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Der Ruf der Kiwis

Der Ruf der Kiwis

Titel: Der Ruf der Kiwis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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überraschte Jack seine Mutter und Gloria mit der Ankündigung einer Reise nach Greymouth.
    »Ich habe eigentlich keine Lust dazu«, bemerkte er, »aber irgendwann habe ich Roly versprochen, zu seiner Hochzeit zu kommen. Und darauf besteht er nun, unterstützt von Elaine und Timothy Lambert ...«
    Tatsächlich graute Jack vor der Fahrt in den Ort, in den ihn immerhin seine Hochzeitsreise mit Charlotte geführt hatte. Aber er musste ja nicht erneut zu all den Sehenswürdigkeiten der Westküste reisen. Er würde einfach zwei Tage bei Elaine wohnen – oder noch besser in einem Hotel. Die Feier würde er schon irgendwie überstehen, ebenso das Wiedersehen mit Greg, den er noch als aufmüpfigen jungen Burschen in Erinnerung hatte und der jetzt im Rollstuhl saß. Er schuldete es Roly.
    Gwyneira stellte ihm gleichmütig das Auto zur Verfügung, und Jack verbrachte ein paar Tage damit, den Wagen beherrschen zu lernen. Dann rumpelte er damit nach Christchurch und nahm den Zug nach Greymouth.
    Elaine und ihre Söhne begrüßten ihn strahlend am Bahnhof.
    »Du siehst gut aus, Jack!«, behauptete sie. »Zumindest hast du ein bisschen zugenommen. Ich werde dich jetzt auch mästen, pass auf ...«
    Jack brauchte seine gesamte Energie, um ihr klarzumachen, dass er lieber im Hotel wohnen wollte, als ihre Gastfreundschaft in Anspruch zu nehmen. Elaine schien darüber tief enttäuscht, fing sich dann aber wieder und neckte ihn.
    »Aber nicht das Lucky Horse, Jack, das kann ich nicht verantworten! Roly besteht zwar darauf, ausgerechnet da seine Hochzeit zu feiern, und mein Tim und der restliche Stammtisch sind hellauf begeistert, aber eine Übernachtung wäre ein Anschlag auf deine Tugend!«
    Jack bezog schließlich ein Zimmer in einem sehr schönen Hotel am Pier und verbrachte Stunden damit, in die Wellen zu starren, ehe Roly und Tim ihn abholten.
    »Polterabend!« Roly lachte. »Junggesellenabschied! Wir machen noch mal richtig eins drauf, Mr....« Er grinste. »Verzeihung, Jack! Entschuldigung, Mr. Tim!«
    Tim Lambert lachte. »Roly, wie du meinen ... wie sind wir überhaupt verwandt, Jack? Jedenfalls, wie du Jack nennst, ist mir egal. Und wenn diese Nacht so feuchtfröhlich verläuft wie geplant, sind wir am Ende wahrscheinlich alle per Du.«
    Jack fand Elaines Mann sympathisch und versuchte seinerseits zu scherzen. »Ich glaube, Elaine ist meine Nichte. Aber keine Sorge, Tim, du brauchst mich nicht ›Onkel‹ zu nennen.«
     
    Greg McNamara trug sein Schicksal gefasster, als Jack gefürchtet hatte. Zumindest an diesem Abend, an dem der Whiskey in Strömen floss. Unter den Männern genoss der Kriegsinvalide auch Heldenstatus. Während es Roly und Jack sichtlich peinlich war, als das erste Glas auf die »Helden von Gallipoli« erhoben wurde, strahlte Greg und wurde später nicht müde, von seinen Abenteuern in Cape Helles zu erzählen, die ihn seine Gesundheit gekostet hatten. Viel später am Abend fand sich dann auch ein Mädchen, das sich die Sache scheinbar interessiert anhörte und dazu auf Gregs Oberschenkelstümpfen Platz nahm.
    »Dies ist tatsächlich ein Puff«, bemerkte Jack verwirrt Tim gegenüber, der mit der Besitzerin des Etablissements, Madame Clarisse, scherzte und Anekdoten aus seiner eigenen Verlobungszeit mit Lainie austauschte.
    »Er hat es erfasst!«, lachte die alte Hotelbetreiberin. »Wo habt ihr den aufgetrieben, Tim? Im letzten Schafpferch der Canterbury Plains? Ich dachte, Sie waren im Krieg, Mr. McKenzie. Haben Sie da niemals ... nun, sagen wir mal, Zerstreuung bei einer Heldin der Nacht gesucht?«
    Jack errötete. Er hätte es nicht zugegeben, aber seit Charlotte hatte er tatsächlich keine einzige Frau umarmt. Erst recht keins der käuflichen Mädchen im Hafen von Alexandria oder in den elenden Bars rund um ihr Lager in Kairo.
    »Hera, kümmere dich doch mal um den Mann!«
    Hera entpuppte sich als Maori-Mädchen oder sah zumindest so aus. Tatsächlich konnte sie kaum zu einem Stamm gehören, sie wäre sonst nicht in Madame Clarisse’ Etablissement. Jack war höflich genug, nicht zu fragen. Er atmete auf, als es sich um ein pralles Mädchen mit brauner Haut und langem schwarzem Haar handelte, das in keiner Weise an Charlotte erinnerte. Jack schaffte es, ein paar freundliche Worte mit Hera zu wechseln, bevor er sich früh zurückzog.
    »Schon müde?«, fragte das Mädchen verwundert. »Na ja, eigentlich ganz vernünftig, sich am Tag vor der Hochzeit nicht besinnungslos zu besaufen. Sollte man dem

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