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Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari

Titel: Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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befahl, alle deutschen Frauen und Kinder sowie die Missionare, die sich immer wieder für ihre Belange eingesetzt hatten, zu schonen.
    Die Überfälle richteten sich hauptsächlich gegen die Farmen und Siedlungen in der näheren Umgebung. Überall formierten sich marodierende Hereroverbände und brannten alles nieder, was ihnen in den Weg kam. In den folgenden Wochen wurden etwa hundertfünfzig deutsche Siedler auf grausame Weise ermordet.
     
    Owitambe blieb von den Unruhen bislang verschont. Johannes von Sonthofens umsichtige Art, mit den verschiedenen Völkern dieser Region umzugehen, hatte ihm auch bei den Aufständischen Achtung und Respekt eingebracht. Während ringsum die Farmer und Siedler in Angst und Schrecken lebten, blieb Owitambe eine Insel des Friedens.
    Dank Nancys Pflege hatte sich Jella gut von ihrer Schussverletzung erholt. Die Freude, ihren Vater wiedergefunden zu haben, überstrahlte die schlimmen Erlebnisse. Sie waren sich näher gekommen in den letzten Wochen und Monaten. In den langen Stunden und Tagen, die sie im Bett verbringen musste, hatte sie oft über ihr Schicksal nachgedacht. Ihre Kindheit und Jugend in Berlin mit der düsteren Zukunft, einmal die folgsame Ehefrau eines Barons oder Beamten werden zu müssen, voller Pflichten, aber ohne jegliche Rechte auf die Erfüllung eigener Vorstellungen, verblassten angesichts der Großartigkeit ihrer neuen Heimat. Auch in Deutsch-Südwest achtete man die Regeln der Sitte und des Anstands, doch sie wurden angesichts der oft schwierigen und außergewöhnlichen Lebensumstände meist etwas großzügiger ausgelegt. So war es hier nichts Ungewöhnliches, wenn eine Frau ihr
Leben selber in die Hände nahm. Frauen wie ihre Freundin, die Krankenschwester Lisbeth, führten ein angesehenes Leben, das sie selbst bestimmten, ohne sich in die Obhut eines Mannes begeben zu müssen.
    Sobald Jella sich stark genug gefühlt hatte, um wieder aufzustehen, führte sie ihr Vater zu kleinen Spaziergängen aus. Stück für Stück hatte er ihr Owitambe , seine Farm, näher gebracht, auf die er mit Recht so stolz war. Wie ein Lauffeuer hatte sich die Nachricht herumgesprochen, dass »Herr Johannes«, wie alle ihn hier nannten, wieder nach Hause gekommen war. Die Arbeiter samt ihren Familien waren schon bald wieder auf die Farm zurückgekehrt. Jeder hatte selbstverständlich seine Arbeit wieder aufgenommen, sodass das Farmleben in kürzester Zeit wieder in vollem Gange war, als wäre nichts geschehen. Zwar fehlte es nach wie vor an Geld - zumal die Greenwoods auf ihrer Flucht die Diamanten mitgenommen hatten -, doch der gute Geist, der das Alltagsleben auch vorher mitbestimmt hatte, war wieder zurückgekehrt. Die Farm war die Heimat aller, die hier arbeiteten, und gemeinsam blickten sie voller Zuversicht in die Zukunft Owitambes .
    Jella verbrachte auch viel Zeit mit ihrem kleinen Halbbruder. Raffael und sie verstanden sich prächtig. Sie beide vereinte ihr technisches Interesse. Sobald Jella dazu in der Lage war, begann sie mit ihrem kleinen Bruder einfache Dinge zu konstruieren. Voller Bewunderung ging er ihr zur Hand, als sie in dem Werkzeugschuppen einen Lastwagen aus Holz für ihn zusammenzimmerte, um ihn dann stolz seiner Mutter und seinem Vater zu präsentieren.
     
    Eines Morgens saß Jella vor Sarahs Hütte auf einem kleinen, hölzernen Schemel und sah Raffael zu, wie er mit seinem Lastwagen und einer Puppe spielte. Die grob geschnitzte Figur war ganz in der Tradition der Himbas gefertigt. Obwohl Sarah äußerlich europäische Kleidung angelegt hatte und ihre Haut auch nicht
mehr mit der roten Ockerfarbe einrieb, blieb sie in ihrem Innersten eine Himba. Die selbst geschnitzte Puppe war ein Zugeständnis an die Tradition ihres Volkes und sollte das Herz ihres Sohnes rühren, damit er nie vergaß, wo seine Wurzeln lagen. Sie war von schlichter Einfachheit. Mit glühenden Holzstückchen hatte Sarah Augen, Mund und Nase eingebrannt und den Körper mit roter Ockerfarbe gefärbt. Um seinen Hals trug die Figur ein geflochtenes Sisalband, an dem ein Stück Kuhfell als eine Art Umhang hing. Raffael setzte die Puppe auf die Pritsche des Lastwagens und fuhr sie spazieren. Jella beobachtete ihn und schien doch mit ihren Gedanken ganz woanders zu sein. Sarah, die gerade mit frischem Gemüse aus dem kleinen Garten hinter ihrer Hütte kam, blieb das nicht verborgen. Sie weigerte sich immer noch, ihre Hütte zu verlassen und ins Herrenhaus zu ziehen.
    »Du magst Babys«, stellte

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