwingen? Dafür wären weit mehr Schiffe und eine bessere Ausrüstung nötig, denn die Wälle Meledins sind gut gebaut. Wenn wir den ersten Verteidigungsring durchbrochen haben, stehen meine Truppen schon vor dem nächsten – es kann Monate dauern, bis wir alle sechs überwunden haben!«
    »Es sollte Euch eine Ehre sein, die Hauptstadt des Reiches angreifen zu dürfen – die anderen Schiffe werden lediglich kleinere Inseln und unbedeutende Städte wie Caran oder Jorland

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