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Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari

Titel: Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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Regen endlich nach, der graue Regenvorhang vor dem Höhleneingang lichtete sich, löste sich auf und ging in ein unregelmäßiges Plätschern über, das mit der Zeit ganz nachließ. Wenig später drang sogar noch etwas Sonnenlicht
von der untergehenden Sonne zu ihnen herein. Unter ihnen lag das Tal, das sich in der Zwischenzeit in einen reißenden Fluss verwandelt hatte. Nur die Bäume am äußersten Rand waren nicht von den Fluten betroffen. Jetzt verstand Jella, warum Fritz eine baldige Rückkehr für eher unwahrscheinlich hielt. Zaghaft tastete sie nach ihren Kleidern, um zu prüfen, ob sie mittlerweile getrocknet waren. Doch sie fühlten sich immer noch klamm und feucht an.
    Ein lautes Knurren und Fauchen schreckte Jella auf.
    »Was war das?«
    Die unerfreuliche Begegnung mit den Hyänen tauchte wie ein Schreckgespenst in ihrer Erinnerung wieder auf. Fritz sprang auf und griff nach einem Ast. Mit ein paar Schritten war er vorn an der Felskante. Über einen schmalen Pfad, der genau auf ihr Plateau führte, kam ein Honigdachs auf sie zu. Offenkundig war die Höhle sein bevorzugter Unterschlupf. Als das hundegroße, schwarzgelbe Tier Fritz mit seinem Prügel sah, fletschte es angriffslustig seine spitzen Zähne. Dann griff es unvermittelt an. Fritz konnte gerade noch zur Seite springen. Mit der einen Hand den Stock haltend versuchte er sich mit seinem Armstumpf zu schützen. Das Tier hatte es genau auf seine empfindliche Mitte abgesehen.
    »Verdammtes Biest«, schimpfte er und wich erneut aus. »Mach, dass du fortkommst!« Doch der Honigdachs dachte gar nicht daran und attackierte Fritz weiter. Dieser versuchte dem Tier mit dem Ast einen Schlag zu verpassen, doch der Dachs wich immer wieder geschickt aus und wurde noch wütender. Bei einer seiner nächsten Attacken gelang es dem Tier, Fritz einen tiefen Kratzer am Bein zuzufügen. Fritz zischte vor Schmerz und wurde für einen Moment abgelenkt. Ohne nachzudenken, riss Jella einen brennenden Ast aus dem Feuer und drosch damit laut schreiend auf das überraschte Tier ein. Der Dachs war so auf
Fritz fixiert gewesen, dass er sie gar nicht wahrgenommen hatte. Mit einem lauten Aufjaulen ließ er schließlich von ihm ab und trollte sich.
    »Danke!«
    Fritz keuchte. Auch Jella war aufgelöst und außer Atem. Sie stand direkt vor Fritz und konnte seinen Atem auf ihrer Haut fühlen. Plötzlich wurde sie sich seiner unmittelbaren Nähe bewusst. Ihre Augen hielten einander gefangen. Jellas Herz begann heftig zu klopfen. Sie hätte sich sofort abwenden und wieder an das Feuer setzen sollen, doch die knisternde Spannung zwischen ihnen hielt sie davon ab. Fritz’ Gesicht kam immer näher, bis er sie schließlich küsste. Seine Berührung war sanft und warm. Jella spürte seine Lippen auf ihren und sog seinen intensiven männlichen Geruch ein. Zu ihrem Erstaunen erregte sie die Berührung. Als Fritz seine Arme vorsichtig um sie schlang und sie noch näher an sich heranzog, ließ sie es bereitwillig geschehen. Dann spürte sie seine Zunge auf ihren Zähnen. In einer ersten Reaktion wollte sie ihn von sich stoßen, doch dann gab sie ihrem Verlangen nach und öffnete ein wenig den Mund. Als sich ihre Zungen berührten, einander umspielten und schließlich fordernd miteinander rangen, überkam sie ein wohliger Schauer. Sie spürte, wie es zwischen ihren Beinen kribbelte und ihr Widerstand gegen fremde Berührungen nachließ. Doch dann gewann ein letzter Rest von Vernunft die Oberhand, und Jella stieß Fritz von sich. Beschämt wollte sie fliehen, doch Fritz hielt ihren Arm umklammert. Seine Augen schimmerten zärtlich.
    »Bleib bei mir«, bat er. »Du brauchst keine Angst zu haben. Ich werde dir niemals wehtun.«
    »Woher weißt du...?«
    »Ich weiß gar nichts«, sagte Fritz. In seiner Stimme schwang aufrichtiges Mitgefühl. »Aber ich habe im Krieg in Südafrika schon so viele Frauen gesehen, denen das widerfahren ist, was ich bei
dir vermute. Es liegt etwas in deinem Blick, das mehr als alles andere verrät.«
    Er ließ sie los und streichelte sanft über ihre Wange.
    »Ich würde alles geben, wenn ich das wiedergutmachen könnte, was man dir angetan hat.«
    Es war, als hätten seine Worte einen Damm eingerissen. Jellas Augen füllten sich mit Tränen. Erinnerungen, Schmerz, Trauer, aber auch Erleichterung und Dankbarkeit für das überraschende Verständnis bahnten sich ihren Weg. Fritz’ Worte hatten sie mehr berührt als der stille Trost, den sie bei den Zilles gespürt hatte,

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