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Der Ruf der Kiwis

Der Ruf der Kiwis

Titel: Der Ruf der Kiwis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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wieder fröhlich zu plaudern. Sie erzählte Gwyn von den Pferden ihrer Freundinnen in England, Elaine von der Seereise – und natürlich von ihren Plänen, Tim Lambert demnächst bei der Minenleitung zu helfen.
    Elaine lächelte. »Er wird dich brauchen, die Minen arbeiten auf Hochtouren. Der Krieg. Tim hat das gleich vorausgesagt, als die Kämpfe ausbrachen, aber dass es so schnell gehen würde ... England schreit nach Stahl, und folglich nach Kohle. Nun heißt es natürlich auch, der ganze Krieg ginge bald vorbei, die Industrie müsste sich also beeilen und schnellstmöglichst viel Profit machen. Florence Biller scheint diese Ansicht zu teilen. Sie baut Biller massiv aus. Die anderen müssen sehen, dass sie den Anschluss halten ... Kriegen wir wirklich unser ganzes Gepäck in diese kleine Chaise, Grandma?«
    Die Frauen hatten den Bahnhof verlassen und schritten auf Gwyns Einspänner zu, vor dem eine elegante Cobstute wartete.
    Gwyneira schüttelte den Kopf. »Nein, wir haben noch einen Lieferwagen hier, der wird die Sachen mitnehmen. Aber ich dachte, ihr hättet Lust auf eine flotte Fahrt. Und ich will James auch nicht zu lange allein lassen. Charlottes Tod hat ihn schwer getroffen. Wir haben sie alle sehr gern gehabt. Und James ... nun, ich mache mir ernsthaft Sorgen.«
     
    James McKenzie war von Unruhe erfüllt. Er hätte eher Trauer empfinden sollen, aber was er fühlte, war beinahe Zorn. Charlotte war so jung gewesen, so lebensfroh. Und Jack hatte sie unendlich geliebt. James wusste, wie es sich anfühlte, so sehr zu lieben ... seine Gwyn ... es war Zeit, dass sie zurückkam. Wo war sie noch mal hingefahren? In der letzten Zeit verschoben sich James’ Erinnerungen. Manchmal wartete er auf das junge Mädchen, das wie ein Wirbelwind auf seinem braunen Pony über die Ebenen der Canterbury Plains geritten war. Er meinte die Hündin Cleo hinter ihr traben zu sehen oder seine Friday, den legendären Hütehund des Viehdiebs McKenzie. Dann war er beinahe überrascht, dass Gwyns Gesicht plötzlich von Falten durchzogen war und ihr Haar fast weiß. Und dass kein schwanzwedelndes, seelenvergnügtes Hundetier hinter ihr her lief, sondern nur die stets ein wenig verdrossene Nimue, die nach wie vor nicht in ihrem Korb schlief, sondern in dem kleinen, ehemals als Empfangsraum geplanten Vorbau mit Blick auf die Haustür. Sie wartete auf Gloria. Wenn es sein musste, würde sie ihr Leben lang warten.
    Aber jetzt würde er heruntergehen und Gwyn vor den Ställen in Empfang nehmen. Sein Herz klopfte heftig, seine Glieder schmerzten an diesem Tag nicht. Er hätte fast reiten können. Ja, es wäre schön zu reiten ...
    James stützte sich nur leicht auf seinen Stock, als er die Treppe hinunterstieg. Es war wirklich ein guter Tag. Die Pferde wieherten, als er die Ställe betrat. Es hatte aufgehört zu regnen; er musste Poker sagen, dass sie hinauskonnten. Oder Andy ... aber Poker ... Poker war ... nein, es konnte nicht sein, dass sein alter Freund und Trinkgefährte fast ein Jahr zuvor gestorben war.
    Im Stall werkelte Maaka, ein Maori-Arbeiter und Jacks bester Freund. Er vertrat den Vormann Jack während dessen Abwesenheit. Jetzt lachte er James zu.
    »Schönen guten Tag, Mr. James! Na, können Sie’s nicht abwarten, Miss Lily zu sehen? Aber Miss Gwyn kann noch nicht da sein. Selbst wenn sie früh weggekommen sind ...«
    »Ich denke, ich werde ihnen entgegenreiten«, meinte James. »Sattelst du mir ein Pferd?«
    »Ein Pferd, Mr. James? Aber Sie sind monatelang nicht geritten.«
    Maaka zögerte.
    »Dann wird es ja mal wieder Zeit, nicht?« James ging zu seinem braunen Wallach und klopfte ihm den Hals. »Hast du mich vermisst?«, fragte er freundlich. »Damals, als Miss Gwyn hierherkam, ritt ich einen Schimmel ...« Er lächelte bei der Erinnerung.
    Maaka zuckte die Schultern. »Wenn’s ein Schimmel sein soll ... einer der neuen Viehhirten hat einen. Dem macht’s bestimmt nichts aus, wenn Sie ihn nehmen. Ist ein hübscher Kerl ...«
    James zögerte. Dann lachte er. »Warum nicht? Noch einmal ein Schimmel.«
    Er wartete, bis Maaka den Wallach, einen leichten Rotschimmel, gesattelt hatte. Dann zäumte er ihn selbst auf.
    »Vielen Dank, Maaka. Miss Gwyn wird staunen.«
    James fühlte sich von jugendlichem Überschwang erfasst, als er den Schimmel herausführte. Seine Knochen ließen ihn ausnahmsweise nicht im Stich ... Wenn nur sein Herz nicht so seltsam tanzte. Irgendetwas stimmte da nicht, es tat auch ein bisschen weh ... der

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