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Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari

Titel: Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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ständig mit sich führte. Erst als es völlig gefüllt
war, löschte sie das Feuer und gab Jella das Zeichen, aufzubrechen. Kurze Zeit später ließ der Regen nach. Die grauen Regenwolken lösten sich überraschend schnell auf und wichen einem azurblauen Himmel. Nakeshi führte sie durch die weitläufige gebirgsähnliche Landschaft und begann auf ihre eindringliche Art, Jella die Wunder der Kalahari mit ihrer sandigen, dornigen Buschlandschaft zu veranschaulichen. Immer wieder hielt sie an und deutete auf etwas. Dann nannte sie den Namen in ihrer Sprache und forderte Jella auf, ihn nachzusprechen. Auf diese Weise eignete sie sich einige Brocken der so fremd klingenden Buschmannsprache an. Als sie von ihr wissen wollte, was denn mit ihren Verfolgern sei, huschte über Nakeshis Gesicht ein stolzes Lächeln. Sie streckte ihren Arm in die entgegengesetzte Richtung, die in die weite Ödnis der Omaheke zeigte. Jella verstand. Lucie und Grünwald waren endgültig abgehängt und vermuteten sie ganz woanders. wie Nakeshi das angestellt hatte, würde wohl ihr Geheimnis bleiben.
    Während ihres langen Marsches hatte Jella Zeit genug, sich über ihre Zukunft Gedanken zu machen.
    Die Greenwoods bei der Polizei anzuzeigen würde völlig sinnlos sein. Lucie war gerade erst als Erbin von Owitambe offiziell bestätigt worden. Bis sie wieder in der Zivilisation war, hätten die Verbrecher die Beweise längst vernichtet. Trotzdem würde sie alles tun, um ihnen Steine in den Weg zu legen, auch wenn sie nicht wusste, wie sie das anstellen sollte. Fritz kam ihr in den Sinn. Er hätte sicherlich eine Lösung parat. Ihre Brust verkrampfte sich bei dem Gedanken an ihn. Wie sehr sie ihn doch vermisste! Sie hatte sich so wohl im Hause der van Houtens gefühlt. Ob sie dorthin gehen sollte, um ihn um Hilfe zu bitten? Traurig verwarf sie auch diesen Gedanken. Es war unmöglich. Durch ihre schroffe Zurückweisung hatte sie Fritz endgültig verloren. Ohne Zweifel würde es das Beste sein, wenn sie zurück nach Windhuk ging und von dort aus ihr weiteres Leben plante. Doch zuerst musste sie Nakeshi
klarmachen, wohin sie wollte. Im Moment blieb ihr nichts anderes übrig, als der Buschmannfrau zu folgen. Im Gegensatz zu ihr schien die ein klares Ziel zu haben. Jella fühlte Nakeshis prüfenden Blick auf sich ruhen. Die kleine Frau spürte die Unsicherheit der anderen. Mit einer fast scheuen Geste berührte sie deren Arm und führte ihn auf ihre Brust. Jella konnte ihren Herzschlag spüren. Dankbar lächelte sie die kleine Buschmannfrau für ihre Zuneigung an. Dieser Mensch war etwas ganz Besonderes. Allein ihre Anwesenheit verlieh Jella Mut und Zuversicht.
     
    »Nakeshi ist wieder zurück!... Seht nur, sie ist wieder zurückgekehrt!« Nisa lief ihrer Freundin aufgeregt entgegen. »Gao ist außer sich. Er hat dir verboten, allein in den Busch zu gehen. Weißt du nicht, was für schreckliche Sorgen wir uns alle gemacht haben?« Die Worten sprudelten nur so aus ihr heraus.
    Erst dann bemerkte die Buschmannfrau, dass ihre Freundin nicht allein gekommen war. Kritisch runzelte sie die Stirn und deutete unverhohlen mit ihrem Finger auf Jella.
    »Was bringst du uns diese Fremde mit? Sie wird uns unser Essen wegnehmen!«
    »Sie ist meine Sternenschwester«, antwortete Nakeshi schlicht. »Sie ist ein Teil von mir und darf hier sein.«
    »Bist du sicher?«
    »Ich bin ihr in vielen Träumen begegnet. Wir kennen uns aus der Anderswelt.«
    Nisa zögerte, doch dann ging ein Strahlen über ihr plattes Gesicht. Im Gegensatz zu Nakeshis feinen Gesichtszügen waren die ihren etwas gröber. Auch war sie einen halben Kopf größer als Nakeshi und trug ihre Haare als kleine Knötchen.
    »Willkommen, Schwester«, sagte sie zu Jella und strich ihr freundlich über den Arm.
    Jella erwiderte unsicher ihr Lächeln.

    Nisas Geschrei hatte mittlerweile die anderen Mitglieder der Buschmanngruppe herbeigelockt. Allen voran marschierte Gao. Im Gegensatz zu Nisa begrüßte der ältere Mann Nakeshi nicht freundlich, sondern überschüttete sie mit einem Schwall von Beschimpfungen.
    »Was bist du nur für eine Frau? Womit habe ich das verdient? Gehst einfach davon und sagst niemandem Bescheid. Warte nur, bis wir allein sind. Dir werde ich schon zeigen, wie man sich als Frau zu benehmen hat...«
    Nakeshi ließ Gaos Schimpftirade regungslos über sich ergehen. Sie wusste, dass Gao damit nur sein Ansehen in der Gruppe verteidigte. In Wirklichkeit wusste er ganz genau, dass er sie niemals

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