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Der Ruf der Kiwis

Der Ruf der Kiwis

Titel: Der Ruf der Kiwis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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er mit aggressivem Unterton. Elaine legte ihm die Hand auf den Arm.
    »Sie will sagen, dass ... wenn es so war ... ich weiß ja auch nur das, was Grandma Gwyn erzählte ... Dann müssen mindestens ein oder zwei der anderen Mannschaftsmitglieder eingeweiht gewesen sein ...«
    »Ein oder zwei?«, höhnte Charlene. »Seit wann bewohnen die Schiffsjungen Zweibettzimmer? Mensch, Lainie, die schlafen in Verschlägen zu sechst oder zu zehnt. Ein Mädchen fällt da auf.«
    »Na ja, gut, dann gab es eben Mitwisser ...« Jack goss sich einen weiteren Whiskey ein. Seine Hände zitterten.
    »Und die haben ganz ohne Gegenleistung für sich behalten, dass Gloria kein Kerl ist?«, sagte Charlene. »Nehmen Sie der Kleinen mal schnell den Heiligenschein ab, bevor sie Druckstellen kriegt!«
    »Du solltest tanzen, Jack ...« Elaine sah, dass Jack die Faust so fest um sein Glas ballte, dass die Knöchel weiß hervortraten. »Hera ...«
    »Hera kann gern mit mir trinken. Nach Tanzen ist mir nicht.« Jack atmete tief ein und aus. Er neigte nicht zu Wutanfällen. Erst recht nicht, wenn jemand nur die Wahrheit sagte.
    »Und du vielleicht auch, Charlene.« Elaine machte ihrer Freundin ein Zeichen zu verschwinden. »Hol dir deinen Matt und gib ihm Bewegung. Und schick bei der Gelegenheit gleich Tim zu mir. Der steht schon viel zu lange an der Bar, nachher tut ihm alles weh, und er will um elf nach Hause ...«
     
    Jack trank schweigend eine halbe Flasche Whiskey. Zuerst allein, dann neben Hera, die einfach nur wartete. Schließlich nahm sie ihn mit hoch, und er schlief in ihren Armen.
    Am nächsten Tag drängte er ihr das Geld für eine ganze Nacht auf.
    »Aber es ist gar nichts passiert!«, protestierte das Mädchen. »Das musst du doch noch wissen ...«
    Jack schüttelte den Kopf. »Es ist mehr passiert, als du dir vorstellen kannst.«
    Zum ersten Mal in seinem Leben zahlte Jack McKenzie für eine Hure.
     

6
    Nach einem enervierenden Tag mit Elaines Familie, an dem ihm Lainie und ihre Söhne unbedingt sämtliche Pferde und Hunde der Familie vorführen mussten, nahm Jack den Nachtzug nach Christchurch. Am Bahnhof sprach ihn ein großer, schlanker Mann mit hellem Haar und länglichem Gesicht an. Jack konnte sich nicht an seinen Namen zu erinnern, aber der Mann stellte sich höflich vor.
    »Mr. McKenzie? Caleb Biller. Wir kennen uns flüchtig. Ich hatte ein paar sehr interessante Gespräche mit Ihrer Gattin, als Sie damals hier waren.«
    Jack erinnerte sich und reichte ihm die Hand. »Nett, Sie wiederzusehen, Mr. Biller. Sie wissen, dass Charlotte ...« Es tat immer noch weh, darüber zu sprechen.
    Caleb Biller nickte. »Ihre Frau ist vor einigen Jahren verstorben. Es tut mir sehr leid, sie war eine brillante Forscherin. Ich habe später ein paar Artikel von ihr gelesen.«
    »Ja«, sagte Jack leise. Er fragte sich, was Biller von ihm wollte. Er war doch sicher nicht zum Bahnhof gekommen, um ihm Jahre nach Charlottes Tod sein Beileid auszusprechen.
    »Ich will Ihnen nicht zu nahe treten, Mr. McKenzie, aber ... es würde mich interessieren, ob und wie Sie Mrs. McKenzies Nachlass geregelt haben. Ihren Artikeln war zu entnehmen, dass sie Maori-Mythen gesammelt, aufgezeichnet und übersetzt hat ...«
    Jack nickte und hoffte, dass sein Zug bald einfuhr. Aber so schnell entkam er Caleb Biller nicht.
    »Sie hat Hunderte aufgeschrieben«, gab er schließlich zu.
    Calebs Augen blitzten auf. »Das dachte ich mir. Sie war sehr engagiert. Aber was mich interessiert ... wo sind diese Aufzeichnungen? Haben Sie den Nachlass Ihrer Gattin irgendeinem Institut zur Verfügung gestellt?«
    Jack runzelte die Stirn. »Institut? Wer sollte sich denn dafür interessieren?«
    »Jede bessere Universität, Mr. McKenzie. Sie haben die Schriften doch nicht etwa weggeworfen?« Biller schien allein der Gedanke mit Entsetzen zu erfüllen.
    Jack nicht minder.
    »Wegwerfen? Wo denken Sie hin, Mann? Nachdem Charlotte so viel Herzblut hineingesteckt hat? Ich habe sie natürlich noch. Ich habe noch all ihre Sachen ... vielleicht sollte ich ...« Jack dachte mit schlechtem Gewissen an die Schränke voller Kleider und Schuhe, die Regale voller Bücher und die vielen Ordner, gefüllt mit Texten in Charlottes klarer Schrift. Er hätte das längst durchsehen, sich für ein paar persönliche Andenken entscheiden und den Rest verschenken müssen.
    Caleb Biller atmete auf. »Das hatte ich gehofft. Hören Sie, Mr. McKenzie, so sehr ich Ihre Gefühle respektiere, aber Charlotte hat keine

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