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Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari

Titel: Der Ruf der Kalahari - Mennen, P: Ruf der Kalahari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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sie. Hatte er ihr eine gerichtliche Aufforderung geschickt, dass sie zu ihm zurückkehren musste? Schließlich war sie noch nicht volljährig und somit dem Gesetz nach ihrem nächsten Verwandten - und das war ihr Großvater - als Mündel unterstellt. Einen Moment lang spielte sie mit dem Gedanken, das Kuvert samt Inhalt im Kohleofen zu verbrennen, aber dann siegte doch ihre Neugier. Sie öffnete den Umschlag und fand darin ein Bündel Briefe sowie ein kurzes Anschreiben von ihrem Großvater. Sie zog es heraus und begann zu lesen - Wort für Wort und mit wachsender Erregung.
     
    »Nu hör doch mal auf«, meinte Gustav und legte seine Hand auf das Schnapsglas. Jella stieß sie unwillig weg und griff nach der Flasche Korn auf dem Tresen, um das Glas vor sich erneut zu füllen. »Ich hab dafür bezahlt«, grunzte sie und trank das Glas in einem Zug leer. Es war ihr siebtes. Gustav entwand ihr die Flasche und stellte sie hinter den Tresen. Kopfschüttelnd wandte er sich wieder anderen Dingen zu.
    »Na, schönes Fräulein, ist es gestattet?« Ein Handlungsreisender lüpfte seine elegante englische Melone und nahm neben ihr Platz. Jella fixierte ihn mit glasigem Blick, war aber nicht mehr recht in der Lage, seine beiden Erscheinungen zur Deckung zu bringen. Immer wieder verdoppelte sich der Mann neben ihr. Mit einer ausschweifenden Armbewegung erteilte sie so etwas wie eine Erlaubnis. Es war ihr schlicht egal. Das Einzige, was sie wollte, war, alles zu vergessen.
    »Gustav, gib mir meine Flasche zurück«, forderte sie. Die Worte kamen ihr nur noch schwer über die Lippen.
    »Wenn Sie gestatten, übernehme ich die nächste Runde«, sagte der Handlungsreisende und musterte Jella ohne Scham. Sein Blick
blieb an ihrer großen Brust hängen und an ihrer schlanken Taille. Es schien ihm zu gefallen, was er sah. Gustav brachte widerwillig die Flasche Korn zurück und schenkte beiden ein.
    »Die hat längst genug«, brummte er und deutete auf Jella.
    »Das muss ja nicht Ihre Sorge sein«, schnauzte der Handlungsreisende zurück und stieß mit seinem Glas an Jellas. Die reagierte gar nicht, sondern trank den Inhalt in einem Schluck aus. Ein lauter Rülpser war die Folge. Der Handlungsreisende lachte. Doch als Jella nach einer neuen Füllung verlangte, stellte er ihr Glas beiseite, rutschte näher an sie heran und legte vertraulich seine Hand auf ihren Schenkel. »Es reicht«, flüsterte er in ihr Ohr. »Sonst kannste es mir nachher nicht mehr richtig besorgen.«
    Jella verstand nicht. »Was besorgen?« Ihr Verstand war von dem ungewohnten Alkohol völlig benebelt.
    »Wenn es nach mir geht, machen wir das ganze Programm.« Die Hand an ihrem Bein rutschte ein Stück nach oben.
    »Spinnst du?« Jella klatschte mit ihren Fingern auf die fremde Hand. Doch die ließ nicht los.
    »Du bist mir aber eine wilde Katze«, grinste der Fremde lüstern. »Nu stell dich doch nicht so an. Ich bezahl auch gut.«
    Gustav, der die Szene hinter dem Tresen halbwegs mitbekommen hatte, packte den Handlungsreisenden an seinem feinen Kragen und zog ihn zu sich her. »Hör mal, Bürschchen«, drohte er. »Das hier ist ein anständiges Lokal, und das Mädchen, das du da befummeln tust, ist ein anständiges Mädchen und keine Dirne. Die gibt’s nebenan.« Er ließ ihn los und zeigte in Richtung Ausgang. Der Handlungsreisende war von dem Übergriff unangenehm überrascht, erkannte aber, dass er zu weit gegangen war. Er bezahlte hastig seine Zeche, murmelte eine halbwegs ehrlich gemeinte Entschuldigung und verließ umgehend das Lokal. Jella blieb benommen zurück. Sie musste sich mittlerweile an der Theke festhalten, um nicht von ihrem Stuhl zu rutschen.

    »Oh Mann, Jella«, schimpfte Gustav. »Wenn ich nicht ganz genau wüsste, dass du’ne prima Aushilfe bist, dann müsste ich dich jetzt feuern. Aber weil du es bist, gehste jetzt nach Hause und schläfst deinen Rausch aus. Aber eines sag ich dir: So was wie heute will ich nie wieder sehen!«
    Jella versuchte, von ihrem hohen Stuhl zu kommen. Dabei verlor sie das Gleichgewicht und fiel auf den Boden. Nur mit Mühe gelang es ihr, sich wieder aufzurichten. Sie krabbelte bis zur Wand und zog sich an ihr hoch. Alles um sie herum begann sich zu drehen, und dann war da auch noch diese Übelkeit, die wie ein grimmiges Tier in ihrem Magen rebellierte. An der Wand entlang hangelte sie sich in Richtung Ausgang. Hut und Mantel vergaß sie an der Garderobe. Es war noch heller Nachmittag, und sie war voll wie eine

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