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Der Ruf der Kiwis

Der Ruf der Kiwis

Titel: Der Ruf der Kiwis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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dem Auftrieb der Schafe ins Hochland. Elizabeth hatte ein romantisches Gartenfest an den Ufern des Avon geplant, aber leider verregnete es, und die Gäste drängten sich in den sicherheitshalber aufgestellten Zelten und den Gesellschaftsräumen des Hauses. Jack und Charlotte zogen sich früh aus dem Trubel zurück und fuhren gleich am nächsten Tag nach Kiward Station. Mit allseitiger Billigung bezogen sie die Räume, die William und Kura Martyn zu Beginn ihrer Ehe geteilt hatten. William hatte sie äußerst geschmackvoll und teuer einrichten lassen, und Charlotte hatte nichts dagegen, umgeben von diesen Möbeln zu wohnen. Jack bestand lediglich auf einer weniger opulenten Schlafzimmereinrichtung und bat den Tischler in Haldon um ein schlichtes Bett und Schränke aus einheimischen Hölzern.
    »Aber kein Kauri!«, verlangte Charlotte lächelnd. »Du weißt schon, Tane Mahuta, der Gott des Waldes, drängte Papa und Rangi auseinander!«
    Papatuanuku, die Erde, und Ranginui, der Himmel, waren in der Maori-Mythologie zunächst ein Liebespaar gewesen, das eng umschlungen im Kosmos lag. Schließlich beschlossen seine Kinder, die beiden zu trennen, und schufen damit Licht, Luft und Vegetation auf der Erde. Doch Rangi, der Himmel, weinte immer noch fast täglich über die Trennung.
    Jack lachte und nahm seine Frau in die Arme. »Uns trennt nichts mehr«, sagte er fest.
    Kleine Veränderungen nahm Charlotte auch an Kuras ehemaligem Musikzimmer vor.
    »Ich kann ein wenig Klavier spielen, aber mehr als eins brauche ich wirklich nicht«, erklärte sie. Im Salon der McKenzies stand schließlich immer noch Kuras prächtiger Flügel. »Erst recht nicht neben unserem Schlafzimmer. Da soll doch mal ...« Sie errötete. Wer in englischen Internaten erzogen war, sprach nicht gänzlich ungezwungen vom Kinderkriegen.
    Jack verstand sie auch so. Für ihn war es selbstverständlich, Babys nicht in entferntere Zimmer abzuschieben. Und vom Tag der Hochzeit an tat er sein Bestes, für Nachwuchs zu sorgen.
     
    Obwohl Jack und Charlotte auf Kiward Station glücklich waren, sorgte George Greenwood doch für eine angemessene Hochzeitsreise.
    »Es wird Zeit, dass du mal rauskommst, Jack!«, bestimmte er, als Jack tausend Gründe fand, die Farm nicht zu verlassen. »Die Schafe sind glücklich im Hochland, und mit den paar Rindern werden deine Eltern und die Arbeiter allein fertig.«
    »Den paar 
tausend
 Rindern«, bemerkte Jack.
    George verdrehte die Augen. »Du musst sie nicht täglich persönlich zu Bett bringen«, meinte er dann. »Nimm dir ein Beispiel an deiner Frau! Sie brennt darauf, die Pancake Rocks zu sehen!«
    Charlotte hatte eine Reise an die Westküste vorgeschlagen. Allerdings lockten sie hier nicht nur die Naturwunder. Tatsächlich interessierte sie sich mindestens ebenso für einen Gedankenaustausch mit dem berühmtesten Maori-Forscher der Südinsel: Caleb Biller. Nachdem sie gehört hatte, dass Jacks Nichte Elaine und ihr Mann nicht nur im gleichen Ort wohnten wie Biller, sondern obendrein mit ihm bekannt waren, kannte sie kein Halten mehr.
    »Soweit ich weiß, sind die Lamberts und die Billers nicht gerade befreundet«, gab George zu bedenken, aber das konnte Charlotte nicht schrecken.
    »Sie werden schon keine Todfeinde sein«, erklärte sie. »Und wenn doch, stiften wir Frieden. Außerdem müssen sie nicht die ganze Zeit dabeisitzen, wenn ich mich mit Mr. Biller unterhalte. Es reicht, wenn sie uns vorstellen. Und du kannst Gold schürfen, Jack! Wolltest du doch schon immer mal!«
    Jack hatte ihr von Goldsucherfantasien in seiner Jugend erzählt. Wie alle Halbwüchsigen hatte er davon geträumt, irgendwo mit einem Claim sein Glück zu machen. Zumal James McKenzie dabei in Australien ganz erfolgreich gewesen war. Letztlich kam Jack jedoch nach seiner Mutter: Was ihn interessierte, waren vor allem Schafe. Gold waschen mochte aufregend sein und Spaß machen, aber Jack war bodenständig.
    »Dann sollten wir lieber die O’Keefes in Queenstown besuchen«, brummte er. »In Greymouth fördert man Kohle. Und das lockt mich nicht besonders.«
    »Nach Queenstown fahren wir nächstes Jahr!«, bestimmte Charlotte. »Schließlich will ich deine Schwester kennen lernen. Aber jetzt erst mal Greymouth, das ist auch einfacher. Schließlich gibt es hier eine Bahnlinie!«
    Was das anging, konnte Jack nichts einwenden. Nur wenige Stunden mit der Bahn würden ihn von seinen geliebten Rindern trennen, und obendrein stellte George Greenwood ihnen

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