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Der Ruf der Kiwis

Der Ruf der Kiwis

Titel: Der Ruf der Kiwis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Kura-maro-tini Martyn auf der Bühne zu sehen. Größere Familienähnlichkeit bestand seiner Ansicht nach zu keinem der Kinder, aber wenn, hätte er der Sängerin die hübsche, aufgeschlossene Lilian zugeordnet und nicht die schüchterne Gloria. Er fasste sich jedoch schnell. »Und die beiden sollen nun nach Oaks Garden? Da habe ich eine gute Nachricht für euch, Mädchen. Ich konnte mir für heute eine Chaise borgen. Wenn ihr mögt, bringe ich euch sofort hin.«
    Er erwartete Begeisterung von Seiten der Kinder, aber Lilian hatte offensichtlich nicht zugehört, und Gloria schien die Aussicht eher zu erschrecken.
    »Die ... äh ... Schule wird doch auch einen Wagen schicken ...«, meinte Sarah. Ihr ging das alles ein bisschen zu schnell. Wenn Christopher die Mädchen jetzt nach Oaks Garden fuhr, würde sie auf dem Rückweg mit ihm allein sein. Schickte sich das überhaupt?
    »Ach, das habe ich geregelt. Miss Arrowstone erwartet uns. Sie weiß, dass ich die Mädchen bringe.« Christopher lächelte ermutigend. Gloria schien den Tränen nahe.
    »Aber Miss Bleachum, sollten wir nicht erst morgen ... es hieß doch, die Schülerinnen würden erst morgen erwartet. Was machen wir denn dann ganz allein in der Schule?«
    Sarah zog sie an sich. »Ganz allein werdet ihr schon nicht sein, Liebes. Ein paar Mädchen kommen immer früher an. Und manchmal bleiben sogar während der Ferien welche da ...«
    Sarah biss sich auf die Lippen. Das hätte sie nicht sagen sollen. Schließlich war es genau dieses Schicksal, das auch Gloria und Lilian erwartete.
    »Miss Arrowstone freut sich schon auf euch!«, erklärte der Reverend. »Besonders auf dich, Gloria!«
    Das sollte aufmunternd wirken, aber Gloria mochte es nicht glauben. Warum sollte eine Schulrektorin in England sich ausgerechnet auf Gloria Martyn aus Kiward Station freuen?
    Das Mädchen schwieg denn auch verstört, während Christopher das Gepäck der Kinder und Miss Bleachums Habseligkeiten in seinen Wagen lud und die drei einsteigen ließ. Er half Sarah galant in die Chaise. Die junge Frau errötete, als sie dabei die Blicke von mindestens drei weiblichen Bewohnern Sawstons auf sich gerichtet fühlte. An diesem Abend würde sie Dorfgespräch sein.
    Lilian dagegen plapperte den ganzen Weg lang vergnügt vor sich hin. Die Landschaft um Sawston gefiel ihr; sie freute sich über Pferde und Rinder auf den Weiden entlang der Straße und fand auch die steinernen Cottages hübsch, in denen die Menschen wohnten. In Neuseeland wurde lediglich in großen Städten mit Sandstein gebaut. Dörfer wie Haldon oder auch Kleinstädte wie Greymouth bestanden zum größten Teil aus bunt angestrichenen Holzhäusern.
    »Ist Oaks Garden wohl auch so ein Haus?«, erkundigte sie sich.
    Der Reverend schüttelte den Kopf. »Oaks Garden ist viel, viel größer. Ein ehemaliges Herrenhaus, fast ein Schloss. Es gehörte einer Adelsfamilie, aber die letzte Besitzerin starb ohne Nachkommen, und sie bestimmte, dass ihr Haus und ihr Vermögen zur Gründung einer Schule dienen sollten. Und Lady Ermingarde liebte die schönen Künste. Das ist der Grund, weshalb Oaks Garden sich besonders um die kreative Förderung seiner Zöglinge bemüht.«
    »Gibt es Pferde?«, fragte Gloria leise.
    Der Reverend verneinte wieder. »Nicht für die Schülerinnen. Ich nehme an, der Hausmeister wird über ein Gespann verfügen; es müssen ja Einkäufe gemacht und öfter mal Schülerinnen vom Zug abgeholt werden. Aber Reiten gehört nicht zum Lehrplan. Tennis auch nicht ...«
    Letzteres schien der Reverend eher zu bedauern.
    Gloria schwieg wieder, bis der Wagen durch ein opulentes Steintor in einen von schmiedeeisernen Gittern umschlossenen Park rollte. Oaks Garden trug seinen Namen nicht zu Unrecht. Die Außenanlagen waren zweifellos von einem Gartenliebhaber gestaltet worden, der sein Metier verstand. Und es musste Dutzende, wenn nicht Hunderte von Jahren her sein, dass jemand die Eichen gepflanzt hatte, die den weitläufigen Park beherrschten. Sie waren riesig und säumten eine breite Zufahrt, die zum Haus führte. Hier jedoch hatte der Architekt weniger Genie bewiesen. Das Haus war ein eher klobiger Backsteinbau ohne die üblichen Erker und Türmchen, wie man sie sonst an englischen Herrenhäusern findet.
    Gloria fühlte sich gleich davon erdrückt. Sie hielt nach Stallgebäuden Ausschau. Es musste doch welche geben! Vielleicht hinten heraus ...
    Aber nun hielt der Reverend erst einmal vor dem gewaltigen, zweiflügeligen Tor. Er

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