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Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari

Titel: Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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diese Sonthofen schnellstens zu beseitigen. Und dieses Mal erledige ich sie an Ort und Stelle.«
     
    Als Jella aus ihrem komaähnlichen Schlaf erwachte, fühlte sie sich erstaunlich gekräftigt. Der tiefe Heilschlaf hatte seine Wirkung getan. Bis auf eine leichte Übelkeit und das dumpfe Hämmern in ihrem Kopf ging es ihr prima. Neben ihr saß die Buschmannfrau und beobachtete sie neugierig.

    »Warum hilfst du mir?«
    Die Buschmannfrau sah sie verständnislos an. Jella überlegte, wie sie sich verständlich machen konnte, dann fiel ihr plötzlich der Name ein, den sie damals in Owitambe in ihrem Kopf gehört hatte. Es war eine verrückte Idee, aber geschahen hier nicht Dinge, die sie ohnehin nicht verstand? Sie zeigte auf die Frau und fragte: »Nakeshi?«
    Beim Klang des Namens verzog sich das Gesicht der Buschmannfrau zu einem breiten Lächeln. Sie nickte, nahm Jellas Hand und drückte sie an ihre Brust. Ein Schwall von Worten kam nun über ihre Lippen. Jella lauschte der Stimme, die sie bislang nur in ihrem Kopf gehört hatte. Sie war weich und wohlklingend und hörte sich an wie ein munterer Bach, über dessen Kieselsteine das strömende Wasser hüpft. Klick- und Schnalzlaute ahmten sein Plätschern nach, während ein samtiger Unterton den Lauf des Baches symbolisierte. Jella war nur enttäuscht, dass sie die Bedeutung der Worte nicht verstand. In ihren Träumen und Visionen hatten sie beide dieselbe Sprache gesprochen. Auch Nakeshi wurde offensichtlich erst jetzt bewusst, dass sie einander nicht verstanden. Sie besann sich. Erst zeigte sie auf sich und nannte ihren Namen, dann stupste sie Jella an und zog fragend die Schultern hoch.
    »Du willst wissen, wie ich heiße?«
    Nakeshi wiederholte die Geste noch einmal. Jella bedeutete ihr, dass sie verstanden hatte. Sie legte ihre Hand auf Nakeshis Schulter und nannte deren Namen, dann zeigte sie auf sich.
    »Jella.«
    »Jella - Nakeshi.«
    Die junge Buschmannfrau zeigte abwechselnd auf Jella, dann wieder auf sich. Mit einem Mal musste sie herzlich lachen. Jella stimmte mit ein. Obwohl die äußeren Umstände nicht dafür sprachen, war ihr mit einem Mal ganz leicht zumute. Die Last und
Sorgen der letzten Zeit schienen wie weggeblasen. Sie fühlte sich nicht mehr allein.
    Nakeshi lauschte und schien plötzlich beunruhigt. Mit einem Satz sprang sie auf und bedeutete Jella, ihr zuzusehen. Durch einfache Gestik und Mimik machte sie ihr deutlich, dass es nun Zeit war zu verschwinden. Sie suchte nach zwei geeigneten Stöcken und hüpfte damit wie eine Antilope. Dabei setzte sie die Stöcke so auf den Boden, dass sie die Spur einer Antilope nachahmten. Dann drückte sie Jella die Stöcke in die Hand und forderte sie auf, dass es nun an ihr war, die Antilope zu spielen. Während Jella sich an den Tierspuren versuchte, verwischte Nakeshi mit ihrem Rosinenbuschzweig ihre Fußabdrücke. Zurück blieben die Spuren einer Antilope. Kein Mensch würde ihre Spur jetzt noch verfolgen können. Jella staunte über die Klugheit ihrer neuen Freundin.
    Sie kamen auf diese Weise zwar nicht besonders schnell voran, dafür stiegen ihre Chancen, dass Lucie und Grünwald ihre Spur verloren.
    Nachdem sie etwa zwei Kilometer auf diese Weise zurückgelegt hatten, nahm Nakeshi Jella die Stöcke weg und entsorgte sie in einem Gebüsch. Dafür riss sie zwei gefächerte Rosinenbuschzweige ab und drückte einen davon Jella in die Hand. Den Zweig hinter sich herziehend verfiel sie in einen leichtfüßigen Trab und winkte Jella es ihr nachzutun. Doch Jella war am Ende ihrer Kräfte. Notgedrungen verlangsamte Nakeshi ihr Tempo und verzichtete auch darauf, ihre Spuren zu verwischen. Stattdessen griff sie unter ihren Arm und stützte sie. Immer wieder blieb die junge Buschmannfrau stehen und witterte wie ein Hund mit der Nase in die Luft. An ihrer Reaktion erkannte Jella, dass sie längst noch nicht in Sicherheit waren. Die Euphorie, die sie vor kurzer Zeit noch gespürt hatte, wich wieder großer Sorge. Außerdem ließ die Wirkung der Medizin jetzt rapide nach. Nakeshi biss noch einmal ein Stück von ihrem harzigen Klumpen ab, kaute ihn vor und gab ihn dann Jella
zum Weiterkauen. Dieses Mal zierte sich Jella nicht. Gehorsam zermahlte sie die Masse zwischen ihren Zähnen und schluckte sie brav hinunter. Kurze Zeit später fühlte sie wieder diese bleierne Müdigkeit, die auch beim letzten Mal der stärkenden Wirkung vorausgegangen war. Sie wollte sich ausruhen, nur ein wenig hinlegen und für einen kurzen

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