Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari
unterstützte sie mit aufmunternden Zurufen. Zwei-, dreimal rutschte sie aus und drohte in den Abgrund zu stürzen, doch jedes Mal war Fritz’ gesunde Hand zur Stelle und fing sie auf. Das machte ihr Mut und gab ihr Vertrauen. Als sie das letzte Stück noch einmal klettern mussten, hatte sie ihre Höhenangst so weit überwunden, dass sie dem hinter ihr kletternden Fritz vertrauen konnte.
Endlich hatten sie den Felsvorsprung über dem Tal erreicht. Völlig erschöpft zog sich Jella hoch und blieb trotz des Regens erst einmal liegen. Sie fühlte sich von der Anstrengung völlig ausgelaugt. Fritz zog sie unter den schützenden Abri. Der Felsüberhang war größer, als sie vermutet hatten. Er bot Platz für eine ganze Gruppe von Menschen und zog sich etwa zwanzig Meter in den Fels hinein. Seine Wände waren ebenso bemalt wie der Eingang zur Schlucht. Wieder war Kauha, der große Geist, dargestellt. Doch dieses Mal war er unter den Menschen und Tieren, ein Teil von ihnen. Ebenso fiel auf, dass Menschen und Tiere nicht mehr
voneinander getrennt waren. Sie waren nicht mehr Jäger und Gejagte, sondern schienen eine Gemeinschaft zu bilden.
»Sehen Sie nur, es gibt sogar Feuerholz.« Fritz machte sich daran, den ungeordneten Haufen zu untersuchen. Zufrieden stellte er fest, dass es trocken war.
»Dies muss ein Ritualplatz der Buschmänner sein.«
Er zog einige Zweige und dickere Äste aus dem Stapel und legte eine Feuerstelle an. Wenig später prasselte ein wärmendes Feuer. Jella kauerte sich bibbernd daneben. Fritz reichte ihr die Decke, die allerdings pitschnass war und deshalb wenig Wärme bot. Das Gewitter nahm an Heftigkeit noch zu und tobte über dem kleinen Tal. Sie konnten kaum etwas erkennen, denn der Regen fiel so dicht, dass er sich wie ein grauer Vorhang vor den Felsüberhang legte.
»Ich habe das Gefühl, hinter einem Wasserfall zu sitzen.« Jella kuschelte sich noch tiefer in ihre nasse Decke. Sie bemerkte erst jetzt, dass Fritz genauso fror wie sie.
»Sie können gern auch einmal die Decke haben«, bot sie ihm an. Doch Fritz lehnte ab.
»Danke, ich werde mich bewegen und meine Kleider direkt über dem Feuer trocknen. Das würde ich Ihnen übrigens auch raten.«
Jella zuckte unangenehm berührt zusammen und bekam einen feuerroten Kopf. Nie im Leben würde sie sich vor einem Mann enthüllen. Fritz zog bereits sein Hemd über den Kopf und hängte es an einem Ast über dem Feuer auf. Ebenso tat er es mit seiner Reithose. Seine regennasse Brust glänzte im Widerschein der Flammen. Entrüstet wandte Jella sich ab. Fritz nahm unterdessen ungerührt ihr gegenüber auf der anderen Seite des Lagerfeuers Platz. Mit verschränkten Beinen rutschte er möglichst nah an das Feuer heran und begann sich durch Reiben seines Körpers aufzuwärmen.
»Ich möchte Ihnen keineswegs nochmals zu nahe treten, aber wenn Sie Ihre Kleider noch länger anbehalten, dann werden sie nicht trocken. Wir müssen uns darauf einstellen, die ganze Nacht hier zu verbringen. Es wird bitterkalt werden.«
Fritz schrie fast, um gegen den laut prasselnden Regen anzukommen. Jella war die Situation äußerst peinlich, aber sie wusste, dass er recht hatte. Obwohl sie so nah am Feuer saß, war ihr immer noch erbärmlich kalt. Wenn sie nichts dagegen unternahm, würde sie sich wer weiß wie erkälten. Widerstrebend pellte sie sich aus ihrer Decke und begann ihre Bluse aufzuknöpfen.
»Sie müssen sich wegdrehen«, forderte sie energisch. Gehorsam drehte Fritz sich um und ließ seinen nackten Rücken von den wärmenden Flammen bescheinen. Rasch zog sich Jella aus und legte ihre Kleider und die Decke zum Trocknen aus. Nur ihr durchscheinendes Unterhemd und die mit Rüschen besetzte Unterhose behielt sie an. Nah am Feuer sitzend wurde ihr schon bald wärmer. Fritz blieb, den Rücken ihr zugewandt, sitzen und schwieg. Jella war es recht. Sie fühlte sich ohne Kleider entblößt und ungeschützt, andererseits konnte sie nicht anders, als immer wieder Fritz’ sehnigen Rücken zu betrachten. Er war im eigentlichen Sinne kein schöner Mann. Von der Statur her war er sehr groß und eher schlaksig als muskulös. Trotzdem war er durchtrainiert und in seinen Bewegungen schnell und behände. Die Haut war an den Armen, im Gesicht und am Hals dunkelbraun und stach gegen seinen olivfarbenen Rücken ab. Sein schwarzes, langes Haar hing ihm wirr um den Kopf. Jella ertappte sich dabei, dass sie es gern mit ihren Händen geordnet hätte.
Nach einiger Zeit ließ der
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