Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ruf der Kiwis

Der Ruf der Kiwis

Titel: Der Ruf der Kiwis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
Vom Netzwerk:
Hazel.
    Lilian zuckte die Achseln. »Nicht, dass ich wüsste. Obwohl die Frau von Onkel Jack sie wohl hat. Also ist es nicht gelogen. Auf jeden Fall ist die Chorstunde einfach die ideale Zeit, um sich rauszuschleichen. Da sind alle beschäftigt. Auch Mary Jaine.«
    Mary Jaine war Lilians und Hazels erklärte Feindin. Die Mädchen konnten sicher sein, dass sie Lilians geheime Pläne sofort an die Lehrerinnen verraten hätte. Insofern ahnte Lilian auch Schlimmes, als ausgerechnet Alison, Mary Jaines Busenfreundin, zehn Minuten nach vier an ihre Tür klopfte. Lilian hatte eben das notdürftig gereinigte Kleid angelegt, ein leichtes Sommerkleid mit Blumenmuster.
    »Kannst du darin überhaupt klettern?«, hatte Hazel gefragt, als sie der ächzenden Lilian in ihr Korsett half. An diesem heißen Tag im Juli würde sie sich darin halb tot schwitzen.
    »Es sind der Liebe Flügel, die mich tragen!«, hatte Lily behauptet.
    In diesem Moment klopfte es an die Tür.
    »Du sollst zu Miss Arrowstone kommen, Lily«, meldete Alison. »Gleich.«
    Lilian fuhr herum. »Habt ihr wieder gepetzt? Wie habt ihr es herausgefunden! Du hast doch nichts gesagt, Hazel, oder? Und Gloria ...« Einen Verrat von Gloria konnte Lilian sich nicht vorstellen. Aber Miss Arrowstone musste etwas wissen. Auch wenn Alison jetzt so tat, als wundere sie sich.
    »Mir hat überhaupt keiner was gesagt«, erklärte sie voller ehrlicher Entrüstung. »Ich ging zufällig über den Flur, und Miss Arrowstone sah mich und trug mir auf, dich zu holen. Kann sein, dass du Besuch hast ...«
    Lilian lief sofort rot an. Besuch? Ben? Hatte er es nicht ausgehalten und wollte es nun doch mit der »Cousin-Lösung« versuchen? Oder hatte ihn jemand am Zaun gesehen und sich dabei das Seine gedacht? Mary Jaine war es zuzutrauen ...
    »Und wenn du dich nicht langsam auf den Weg machst, kriegst du Ärger«, bemerkte Alison. »Wieso hast du dich eigentlich so schick gemacht? Für die Chorstunde? Bis letzte Woche hatten wir da noch Uniformzwang ...«
    Lilian zögerte. Umziehen oder nicht? Wenn Miss Arrowstone wirklich nichts Besonderes von ihr wollte, konnte sie das Rendezvous nach dem Appell bei ihr noch schaffen. Andererseits würde Miss Arrowstone garantiert etwas argwöhnen, wenn sie im Sonntagsstaat vor ihr erschien.
    »Nun mach schon!«, erklärte Alison.
    Lilian traf ihre Entscheidung. Wenn es irgendeine Chance gab, Ben noch zu sehen, würde sie ein bisschen Ärger mit Miss Arrowstone auf sich nehmen müssen. Die nervöse Hazel machte das Siegeszeichen, als das Mädchen hinausging.
    Tatsächlich war Miss Arrowstone nicht allein in ihrem Büro. Allerdings war sie auch nicht sonderlich gut gelaunt. Mit säuerlicher Miene unterhielt sie sich mit einem älteren Herrn, der beschwörend auf sie einzureden schien.
    Er wandte sich um, als Lilian eintrat.
    »Lily! Meine Güte, wie hübsch du geworden bist! So schön wie deine Mutter in dem Alter, du siehst viel erwachsener aus als auf den Fotos!«
    »Was daran liegen dürfte, dass unsere Schülerinnen zu den Fototerminen Schulkleidung anlegen«, bemerkte Miss Arrowstone trocken. »Was bereitet uns das zweifelhafte Vergnügen, dich heute aufgeputzt wie zum Ball bei uns zu sehen?«
    Lilian achtete nicht auf sie.
    »Onkel George!« Wenig damenhaft flog sie in George Greenwoods Arme. In Greymouth war der Hauptinvestor der Lambert-Mine häufig Gast bei ihren Eltern gewesen, und Elaine, ihre Mutter, hatte ihn als Kind schon »Onkel« genannt. Für Lilian und ihre Brüder war er ebenfalls fast ein Verwandter und immer gern gesehen – zumal der alte Herr offensichtlich gern Spielzeug einkaufte. Wann immer er nach Europa reiste, brachte er kleine Wunderwerke mit wie Dampfmaschinen en miniature oder Puppen mit echtem Haar.
    »Wie schön, dass du mich besuchst!« Lilian strahlte ihren Nenn-Onkel an und hatte sogar noch ein bisschen Charme für Miss Arrowstone übrig. »Alison verriet mir, dass ich besonderen Besuch hätte, und da habe ich mich rasch umgezogen«, behauptete sie.
    Miss Arrowstone schnaubte ungläubig.
    »Du siehst jedenfalls entzückend aus, Kind!«, erklärte George. »Aber setz dich doch erst mal, bevor wir zum Grund meines Besuches kommen, der leider kein erfreulicher ist ...«
    Lilian wurde blass. Sie wusste nicht recht, ob sie sich in Miss Arrowstones Allerheiligstem wirklich setzen durfte. Aber wenn ja, so sicher, weil eine besonders furchtbare Nachricht ihrer harrte.
    »Mummy ... Daddy ... Ist etwas ...?«
    George schüttelte

Weitere Kostenlose Bücher