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Der Ruf der Kiwis

Der Ruf der Kiwis

Titel: Der Ruf der Kiwis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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durchaus gefallen können. Wenn sie nur nicht bereits vergeben wäre. Christopher hatte Weihnachten ihr erstes Kind getauft.
    In diesem Augenblick fuhr endlich der Zug ein. Christopher konnte kaum stillstehen.
     
    »Sie sollten Ihre Brille aufsetzen, Miss Bleachum«, riet Gloria fürsorglich. Der Bahnsteig war belebt, und ohne Brille war ihre Lehrerin halb blind.
    »Auf keinen Fall!«, quietschte Lilian. »Miss Bleachum, ich glaube, ich sehe den Reverend! Meine Güte, sieht der gut aus! Setzen Sie bloß keine Brille auf, sonst findet er Sie womöglich nicht schön!«
    Sarah Bleachum, hin und her gerissen zwischen den Argumenten der Kinder und völlig außer sich von der Aussicht, gleich ihren Cousin zu treffen, suchte ihre Koffer und Kisten zusammen und tastete sich zum Ausgang. Sie fiel schließlich fast über ihre Hutschachtel und stolperte auf der steilen Stiege zur Plattform. Gloria versuchte, ihr einen Teil der Sachen abzunehmen. Letztlich würde sich der Schaffner um das Gepäck seiner Erster-Klasse-Passagiere kümmern, aber Gloria war froh, etwas zu tun zu haben. Lilian dagegen hüpfte leichtfüßig auf den Bahnsteig und begann gleich zu winken.
    »Reverend? Suchen Sie uns, Reverend?«
     
    Christopher Bleachum sah sich um. Tatsächlich, da waren sie. Natürlich, er hätte sich gleich im Bereich der Ersten Klasse umsehen sollen; die Eltern der Mädchen waren schließlich begütert. Und zumindest eins der Kinder war hübsch. Der lebhafte, rothaarige Kobold würde sich zweifellos zu einer reizvollen jungen Frau entwickeln. Das andere kleine Ding schien allerdings ein wenig verwachsen; zumindest würde es noch dauern, bis aus dem Entchen ein Schwan wurde. Und es hing am Rockzipfel seiner Gouvernante. Sarah ... Christopher musste sich beinahe zwingen, beim Anblick dieser jungen Frau an den Vornamen zu denken, den er so oft geschrieben hatte. Sarah Bleachum schien keinerlei Ausstrahlung oder auch nur Persönlichkeit zu haben. Offensichtlich war sie eine jener armen gesichtslosen Krähen, die anderer Leute Kinder im Park spazieren führten, weil ihnen selbst keine Sprösslinge vergönnt waren. Sarah trug ein dunkelgraues Kleid und dazu einen noch dunkleren Umhang, unter dem jegliche Körperformen verschwammen. Ihr streng aufgestecktes, dunkles Haar verbarg sie unter einem hässlichen, einer Schwesternhaube ähnelnden Hut, und der Ausdruck in ihrem Gesicht schwankte zwischen Verwirrung und Hilflosigkeit. Immerhin war das Gesicht ebenmäßig. Christopher atmete auf. Sarah Bleachum war nichtssagend. Hässlich war sie nicht.
    »Nun setzen Sie schon endlich die Brille auf!«, drängte Gloria. Natürlich war ihre Lehrerin ohne Brille schöner, aber es machte bestimmt auch keinen guten Eindruck, wenn sie so ziellos wie jetzt hinter Lilian her stolperte. Lilian hielt immerhin die Richtung. Sie steuerte ohne jede Hemmung auf den Reverend zu.
    Christopher beschloss, die Initiative zu ergreifen. Zielstrebig, wenn auch ohne aufgesetzte Eile, näherte er sich der kleinen Gruppe.
    »Sarah? Sarah Bleachum?«
    Die junge Frau lächelte vage in seine Richtung.
    Schöne Augen hatte sie. Irgendwie umflort, verträumt, ein helles Grün. Vielleicht hatte der erste Eindruck ja doch getäuscht.
    Aber dann nestelte Sarah ihre Brille aus der Tasche. Ihre ansprechenden Züge verschwanden hinter dem monströsen Gestell. Das dicke Glas ließ ihre Augen wie Murmeln wirken.
    »Christopher!« Sie strahlte und hob die Hände. Dann wusste sie nicht weiter. Wie verhielt man sich in einem solchen Moment? Christopher lächelte ihr zu. Aber er schien sie zu taxieren. Sarah senkte die Augen.
    »Sarah. Wie schön, dass ihr da seid. Hattet ihr eine anstrengende Reise? Und wer von den beiden Hübschen ist denn nun Gloria?«
    Während der Reverend sprach, streichelte er Lilian leicht übers Haar. Gloria drückte sich an Miss Bleachum. Sie hatte jetzt schon entschieden, dass sie den Reverend nicht mochte, da konnte er noch so freundlich tun. Aber dieser Ausdruck, der eben über sein Gesicht gehuscht war, als Miss Bleachum die Brille aufgesetzt hatte – und jetzt diese aufgesetzte Fröhlichkeit. Warum nannte er sie hübsch? Gloria war nicht hübsch, und das wusste sie.
    »Dies ist Gloria Martyn«, stellte Sarah vor, schon weil es ihr die Möglichkeit bot, unverfänglich Konversation zu machen. »Und der Rotschopf ist Lilian Lambert.«
    Der Reverend wirkte ein wenig verwirrt. Er hatte eine Zeitlang in London studiert und dabei die Gelegenheit gehabt,

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