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Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari

Titel: Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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Schmerz lässt manchmal nach. Debe hatte ein gutes Leben. Meine Mutter Chuka und er haben sich immer geliebt und geachtet. Er musste sich nie eine Zweitfrau suchen, und sein Leben war mit fünf Kindern gesegnet, von denen zwei das Erwachsenenalter erreicht haben.«
    »Du hast noch Geschwister?«
    »Mein Bruder Twi lebt in einer anderen Gruppe. Er weiß noch nichts von Debes Tod.«
    »Er wird bestimmt sehr traurig sein.«
    Nakeshi nickte bedrückt.
    »Ich werde zu ihm gehen, um ihm von unserem Vater zu erzählen.«
    »Lebt er weit weg?«
    Nakeshi zeigte in Richtung Süden, wo die dünenbewehrte Namib-Wüste lag. Jella bekam einen Schreck.
    »Wirst du lange fort sein?«
    Sie wusste mittlerweile, dass die unterschiedlichen Buschmanngruppen weit über die Kalahari hinaus, bis in die Namib hinein, verteilt waren.
    »Ich werde vielleicht lange nicht zurückkommen. Twis Gruppe lebt weit weg, und mein Herz sehnt sich nach Veränderungen.«

    Jella schluckte. Die Vorstellung, sich von Nakeshi vielleicht für immer verabschieden zu müssen, schmerzte sie. Doch sie wusste, dass sie darauf keinen Einfluss nehmen durfte.
    »Zieht Gao mit dir?«
    Nakeshis Miene verdüsterte sich bei seinem Namen.
    »Nein«, meinte sie bestimmt. »Ich habe mich von ihm getrennt. Er versteht mich nicht und macht mein Leben zu einer Last.«
    Jella schwieg nachdenklich. Das also war der Grund für den Ärger gewesen, den sie bei Nakeshi gespürt hatte. Wieder einmal war sie verblüfft, wie sehr ihre Gefühle miteinander verbunden waren. Auch wenn sie sich nicht sahen, waren sie einander ganz nah. Trotzdem ließ sie ihre Freundin nur ungern ziehen.
    »Wenn die Zeit kommt, werden wir uns hier wiedersehen«, beruhigte sie Nakeshi. »Eines Tages werde ich wiederkommen und dein Kind sehen.«
    »Mein Kind?«
    Jella wunderte es nicht wirklich, dass auch Nakeshi davon wusste.
    »Ich spüre neben deinem Geist noch etwas anderes.«
    Jella schüttelte resigniert den Kopf.
    Nakeshi erriet ihre Gedanken und legte ihre Hand auf Jellas Arm.
    »Du musst dein Kind annehmen«, meinte sie schlicht. »Es ist ein Teil von dir.«
    Jella wollte aufbegehren, aber dann erkannte sie plötzlich, dass ihre Freundin die Wahrheit sprach. Sie musste sich endlich mit dem abfinden, was auf sie zukommen würde. Das Baby gehörte zu ihr, wie sie zu Johannes gehörte. Sie würde es auch ohne Vater großziehen.
    »Komm bald wieder«, meinte sie, während sie Nakeshis Händedruck erwiderte. Noch eine Weile lang saßen sie schweigend beieinander, bis Johannes zu ihnen trat und sie alle zu einem kräftigen Frühstück einlud.

     
    Mit gefüllten Mägen und mit reichlich Trockenfleisch von der Farm versorgt machten sich die Joansi im Laufe des Tages auf den Weg zu einem neuen Lagerplatz. Die Buschmänner zog es fort. Es war üblich, dass sie ein Lager verließen, wenn ein Angehöriger der Gruppe verstorben war. Außerdem würde bald die Trockenzeit kommen. Es gab nun andere Gebiete, die reichlichere Feldkost boten als Owitambe und seine Umgebung. Nakeshi und ihre Mutter Chuka trennten sich nun von ihrer Gruppe. Sie verabschiedeten sich mit lauten Gesten und Umarmungen voneinander, wobei vor allem Chuka sehr unter der Trennung zu leiden schien. Doch sie hatte sich vorgenommen, noch einmal in ihrem Leben ihren Sohn Twi in die Arme zu schließen.
    Zum Abschied schenkte Nakeshi Jella einen kleinen Schildkrötenpanzer, dessen Höhlung mit unterschiedlichen Kräutern gefüllt war. Sie erklärte ihr genau, welche Heilkräfte welches Kraut entwickelte, wo man es fand und wie sie es verwenden musste. Jella war gerührt, aber auch sie hatte ein Abschiedsgeschenk für ihre Sternenschwester. In ihrem Besitz befand sich ein kleines silbernes Medaillon, das einmal ihrer Mutter gehört hatte. Nakeshi nahm das glitzernde Geschenk ehrfurchtsvoll entgegen. Jella zeigte ihr, wie sie es öffnen konnte. Mit großen Augen erblickte Nakeshi in seinem Inneren eine winzige, eingepasste Fotografie, die Jella zeigte. Entzückt stieß sie einen Schrei aus.
    »Aber das bist ja du! Wie bist du da hineingekrochen?«
    Jella musste schmunzeln.
    »Ich bin da nicht hineingekrochen. Das ist eine fotografische Aufnahme. Es gibt Apparate, die das können.«
    Nakeshi starrte Jella ungläubig an.
    »Aber dann ist ein Teil von dir ja da drinnen. Hast du keine Angst, wenn du ein Stück von dir einfach so hergibst?« Misstrauisch tippte sie mit ihrem Zeigefinger auf das Medaillon.
    »Ganz bestimmt nicht! Die Fotografie ist nichts

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