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Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari

Titel: Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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Allerdings lag noch eine geraume Strecke vor ihnen. Wenn es ihnen nicht gelang, ihre Verfolger vorher zu überlisten, würden sie ihr Ziel niemals erreichen. Nakeshi überlegte. Jella war aufgrund ihrer Schwäche eine Last. Außerdem war sie trotz ihrer langen Beine nicht fähig, so weite Strecken zu laufen. Auch wenn es Zeit kostete, musste sie erst einmal in einem Versteck verschwinden. Die Buschmannfrau sah sich um und entdeckte einen baumhohen Termitenhügel, der offensichtlich auch von anderen Tieren genutzt wurde. Nakeshi zog Jella dorthin und untersuchte das von den winzigen Insekten geschaffene Bauwerk. Tatsächlich entdeckte sie ein Erdferkelloch, das sich halb unterirdisch unter dem Termitenhügel hinzog. Wenn sie mit ihrem Grabstock das Loch etwas erweiterte, konnte ein einzelner Mensch zusammengekauert darin Platz finden. Doch zuerst musste sie seinen jetzigen Bewohner verjagen. Nakeshi stach kraftvoll mit ihrem Grabstock in die Öffnung und bekam sofort ein ärgerliches Grunzen zur Antwort. Sie hörte nicht auf,
bis schließlich eine wütend quiekende Erdferkelsau aus dem Bau stürmte. Nakeshi schüttelte sich bei ihrem Anblick. Sie mochte diese Tiere nicht, weil sie beinahe keine Haare hatten. Ihre Haut und ihre Hände sahen aus wie die eines Menschen. Jedes Mal, wenn einer ihrer Leute mit einem erjagten Erdferkel nach Hause kam, weigerte sie sich, davon zu essen. Außerdem stanken sie erbärmlich. Immerhin hatte sie ihr Ziel erreicht. Das dachsgroße Tier mit den großen Ohren rannte protestierend in die Wildnis. Mit raschen Schlägen vergrößerte Nakeshi das Eingangsloch, bis es groß genug war, um Jella Platz zu bieten. Es kostete sie einige Energie, ihre große Freundin davon zu überzeugen, in das stinkende Erdferkelloch zu steigen, aber als sie ihr pantomimisch klarmachte, dass sie sonst von ihren Verfolgern eingeholt würden, gab sie endlich nach. Bevor Nakeshi die Öffnung mit ein paar Zweigen verschloss, bat sie Jella um ihre Schuhe. Ihre Spuren verwischend verschwand sie in den dunklen Schatten der Dämmerung.
     
    Jella ekelte sich vor sich selbst. Sie fühlte sich nicht nur beschmutzt, sie war es auch. Aus Protest dagegen, aus seinem eigenen Bau vertrieben worden zu sein, hatte das Erdferkel sich noch einmal in seinem Refugium entleert. Im Dunst diverser Ausscheidungen kauerte nun Jella. Die Luft war stickig und roch bestialisch. Sie musste an sich halten, um sich nicht auch noch zu übergeben. Am liebsten wäre sie aus ihrem Versteck gekrochen, um noch einmal tief durchzuatmen. Doch dann siegte die Angst vor der Entdeckung, und sie fand sich mit ihrem Schicksal ab. Ihrer Einschätzung nach verbrachte sie die halbe Nacht in dem Versteck. Einmal hörte sie das Schnauben grasender Tiere in ihrer Nähe und die herzzerreißenden Schreie eines Nashornvogels. Ansonsten war sie mit sich und dem Gestank um sie herum allein.
    Endlich kam Nakeshi zurück. Sie half ihr aus der Öffnung und verzog leicht angewidert die Nase. Jella stank erbärmlich. Trotz der
widrigen Umstände verzog Jella ihren Mund zu einem angedeuteten Grinsen, das Nakeshi mit einem leisen, herzlichen Lachen erwiderte. Sie nahm Jellas Hand und half ihr auf die Beine. Jella hob fragend ihre Augenbraue und deutete auf Nakeshis Füße. Die kleine Buschmannfrau trug Jellas Stiefel, die ihr viel zu groß waren, und sah darin doch recht merkwürdig aus. Nakeshi erzählte ihr etwas, was sie nicht verstand; allerdings konnte sie sich recht wohl vorstellen, wofür die Buschmannfrau die Stiefel benötigt hatte. Dankbar nahm Jella ihr Schuhwerk wieder in Empfang. Mittlerweile sandte der Mond sein weißliches Licht auf die weite afrikanische Steppe und verwandelte die sonst so heiße Wüste in eine zauberhafte Landschaft. Hand in Hand, ihre Spuren mit einem Zweig verwischend, marschierten die so unterschiedlichen Frauen durch die Nacht, bis sie endlich ihr Ziel, einen weitläufigen Gebirgszug, erreicht hatten. Nakeshi führte Jella ein Stück weit in das Gebirge hinein bis zu einem Felsüberhang, der ihnen Schutz bot. Schweigend sanken die Frauen zu Boden, kauerten sich eng aneinander und schliefen umgehend ein.
     
    Prasselnder Regen weckte Jella am nächsten Morgen. Sie fröstelte und überlegte, dass in Deutschland jetzt Winter war und es vielleicht sogar schneite. Wenn sie nicht alles täuschte, stand Weichnachten kurz bevor. Doch das alles schien ihr ewig weit weg und war wie ein Relikt aus einer längst vergangenen Zeit. Die dampfige

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