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Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari

Titel: Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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das Gute doch hoffentlich auch.«
    »Das Gute selbstverständlich auch. Manchmal kommen die Buschmänner hierher, um Kraft zu tanken und sich spirituell zu reinigen. Man sagt, dass dieser Ort einen auch von alten Wunden heilt.«
    »Eine schöne Vorstellung!«
    Fritz ging weiter, bis sich die enge Schlucht schließlich in ein
kleines Tal öffnete, das von allen Seiten mit Felsen umstanden war. Die Sohle des Tales war das ausgetrocknete Bett eines Riviere. In der Regenzeit füllte sich das Flussbett mit Wasser und verwandelte das ganze Tal in eine gefährlich strudelnde Wanne, deren einziger Abfluss der schmale Durchgang war, durch den sie gekommen waren. An den Rändern des Riviere wuchsen zahlreiche Pflanzen und Bäume und bildeten einen schattigen Hain. Mitten in dem Flussbett stand eine kleine Herde von Oryxantilopen. Die schwarzweißen Spießböcke scharrten an einer bestimmten Stelle, die sie zu kennen schienen, nach Wasser. Tatsächlich war ihr abwechselndes Graben bald von Erfolg gekrönt, denn der Leitbock senkte seinen Kopf in die Grube und trank in langen Zügen von dem Nass. Erst danach durften sich die anderen Tiere der Herde laben. Die Anwesenheit der Menschen schien sie dabei nicht zu stören.
    »Wir haben Gegenwind«, erklärte Fritz und zeigte auf die Blätter der Bäume, die sich in der leichten Brise bewegten. »Aber auch unter anderen Umständen verhalten sich die Tiere an diesem Ort immer seltsam friedlich. Ich habe sogar einmal einen Löwen und einen Spießbock friedlich nebeneinander trinken gesehen. Es ist, als ob Kauha hier die Regeln der Natur außer Kraft setzt.«
    »Jetzt übertreiben Sie aber!«
    Jella fand die Vorstellung von einem Paradies zwar äußerst reizvoll, aber ihr gesunder Menschenverstand sträubte sich, an derlei Dinge zu glauben. »Sicherlich gibt es irgendeine plausible, wissenschaftliche Erklärung dafür.«
    Fritz grinste. »Dann finden Sie es heraus!«
    Etwa fünfzig Meter über ihnen entdeckte Jella eine Vertiefung in der Felswand.
    »Was ist da oben?«
    Fritz zuckte mit den Schultern. »Ein natürlicher Felsvorsprung, nehme ich an. Ich bin noch nie hochgeklettert, aber ich könnte
mir vorstellen, dass man von dort oben eine gute Aussicht hat. Wenn Sie wollen, können wir das später erkunden. Doch jetzt habe ich Hunger, und Sie?«
    Er lachte ihr verschmitzt zu. Jella fühlte erst jetzt das große Loch an der Stelle, wo sie sonst ihren Magen vermutete. Fritz schnallte eine mitgebrachte Decke von seinem Sattel und breitete sie im Schatten einiger Mopanesträucher aus, während Jella das Essen aus der Provianttasche herausholte. Die ungewohnte Reiterei saß ihr in allen Knochen. Vor allem ihr Hinterteil und die Beine fühlten sich wie durchgewalkt an. Imelda hatte ihnen kaltes Huhn, frische Weizenbrötchen, Obst und sogar eine Flasche südafrikanischen Weißwein eingepackt. Selbst Gläser und Geschirr hatte sie nicht vergessen.
    »Ihre Mutter ist ein Schatz«, stöhnte Jella genussvoll und griff hungrig nach einem gegrillten Hähnchenschenkel. Fritz öffnete die Flasche Weißwein und füllte etwas davon in die beiden Gläser. Der Wein funkelte blassgrün, als er ihr ein Glas reichte.
    »Auf ›Buschmanns Paradies< und auf den heutigen Tag«, toastete er Jella zu. Ihre Gläser berührten sich, und Fritz sah sie wieder mit diesem eindringlichen Blick an, der sie sowohl anzog als auch verstörte. Sie wich ihm aus und trank rasch einen Schluck. Fritz nahm es wortlos zur Kenntnis und bediente sich nun ebenfalls an dem Essen. Ohne ein weiteres Wort zu wechseln, aßen sie ihren Lunch. Trotz des Schweigens knisterte die Luft zwischen ihnen. Es war eine Mischung aus Schüchternheit und Spannung. Jella hätte zu gern etwas Belangloses erzählt, aber ihr fiel einfach nichts ein. Fritz schien es genauso zu gehen. Er nahm einen Stock und stocherte damit auf dem Boden herum. Schließlich stand er auf und entfernte sich von ihrem Rastplatz. Jella ließ sich nun auf den Rücken sinken und beobachtete den Himmel über sich. Bizarre, weiße Wolken jagten über den Himmel. Sie erkannte Gesichter, Tiere und Ungeheuer in ihnen wieder. Manchmal zerrissen die
Wolken, und ein Gesicht veränderte sich zu einer Grimasse, bevor es sich ganz auflöste. Sie wurde schläfrig und gähnte. Irgendwann nickte sie ein.
    Ein lautes Wiehern weckte sie. Sie schreckte auf. Die Stute und der Wallach waren unruhig und trippelten nervös im Kreis herum. Sie waren nicht angebunden und drängten fort. Fritz stand

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