Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari
afrikanischen Himmel hinaus.
Als sie am nächsten Morgen aufwachte, saß Fritz bereits angekleidet am Feuer und schürte es. Als er sie bemerkte, lächelte er ihr warm zu.
»Hunger?«, fragte er zärtlich.
»Wie ein ausgehungerter Löwe!«
»Ich habe unsere Provianttasche inspiziert und dabei Folgendes entdeckt...«
Fritz zeigte auf die am Boden ausgebreiteten Köstlichkeiten. Da waren noch etwas Hühnchen, Kuchen, eine Mango und reichlich Wasser. Jella lief das Wasser im Mund zusammen. Sie rappelte sich von ihrem Lager auf. Erst jetzt wurde sie sich ihrer Nacktheit bewusst.
Die letzte Nacht trat ihr wieder in Erinnerung, und sie errötete bei den Gedanken daran. Rasch zog sie sich an. Fritz beobachtete sie lächelnd, während seine dunklen Augen wohlwollend auf ihren wohlgeformten Rundungen ruhten.
»Schau nicht so«, schimpfte Jella verlegen.
Fritz lachte ein raues Lachen und wandte sich rücksichtsvoll wieder dem Feuer zu.
»Nach dem Frühstück können wir uns an den Abstieg machen. Das Wasser aus dem Riviere ist schon wieder zurückgegangen. Und wenn mich nicht alles täuscht, sind auch unsere Pferde wieder in das Tal zurückgekehrt. Die Fluten müssen den Ausgang wieder geöffnet haben.«
»Prima.« Jella nahm sich ein Stück Kuchen und biss kräftig davon ab. »Deine Mutter backt wunderbar«, schwärmte sie.
»Du kannst das sicher auch.« Da war wieder dieser seltsame Glanz in Fritz’ Augen, der sie immer noch irritierte.
»Ich bin eine schreckliche Bäckerin«, behauptete sie. »Und kochen kann ich schon gleich dreimal nicht.«
»Bis zur Hochzeit wirst du es lernen.«
Das Wort Hochzeit ließ Jella aufhorchen. Bildete sie es sich nur ein, oder lag in dieser Bemerkung ein gewisser Unterton? Es war nicht so, dass sie die Geschehnisse der letzten Nacht bereut hätte - im Gegenteil: Fritz hatte ihr etwas gegeben, was sie niemals für möglich gehalten hätte. Er hatte sie von ihrem Trauma befreit. Aber das bedeutete noch lange nicht, dass er Besitzansprüche an sie stellen konnte. Bevor sie an eine mögliche Zukunft zu zweit denken konnte, musste sie erst einmal ihr eigenes Leben ordnen und herausfinden, was gut für sie war. Und sie war nicht bereit zuzulassen, dass sich irgendjemand da einmischte. Unangenehm berührt lenkte sie die Unterhaltung auf ein harmloseres Thema.
»Wir müssen los! Der Weg zurück ist weit.«
Nebenbei packte sie die wenigen Sachen zusammen.
»Lass uns gehen«, meinte sie, als Fritz immer noch keine Anstalten machte aufzubrechen. »Deine Mutter wird sich schon Sorgen machen.«
Sie schob sich an Fritz vorbei zum Ausgang hin. Doch er verstellte ihr den Weg und hielt sie fest. Zärtlich küsste er sie auf die Stirn.
Jella zuckte zurück. Sie hatte Angst vor dem, was nun folgen würde.
»heißt du, was ich mir wünsche?«
Sie wich seinem Blick aus.
»Keine Ahnung«, behauptete sie.
»Ich möchte, dass es zwischen uns nie endet.«
Jella räusperte sich und befreite sich aus seiner Umarmung. Sie wollte Fritz nicht kränken, aber andererseits sah sie ihre Befürchtungen bestätigt. Er machte sich Hoffnungen auf sie, die sie so nicht erfüllen wollte.
»Ist etwas?« fragte er besorgt. »Ich hatte den Eindruck, es hat dir auch gefallen. Bereust du etwa, was zwischen uns geschehen ist?«
Jella schüttelte den Kopf.
»Nein!« Sie fuhr sich nervös mit den Fingern durch die Haare. »Im Gegenteil, ich bin dir dankbar dafür.«
Warum war plötzlich alles so kompliziert? Sie nahm sich zusammen und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Es war nicht ihre Art, mit den Dingen lange hinter dem Berg zu halten. Also sprach sie offen aus, was sie dachte.
»Ja, es war schön, und ich werde dir immer dafür dankbar sein. Allerdings möchte ich nicht, dass du dir wegen vergangener Nacht Hoffnungen auf mich machst. Ich bin nicht der Mensch, für den du mich hältst, und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich niemals eine gute Ehefrau wäre.«
»Die beste, die ich mir vorstellen kann.« Fritz sah sie voller Liebe an und griff nach ihren Händen, aber sie entzog sie ihm.
»Lass das, bitte!«
»Heirate mich!« Fritz machte Anstalten, auf die Knie zu fallen. »Etwas Besseres als du ist mir in meinem ganzen Leben noch nicht begegnet.«
»Darauf kommt es doch gar nicht an!« Es brachte Jella auf, dass er sie nicht verstehen wollte. Das alles ging ihr viel zu schnell. »Ich kann dich nicht heiraten«, rief sie empört. »Verstehst du das nicht? Niemals!«
»Aber warum denn nicht?«
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