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Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari

Titel: Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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hin zu ihrem Versteck verwischt. Als Nächstes begann sie, eine falsche Fährte zu legen, indem sie die letzten Fußabdrücke in eine völlig andere Richtung als die, in die sie flohen, fortsetzte. Auf felsigem Untergrund endeten die falschen Spuren. Jella bekam von alldem nur schemenhaft etwas mit. Sie war kurz davor, erneut die Besinnung zu verlieren.
     
    »Wie fremd sie aussieht«, schoss es Nakeshi durch den Kopf. »Wie ein flammender Geist aus der Anderswelt!« Staunend betrachtete sie die große, hellhäutige Frau, die mit aufgelösten roten Haaren halb besinnungslos unter dem Baum lag.
    »Sie ist meine Sternenschwester! Das ist ein Geschenk.«
    Nakeshi begann die Umstände zu akzeptieren. Jetzt wusste sie, dass die Llangwasi sie nicht gefoppt hatten. Ihr Schicksal und das dieser seltsamen Frau waren miteinander verwoben. Sie musste es akzeptieren und sehen, was sich daraus ergeben würde. Doch jetzt war nicht die Zeit, um über solche Dinge nachzudenken. Ihre Sternenschwester brauchte dringend Hilfe. Sie griff in ihren Lederbeutel und zog daraus einen Schildkrötenpanzer hervor, dessen Öffnungen mit Sisalfasern zugestopft waren. Vorsichtig zupfte sie ein paar Fasern heraus und schüttete den Inhalt des Panzers auf ihren Schoß. Ein paar Beeren, Kräuter und ein Brocken mit zäher Konsistenz fielen auf den ledernen Lendenschurz. Sie biss ein Stückchen von der harzigen Masse ab und kaute sie in ihrem
Mund weich. Dann spuckte sie den Inhalt wieder in ihre Hand und schob sie ihrer kranken Schwester zwischen die Lippen. Mit flatternden Augenlidern hatte diese sie beobachtet. Doch kaum befand sich die Medizin in ihrem Mund, machte sie Anstalten, sie wieder auszuspucken. Nakeshi reagierte rasch und hielt ihr fest die Hand vor den Mund. Dabei schüttelte sie energisch den Kopf und ahmte Kau- und Schluckbewegungen nach. Endlich schien ihre Sternenschwester verstanden zu haben. Angewidert schloss sie die Augen, aber sie kaute artig und schluckte den Brei hinunter. Nakeshi nickte zufrieden. Jetzt mussten sie nur noch auf die Wirkung der Medizin warten. In ihrem Volk sagte man, dass die Kräuter selbst Todkranke für einige Zeit wieder zu Kräften brachten. Die seltenen Pflanzen waren mit dem Kot von Steinböcken und dem Harz von Bäumen haltbar gemacht worden. Wie erwartet fiel die Sternenschwester in einen tiefen, kurzen Schlaf. Aus Furcht vor Entdeckung zog Nakeshi die Kranke tief in das Gebüsch hinein.
     
    »Verdammt, sie ist verschwunden!«
    Grünwald war sichtlich erregt, als er zu Lucie zurückkehrte.
    »Bist du verrückt geworden?«
    Lucie sprang auf und sah selbst nach.
    »Du gottverdammter Idiot«, schimpfte sie. »Wie konnte sie sich von ihren Fesseln befreien? Du hast sie doch selbst noch einmal vor unserer Rast überprüft.«
    »Weiß der Teufel«, knurrte Grünwald. »Weit wird sie in ihrem Zustand ja wohl nicht gekommen sein!«
    Er durchsuchte die Umgebung nach Spuren und wurde auch bald fündig. Mit einem siegessicheren Lächeln folgte er der Kriechspur in das nächste Gebüsch.
    »Komm raus, du verdammtes Luder«, zischte er. »Dein kleiner Ausflug ist beendet!«

    Als er nichts hörte, stocherte er verärgert mit einem Ast in dem Gebüsch. Allerdings erzielte er keinerlei Reaktion.
    »Was ist, wenn sie es bis zur nächsten Farm schafft?« In Lucies Stimme schwang ein Anflug von Panik. »Wir dürfen sie auf keinen Fall entwischen lassen. Dieses Biest wird uns nicht so kurz vor dem Ziel noch Steine in den Weg legen.«
    Unbeherrscht ballte sie ihre Hände zu Fäusten.
    »Reg dich nicht auf«, versuchte Grünwald sie zu beschwichtigen. »Wir haben die Pferde. Damit sind wir dreimal schneller als sie. Es wird nur eine Frage der Zeit sein, bis wir sie wieder haben.«
    »Hoffentlich hast du recht«, fauchte Lucie. »Aber was ist, wenn sie vorher jemandem in die Arme läuft? Die nächste Farm ist nicht besonders weit entfernt. Es könnte durchaus sein, dass sie einem der Arbeiter über den Weg läuft. Verflucht! Sie könnte uns eine Menge Scherereien bereiten.«
    Grünwald überlegte.
    »Dann sollten wir uns möglichst schnell aus dem Staub machen. Das wäre wahrscheinlich ohnehin das Beste. Hast du die Steine bei dir?«
    »Natürlich habe ich sie nicht dabei!«, keifte Lucie erbost. »Ich habe sie im Haus versteckt. Ich bin doch keine Idiotin und riskiere, sie hier in der Wildnis zu verlieren.«
    Grünwald rieb unentschlossen sein vorspringendes Kinn.
    »Dann bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als

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