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Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Titel: Der Ruf der Finsternis - Algarad 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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auf keinen Fall in die Hände des Feindes gelangen durfte. In Kriegszeiten zog sich der Hochkönig in den Schutz der Festungsmauern zurück, um von dort aus mit Hilfe magischer Spiegel, der Cerele, Befehle an seine Heerführer weiterzuleiten.
    Um zu verhindern, dass Garadin entdeckt wurde, waren die Gebäude auf einer schwimmenden Plattform errichtet worden, die ihre Position auf dem Meer regelmäßig veränderte; niemand außer den höchsten Befehlshabern der Dan konnte wissen, wo sich die Schwimmende Festung gerade befand. Wie genau sie sich auf dem Meer fortbewegte, blieb ein wohlgehütetes Geheimnis, es gab weder Masten mit Segeln noch Vorrichtungen für Ruder, aber man munkelte, zur Fortbewegung würden magische Kristalle eingesetzt.
    Doch selbst in den Reihen der Dan gab es Verrat: Durch Berichte eines Spions in den Reihen der Dan-Ritter, den man den ›Schüler‹ nannte, war es Achest Todesfürst endlich gelungen,den Standort Garadins ausfindig zu machen. Viele Jahre hatte der finstere Herrscher nach der Schwimmenden Festung geforscht, aber die Suche war nie erfolgreich gewesen – bis jetzt. Nun lag die Acheron, der schwere Dronth-Brecher Admiral Drynn Durs, des Oberbefehlshabers der Truppen des Todesfürsten, außerhalb des Inselrings in einer Bucht vor Anker, und die Gredows harrten der weiteren Befehle ihres Herrn und Meisters. Sobald die Schwimmende Festung eingenommen wäre, befände sich Achest im Besitz aller Geheimnisse der Dan-Ritter, und mit diesem Wissen konnte er ihre Magie außer Kraft setzen und sie vernichtend schlagen – der Triumph wäre endgültig und vollkommen.
    Drynn Dur saß in der Düsternis seiner Kajüte am Heck des Dronth-Brechers und blickte aus stechenden, lidlosen Augen in die faustgroße Kristallkugel, die zwischen Seekarten und taktischen Plänen vor ihm auf dem Tisch lag. Er hatte seinen dunklen Umhang und den gehörnten Helm abgenommen, die blankgeputzten Panzerplatten seiner Scildraun-Rüstung schimmerten im Kerzenlicht. Angespannt rieb er mit dem Daumen über die bleiche, narbige Haut seines Kinns und betrachtete das Abbild der Schwimmenden Festung, das in der Kugel zu sehen war.
    Der Admiral hatte einen Flugdrachen ausgeschickt, der hoch über Garadin seine Kreise zog. Am Hals des Tieres funkelte ein Drachenlicht, ein magischer Edelstein, mit dessen Hilfe es möglich war, ein genaues Bild der Landschaft an die Kristallkugel in Drynn Durs Kajüte zu übermitteln.
    Der Anführer der Gredows beugte sich vor, um Garadin genauer in Augenschein zu nehmen. Die Seitenwände des gewaltigen Holzrumpfes schwangen sich bauchig nach oben und gingen in hoch aufragende Wehranlagen und Wachtürme über,die das Innere der Festung schützten. Auf der untersten Ebene der Stadt, hinter einer Anlegestelle für Schiffe und einem großen Portal, erstreckte sich ein Platz, auf dem Zeremonien und Versammlungen abgehalten werden konnten; angrenzend daran war der Thronsaal des Hochkönigs zu erkennen, ein großzügig angelegtes, aber schlichtes Gebäude mit blauer Kuppel. Um den Thronsaal herum drängte sich eine Vielzahl von Lagerhäusern, Hallen und Wohntrakten, die untereinander durch hunderte schmaler Brücken verbunden waren und stufenweise zum Zentrum Garadins anstiegen: dem sagenhaften Turm von Arath, auf dem das Banner des Hochkönigs wehte. In ihm, so wusste Drynn Dur, wurden die geheimen Schriften der Dan aufbewahrt.
    Die Bewohner waren damit beschäftigt, die engen Gassen und den großen Platz zu säubern und mit Fahnen und Girlanden zu schmücken. Anscheinend befanden sie sich inmitten der Vorbereitungen einer Zeremonie oder eines Festes.
    Der Admiral lehnte sich in seinem Sessel zurück, ergriff einen Becher mit blutrotem Wein und nippte daran. Er genoss es, die Einwohner der Stadt zu beobachten, die nichts von der drohenden Gefahr ahnten. Er malte sich lebhaft das Entsetzen in ihren Gesichtern aus, sobald sie den riesigen Dronth-Brecher entdeckten, der unter vollen Segeln auf die Schwimmende Festung zuschoss, um sie mit seinem Rammsporn zu zerstören.
    Wann würde sein Meister ihm und den Gredows endlich den Angriffsbefehl erteilen? Worauf wartete er noch? Nicht einmal Drynn Durs schärfster Widersacher im Kampft um die Gunst des Todesfürsten, der Bash-Arak, würde einen solchen Erfolg vorweisen können. Der Herrscher der Schatten befand sich wohl noch immer auf der Jagd nach dem Meledos-Kristall, dachte Drynn Dur verächtlich. Dieser verfluchte Stein hattenur Ärger verursacht! Er

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