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Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari

Titel: Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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seinem Haus, aber es war ein offenes Geheimnis, dass die beiden ein Verhältnis hatten. Als sie schließlich schwanger wurde, bekannte er sich sofort zu ihrem gemeinsamen Kind. Er bat Sarah, ihn zu heiraten, doch die Himbafrau wollte es nicht. Eine christliche Heirat stand außerhalb ihrer Vorstellungswelt. Sie konnte auch so mit Johannes zusammen sein und brauchte die Rituale der Weißen nicht für ihr Glück. Johannes wurde für seine menschenfreundliche Art und seine Hilfsbereitschaft von allen schwarzen Farmarbeitern geachtet. Im Gegensatz zu den anderen Farmern achtete er die unterschiedlichen Lebensweisen der Einheimischen, besonders das der nomadisierenden Buschmänner. Alle zwei Jahre kam eine Gruppe von ihnen nach Owitambe . Das war schon immer so gewesen. Johannes duldete ihre Anwesenheit und nahm es auch in Kauf, dass sie ab und zu eines seiner Rinder mitnahmen. Die Buschmänner wussten, dass die anderen weißen Männer sie deswegen jagten, und waren Johannes dafür umso dankbarer. Debe, ihr Sprecher, machte Johannes deshalb ein wertvolles Geschenk. Für den Buschmann war es nur ein Talisman, aber für Johannes und Owitambe bedeutete es viel mehr. Der Buschmann schenkte ihm einen kleinen Beutel voller Diamanten.
    Jella hielt inne und griff nach dem Lederbeutel. Neugierig öffnete sie ihn und schüttete den Inhalt auf ihr Bett. Vier glitzernde, ungeschliffene Steine kullerten auf die Bettdecke. Ungläubig nahm sie sie in die Hände. Sie kannte sich nicht mit Diamanten aus, aber zweifelsohne waren sie ein Vermögen wert! Lucie würden die Augen übergehen. Überhaupt Lucie. Was spielte sie in Johannes’
Leben für eine Rolle? Ihr Name war noch nicht ein einziges Mal in den Aufzeichnungen aufgetaucht, geschweige denn ihre Person. Jella blätterte vor. Es waren nur noch wenige Seiten, dann waren die Aufzeichnungen ihres Vaters zu Ende. Was hatte das zu bedeuten? Immer noch hatte Johannes Lucie mit keiner Silbe erwähnt. Merkwürdig. Erst beim Überfliegen der letzten Seiten fiel zum ersten Mal ihr Name. Ihr Vater erwähnte eine gewisse Engländerin namens Lucie Greenwood, die in einem Hotel in Grootfontein wohnte. Er beschrieb sie als ziemlich aufdringliches Weibsbild, das ihm offenkundig schöne Augen gemacht hatte. Ihre anbiedernde Art hatte ihn abgestoßen, allerdings war er zu höflich gewesen, um sie offen zu brüskieren. Das änderte sich erst, als sie eines Tages überraschend in Owitambe aufgetaucht war und Johannes gebeten hatte, sie für ein paar Tage zu beherbergen. Um der Gastfreundschaft willen konnte er nicht ablehnen. Doch Lucie verfolgte ihn auf Schritt und Tritt und machte ihm so deutliche Avancen, dass er nicht anders konnte, als ihr nach wenigen Tagen unmissverständlich klarzumachen, dass er an ihr nicht interessiert war. Erst danach war Lucie beleidigt abgereist.
    Jella legte das letzte Heft aus den Händen. Ihr war ganz wirr im Kopf. Lucie hatte ihr die Heiratsurkunde gezeigt. Sie trug den Stempel des Kolonialamtes von Grootfontein. Irgendetwas stimmte hier nicht. Nachdenklich räumte sie die Hefte und die Diamanten beiseite und versteckte sie unter ihrer Matratze.
    Plötzlich hatte sie das Bedürfnis, an die frische Luft zu gehen, um einen klaren Kopf zu bekommen. Sie hatte so viel über Johannes und seine Zeit in Afrika erfahren, dass sie erst einmal Ordnung in ihre Gedanken bekommen musste. Durch die Hintertür, die normalerweise nur die Hausbediensteten benutzten, trat sie ins Freie. Der kurze afrikanische Tag neigte sich langsam seinem Ende zu. Die Bäume und Gebäude warfen lange, dunkle Schatten, und die untergehende Sonne tauchte Owitambe in ein warmes,
leuchtendes Orange. Sie wollte zu ihrem Lieblingsbaum gehen, um die Stimmung des Abends auf sich wirken zu lassen. Da hörte sie Stimmen. Sie kamen aus dem Nebengebäude, in dem die Kutsche und die Fuhrwerke untergebracht waren. Lucie und Grünwald waren wohl soeben zurückgekehrt. Sie schienen offensichtlich guter Laune zu sein. Lucie lachte ihr lautes, schrilles Lachen, und auch Grünwald war für seine Verhältnisse recht übermütig. Neugierig blieb Jella im Schutz des Schattens, den das Gebäude warf, und lauschte. Durch eine Ritze in der Holzwand konnte sie die beiden sogar beobachten. Sie schienen sehr vertraut miteinander umzugehen.
    »Wir haben es fast geschafft«, jubelte Lucie. »Die Farm gehört mir. Jetzt müssen wir nur noch Sonthofens Steine finden. Sie müssen einfach irgendwo auf der Farm sein! Verkauft hat er sie

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