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Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari

Titel: Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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Himbafrau. Ich muss mit ihr reden«, forderte er.
     
    Sarah saß in ihrer Lehmhütte und bereitete für ihren Sohn und sich Essen zu. Sie sang dabei, während der Junge aus Holzstücken etwas bastelte, das Ähnlichkeit mit einem Auto hatte. Als Fritz’ Silhouette den Eingang zu ihrer Hütte verdunkelte, sah sie erstaunt auf.
    Fritz trat ein und kauerte sich neben sie. Er wollte eben ansetzen, ihr etwas zu erklären, als sie ihn mit einem einzigen Satz unterbrach.
    »Erindi«, sagte sie mit ihrer weichen, wohlklingenden Stimme. »Sie sind nach Erindi geritten.«
     
    Fritz bereitete umgehend ihren Aufbruch vor. Leutnant Bausch suchte auf seinen Karten nach einem Ort oder einer Landschaftsbezeichnung, die den Namen Erindi trug, und fand ihn tatsächlich in der Nähe der nordöstlichsten Begrenzung von Owitambe . Sie deckten sich auf der Farm mit etwas Proviant und Wasservorräten ein und ritten am späten Nachmittag los. Er hoffte inständig, dass sie nicht zu spät kommen würden.

Sternenschwestern

    Nakeshi hatte eine Vision.
    Sie überfiel sie in dem Moment, als sie in einem Termitenhügel ein Bienenvolk entdeckte. Die eifrig summenden Insekten tummelten sich in einer Vertiefung des zerklüfteten Termitenbaus und bewachten sorgfältig ihre Vorräte. Der Glanz des dunklen Honigseims leuchtete verlockend aus der Dunkelheit. Die junge Buschmannfrau war gerade dabei, ihre Hand in die Vertiefung zu stecken, um mit einem beherzten Griff die Waben von der Decke der Vertiefung zu lösen, als sich plötzlich ihr Blick trübte und anstatt der verlockenden Süßigkeit das Gesicht ihrer Sternenschwester auftauchte. Die leuchtend roten Haare umgaben sie wie einen Feuerkranz, während sie ihre Arme hilfesuchend nach Nakeshi ausstreckte. Ihr Herz verkrampfte sich bei dem Anblick dieser Verzweiflung, und dann spürte sie die Angst der anderen, als wäre es ihre eigene. Genauso schnell, wie die Vision gekommen war, war sie auch wieder vorüber. Doch der Eindruck, den sie bei Nakeshi hinterlassen hatte, blieb. Es verwirrte sie, dass die Mischung aus Angst und Schmerz nun auch ein Teil von ihr geworden war. Um sie loszuwerden, zwang sie sich, sich wieder auf den Honigklau zu konzentrieren. Mit sicherer Hand griff sie nach den Waben und löste sie von der Decke, was sofort mit einem lauten Brausen der Insekten quittiert wurde. Nun musste sie schnell handeln, denn es war nur noch eine Frage der Zeit, bis die Bienen zu einem wütenden Angriff auf sie übergehen würden. Bevor sie sich verständigt
hatten, musste sie ihren Arm wieder aus der Höhle gezogen haben und so schnell wie möglich Schutz in der Dunkelheit eines Gebüsches suchen. Von der Vision noch benommen, waren ihre Handgriffen zu zögerlich. Die Bienen waren schneller als sie. Umgehend versammelte sich eine enorme Anzahl der Tiere zu einer kleinen Armee und stürzte sich mit wütendem Summen auf die Räuberin. Nakeshi schrie auf vor Schmerz. Überall ließen sich die Tiere auf ihrer Haut nieder und bohrten ihre giftbewehrten Stachel hinein. Trotzdem ließ sie ihre Beute nicht fallen. Im Zickzacklauf rannte sie in Richtung des Unterholzes, dass sie vorsorglich ausgespäht hatte. Mit ein paar Sprüngen hatte sie es erreicht und sich darunter verkrochen. Allerdings war ihre kostbare Beute hart erkauft. Etliche Stacheln der Bienen steckten noch zuckend in ihrem Körper. Sie wagte sie nicht herauszuziehen, denn das aufgeregte Summen der Insekten vor dem Busch ließ immer noch nicht nach. Eilig stopfte Nakeshi den Honig samt Waben in ihren Ledersack, um sich dann weiter durch das Unterholz zu kämpfen und nach einem geeigneten Ausgang weit weg von den Bienen zu suchen. Sobald ihr das gelungen war, rannte sie mit großen Schritten davon.
    Sie rannte und rannte, denn das Laufen befreite ihren Geist und lenkte sie von den Schmerzen ab. Wie aufgezogen trabte sie durch den Busch, zielstrebig und ausdauernd, als weise ihr ein innerer Kompass den Weg. Ganz langsam, wie Regentropfen, die allmählich durch das Erdreich sickerten, wurde ihr bewusst, dass sie auf der Suche nach ihrer Sternenschwester war. Etwas in ihr sagte ihr, dass sie ganz nahe war und ihrer Hilfe bedurfte. Nakeshi öffnete ihren Geist ganz weit, um das Bild des Mädchens vor ihrem inneren Auge wiedererstehen zu lassen. Und plötzlich wusste sie, wo sie sie finden konnte.
     
    Die Bruchteile von Sekunden, die die Schlange brauchte, um sich aufzurichten und in ihr Gesicht zu schnellen, streckten sich in

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