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Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Der Ruf der Finsternis - Algarad 2

Titel: Der Ruf der Finsternis - Algarad 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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drängte das Tier, so gut es ging, in die Nische hinein, berührte es sanft am Kopf und murmelte einen Zauberspruch, der es in einen leichten Schlaf versetzte. Ein weiterer Zauber ließ die Umrisse des Tiers und Lord Irus mit dem Felsen verschmelzen.
    Der Comori wandte sich um und eilte zu dem anderen Tunnel zurück, in dem er die Stimmen vernommen hatte. Ein paar rußige Fackeln verbreiteten ein unheimliches Licht. Das Knallen der Peitschenhiebe und die wütenden Stimmen der Gredows waren immer noch deutlich zu hören. Osyn ging ihnen vorsichtig nach. Der Stollen endete am Eingang einer gigantischen Höhle, die gut vierhundert Schritt im Durchmesser maß. Der Comori duckte sich hinter einem Felsvorsprung und beobachtete die Ereignisse, die sich dort abspielten.
    Hunderte von Sklaven waren damit beschäftigt, das Felsgestein mit Hacken und Meißeln abzutragen, um die Halle zu erweitern, andere schleppten schwere Körbe auf dem Rücken, die im hinteren Teil befüllt worden waren. Riesige Stützpfeiler trugen das Gewölbe, damit es nicht unter dem gewaltigen Druck des Berges zusammenbrach.
    Osyn konnte die Gesichter einiger Männer, Frauen und Kinder im trüben Licht erkennen. Sie wirkten grau und ausgezehrt, schauten mit leerem Blick vor sich hin. Jedwede Hoffnung schien sie verlassen zu haben. Es gab Junge und Alte, viele von ihnen schienen schon seit Jahren in den Verliesen eingesperrt zu sein. Ihre Kleider waren zerlumpt, die Haare langund verfilzt, und alle waren auf erschreckende Weise abgemagert, konnten sich kaum noch auf den Beinen halten. Die meisten von ihnen waren durch Krankheit gezeichnet oder hatten Verletzungen, die ihnen die Gredows zugefügt hatten; Schnitte, kaum verheilte Striemen und gebrochene Gliedmaßen waren dabei noch das geringste Übel.
    Obwohl es unnatürlich kalt war, waren die Körper der Arbeiter schweißüberströmt. Osyn erblickte im hinteren Teil der Halle hölzerne Gestelle und Regale, auf denen sich bis weit hinauf unter das Deckengewölbe eine Unzahl verschnürter Bündel türmte. Sie waren allesamt etwa menschengroß und besaßen auch die Gestalt von Menschen. Der Comori verfluchte die Tatsache, dass er die Bündel nicht genauer in Augenschein nehmen konnte. Was ging hier vor sich? Wozu brauchte Achest diese riesige Halle?
    Eine eiserne Glocke ertönte und gab das Signal für eine kurze Ruhepause. Erschöpft sanken die Gefangenen auf die Knie oder ließen sich der Länge nach auf den Steinboden fallen. Einige Sklaven eilten mit Lederbeuteln voller Wasser durch die Reihen und gaben ihnen zu trinken. Bevor alle etwas bekommen hatten, ertönte der Gong erneut, und die Arbeiter mussten sich wieder erheben. Einige kamen nur durch die Peitschenhiebe der Gredows auf die Beine, und wieder begann die Schwerstarbeit. Ab und zu wurden neue Gruppen von Sklaven herangeführt und die entkräfteten Arbeiter zurück in ihre Zellen getrieben. Eine Schar von ihnen bewegte sich direkt auf den Felsen zu, hinter dem sich Osyn versteckt hatte. Zeit zu verschwinden!
    Der alte Comori hastete zu jener Stelle zurück, wo er das Orn-Tier und Iru versteckt hatte. Er hob den Zauber, der sie umgab, wieder auf, löste die Zügel und schwang sich hinter Iruauf das Tier. Ein kurzer Blick über seine Schulter verriet ihm, dass die Gredows mit ihren Sklaven bald auftauchen würden, schon leuchtete der Schein von Fackeln an den Tunnelwänden. Er gab dem Orn-Tier einen Klaps auf das Hinterteil, und mit schweren Schritten stapfte es den Gang hinauf in die Finsternis. Der Lärm der Gredows, das Knallen der Peitschenhiebe und das Stöhnen der Gefangenen verklangen hinter ihnen.

29
    Seit sie sich auf der Trasé befanden, hatte Tenan seine Gefährten Eilenna und Urisk nur noch selten gesehen. Sie hielten sich meistens unter Deck auf, denn es regnete häufig und die raue See machte Urisk zu schaffen. Der arme Fairin war die lange Reise übers Meer nicht gewohnt. Er klammerte sich an einen Pfosten seiner Bettstatt und hielt sich den schmerzenden Kopf. »O weh, nicht gut tut einem das ewige Schaukeln und Auf und Ab! Garstiges Wasser!«
    Eilenna pflegte ihn und brachte ihn dazu, wenigstens frisches Wasser zu sich zu nehmen, denn etwas zu essen bekam der seekranke Fairin nicht herunter.
    Tenan vermisste seine Freunde und hatte Gewissensbisse, dass er nicht mehr Zeit mit ihnen verbringen konnte, gerade jetzt, da es Urisk so schlecht ging, aber Dualars Ausbildung verlangte ihm alles ab. Oft sank er danach nur noch erschöpft in

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