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Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Titel: Der Ruf der Finsternis - Algarad 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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gab. »Pass auf ihn auf, kleine Dame«, sagte er verschwörerisch und wies auf Tenan, »damit er keine Dummheiten macht.«
    »Da werde ich wohl alle Hände voll zu tun haben«, gab das Mädchen zurück.
    Dann verließen sie, Tenan und Urisk das Schiff. Schweigend blickten sie der Etana nach, die sich langsam, dann allmählich schneller werdend von der Kaimauer entfernte.
    Das Schiff lag hart im Wind und neigte sich zur Seite. Tenan wusste, dass die Fahrt unter vollen Segeln innerhalb des Hafenbeckens verboten war, aber Harrid hielt sich nicht daranund verlangte offensichtlich gleich zu Beginn der Reise von seiner Mannschaft und dem Schiff das Äußerste. Elegant wich die Etana den anderen Schiffen und Booten aus und jagte an den künstlich errichteten Felsmauern vorbei, die die Anlegestellen in einem weiten Bogen vor der rauen See schützten, hinaus aufs offene Meer.
    Noch konnte Tenan Chasts Silhouette erkennen, der am Heck stand und zum Abschied die Hand hob, ab und zu war auch Harrids hünenhafte Gestalt zu sehen, dann aber wurde das Schiff endgültig von den Nebeln verschluckt.
    Eine Weile starrte Tenan in den grauen Dunst. Würde er Chast, Harrid und den Fisk-Hai jemals wiedersehen? Er hoffte es, obwohl Zweifel in ihm aufkamen. Jeder von ihnen war mit einer gefahrvollen Mission betraut, die das Leben kosten konnte. Er rief sich einen Spruch seines Meisters Osyn in Erinnerung. Die Zukunft ist verborgen. Höre auf das, was dein Herz dir sagt. Doch so sehr er sich anstrengte, sein Herz gab ihm keine Antwort auf seine Frage, er fühlte nur den Schmerz des Abschieds und das Nagen der Ungewissheit.
    »Tenan von Esgalin?«
    Eine Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Vor ihm stand ein junger Novize des Dan-Ordens, deutlich erkennbar an seiner weißen Robe und den kurz geschorenen Haaren.
    »Ich habe den Auftrag, Euch zu Erzmagier Amberon in die Hallen von Arleth zu geleiten.«
    »Hat Euch Lord Amberon mitgeteilt, was er von mir will?«
    Der Novize schüttelte den Kopf.
    Tenan warf Eilenna einen fragenden Blick zu. Es entsprach der Höflichkeit, sie zurück zu den Wohnräumen zu begleiten. Andererseits schien Lord Amberons Anliegen keinen Aufschub zu dulden, denn der Bote schaute immer wieder unruhig hinaufzu den Gebäuden des Ordens von Dan, die hoch oben am letzten Ring der Verteidigungsmauer zu erkennen waren. »Geh nur«, sagte die junge Frau. »Urisk und ich finden schon allein den Weg zurück durch die Stadt. Wir sehen uns dann beim Nachtmahl.«
    »Man wird sie beschützen vor allen Gefahren«, rief Urisk eifrig und reckte stolz seine Brust.
    Mit klopfendem Herzen folgte Tenan also dem Novizen die steilen Stufen hinauf, die zu den Gebäuden des Ordens von Dan führten.

4
    Der Bash-Arak schwebte mit ausgebreiteten Schwingen langsam aus lichtlosen Höhen hinab in die düsteren Ebenen von Caithas Dun. Seine gelben Augen schimmerten matt und kraftlos aus seinem blassen, länglichen Gesicht. Üblicherweise hätte sich der Herrscher der Schatten in den Grauen Sphären bewegt und den Weg nach Nagatha schneller zurückgelegt, aber dafür war er zu geschwächt. Die Verletzung durch den Schwertstreich des jungen Kristallträgers, ausgeführt mit einer außerordentlich starken magischen Waffe, kostete ungewöhnlich viel Kraft, und der Kampf mit dem Südländer um den Meledos-Kristall hatte ihn schließlich an den Rand der vollkommenen Erschöpfung gebracht.
    Was für eine Schmach! Noch nie hatte er einem Sterblichen weichen müssen. Und was am ungewöhnlichsten war: Die Verwundung durch das magische Schwert schmerzte auf eigentümliche Weise und bereitete ihm seelische Pein.
    Seit über tausend Jahren hatte der Bash Arak keine Empfindungen wie diese verspürt, er hatte sie vollkommen aus seinem Geist verbannt – sie gehörten der Welt der Menschen an, von der er sich vor so langer Zeit vollkommen gelöst hatte. Die magische Waffe aber hatte nun einen Riss in seiner Seele verursacht, der ihn quälte und ihm keine Ruhe ließ. Es war ein eigentümlich stechendes Brennen. Längst vergessene, befremdliche Erinnerungen stiegen in ihm auf, die so ganz anders waren als jene Bilder der Wut und des Hasses, die sein Leben bestimmten. Die Szenen waren nur kurz, manchmal nicht mehr als ein Blitz in der Finsternis seines Bewusstseins, doch in ihrem tiefsten Grund spiegelten sie verlorene Hoffnung, tiefe Trauer und lähmende Verzweiflung wider. Er vernahm Stimmen, die ihn bei einem Namen riefen, den er irgendwoher kannte, der aber nur noch

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