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Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari

Titel: Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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Augenblick die Augen schließen. Doch Nakeshi ließ es nicht zu. Sie packte Jella am Oberarm und begann ihr mit ihrer leisen, wohlklingenden Stimme etwas vorzusingen. Jellas Augenlider wurden immer schwerer, doch immer wenn sie ihrer unbändigen Müdigkeit nachgeben wollte, kniff Nakeshi sie in den Arm und hinderte sie daran. Tapfer schleppte sich Jella voran, streifte Büsche und Bäume, ohne dass es ihr bewusst wurde, dämmerte dahin, bis allmählich die Müdigkeit von ihr wich und neue Energie in ihren Körper strömte. Die Medizin zeigte erneut ihre stärkende Wirkung. Durch Jellas Schwächeanfall hatten sie jedoch kostbare Zeit verloren. Nervös lauschte Nakeshi in die Weite des Busches. Was sie hörte, schien sie zu beunruhigen. Jellas Ohren hörten nichts Verdächtiges, doch sie wusste von Fritz, dass die Buschmänner bis zu fünfzig Kilometer weite Geräusche identifizieren und erkennen konnten. Sie hatte es damals stark bezweifelt. Jetzt kam ihr das alles ganz selbstverständlich vor. Plötzlich legte sich Nakeshi flach auf den Bauch und hielt lauschend ihr Ohr auf den Sand. Ihre Miene verriet Besorgnis. Jella begann unruhig zu werden. Waren Lucie und Grünwald doch nicht auf ihren Trick hereingefallen? Nakeshi sprang wieder auf die Füße und sah sich hilfesuchend um. Schlagartig wurde Jella klar, dass die beiden Gauner ihnen durch die Pferde weitaus überlegen waren.
     
    Die Grünwalds waren erst einmal auf den Buschmanntrick hereingefallen. Es war ihnen unerklärlich, wie Jella so weit gekommen sein konnte. Als ihre Spur sich auf dem felsigen Untergrund verlor, war es zwischen dem Ehepaar zu einem handfesten Streit
gekommen. Lucie warf ihrem Mann vor, nicht sorgfältig genug auf Jella aufgepasst zu haben, während der wiederum Lucie beschimpfte, dass sie die Diamanten auf Owitambe zurückgelassen hatte. So ging es hin und her, bis sich ihre Gemüter schließlich wieder ein wenig beruhigt hatten. Sie waren sich beide der Gefahr bewusst, die Jellas Flucht für sie bedeutete. Nach einigen Überlegungen waren sie zu der Übereinkunft gelangt, wieder auf die Farm zurückzureiten, um die Diamanten zu holen und die verräterischen Tagebücher zu beseitigen. Anschließend würden sie Mittel und Wege finden, um herauszubekommen, ob Jella tatsächlich überlebt hatte. Sollte dies der Fall sein, blieben ihnen immerhin die Steine, falls nicht, würden sie etwas Zeit verstreichen lassen, bevor sie nach Owitambe zurückkehrten, um ihr Werk zu Ende zu führen.
    Sie wendeten die Pferde und machten sich auf den Weg zur Farm. Es war purer Zufall, dass sie wieder auf Jellas Spur stießen. Während ihrer Flucht hatte sich ihr Halstuch gelöst und war an einem der dornigen Kameldornbüsche hängen geblieben. Grünwald zog es triumphierend mit der Spitze seines Gewehres aus dem Gebüsch.
    »Dieses Luder ist gerissener, als wir geglaubt haben.« In seiner Stimme lag fast so etwas wie Anerkennung. »Sie muss uns eine falsche Fährte gelegt haben.«
    Sein Blick wanderte über den staubigen Boden mit den vereinzelten Grasbüscheln, bis er endlich auf Fußabdrücke stieß, die in eine eindeutige Richtung wiesen.
    »Na, warte. Dieses Mal entwischst du uns nicht!«
     
    Ihr einziger Verbündeter war die einsetzende Dämmerung. Sie vermischte ihre Konturen mit den länger werdenden Schatten und erschwerte es den Verfolgern, die Spuren zu verfolgen. Nakeshi trieb ihre Sternenschwester unerbittlich an. Hin und wieder beschimpfte sie sie sogar, wenn diese sich zurückfallen ließ, weil
ein Seitenstechen ihre Eingeweide zu zerreißen drohte. Nakeshi hatte Angst um sie beide.
    Die Verfolger waren dicht hinter ihnen. Sie hörte, wie sich das Getrappel der Pferdehufe deutlich näherte. Sie mussten vorankommen. Erst wenn es dunkel war, durften sie sich eine Verschnaufpause gönnen. Nach der Dämmerung trat die kurze Zeitspanne völliger Dunkelheit ein, bevor der Mond aufging, um die Landschaft mit seinem fahlen Licht erneut zu beleuchten. Nur in dieser Zeit würden ihre Verfolger für eine gewisse Zeit ihre Spuren aus den Augen verlieren und ihnen die Möglichkeit geben, sich ein sicheres Versteck zu suchen. Nakeshi hatte eine Felsgruppe mit zahlreichen Einschnitten und Vorsprüngen im Sinn, die einen weitläufigen kleinen Gebirgskamm bildete. Der Boden dort war felsig und unübersichtlich, sodass es ihnen kaum Mühe bereiten würde, ihre Spuren zu verwischen und endgültig zu verschwinden. Dort angelangt, würden sie in Sicherheit sein.

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