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Der Ruf der Pferde

Der Ruf der Pferde

Titel: Der Ruf der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Beyrichen
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Gesicht leuchtete auf, als sie Patricia erkannte, und schnellen Schrittes kam sie heran.
    »Hallo Patricia!« Ihre Stimme klang freudig. »Das ist aber schön, dass du mal wieder vorbeikommst!« Sie wischte sich rasch die Hände an ihrer Reithose ab und stützte die Ellenbogen auf das Autofenster auf.
    Mit ihren kurzen aschblonden Haaren und dem einfachen blauen T-Shirt sah Helen aus wie immer, stellte Patricia widerwillig fest. Und sie lächelte auch wie immer. Als ob nie etwas passiert wäre, dachte Patricia böse. Sie wandte sich ab, während Helen ihre Mutter begrüßte.
    »Guten Tag, Miss Gilroy«, sagte Patricias Mutter und erwiderte das Lächeln. »Wir waren gerade in der Nähe und da dachten wir...« Doch ihr künstlich fröhlicher Ton ließ sich nicht länger erzwingen und Mrs Mackintosh brach hilflos ab.
    Helens Miene wurde besorgt, als sie Patricias Gesicht genauer betrachtete.
    »Wie geht es dir?«, fragte sie und legte ihre Hand auf Patricias Schulter.
    Das war zu viel.
    Mit wütender Bewegung schüttelte Patricia Helens Hand ab, öffnete den Sicherheitsgurt und riss die Autotür auf, sodass Helen zurückspringen musste, um nicht getroffen zu werden.
    »Patricia!«, rief ihre Mutter entsetzt, doch Patricia war schon hinausgestolpert.
    »Lasst mich endlich in Ruhe!«, schrie sie. Sie sah nicht die entsetzten Gesichter der anderen, die sich erschrocken nach ihr umwandten. Sie beachtete auch Chestnut nicht, die von ihrer lauten Stimme aufgeschreckt den Kopf hochwarf und nervös umherzutänzeln begann.
    »Verdammt noch mal, kapiert es endlich«, stieß sie atemlos aus. »Ich will nicht mehr reiten und ich will nie wieder was mit den Scheißgäulen zu tun haben! Ist das endlich bei euch angekommen?«
    Helen starrte sie an, aber in ihrem Blick stand mehr Mitleid als Schockiertheit.
    »Hör mal, Patricia«, begann sie ruhig, »ich kann dich sehr gut verstehen, aber . . .«
    »Spar dir dein Verständnis«, unterbrach Patricia sie barsch, während ihre Mutter ihr bleiches Gesicht mit den Händen bedeckte. »Man hat mich mit einem Trick hergelockt, aber das heißt nicht, dass ich hier bleiben werde. Und...«Sie warf einen bitterbösen Blick auf ihre Mutter. ». . . Wenn sich meine Mutter nun auch noch weigert, mich sofort zurück nach Hause zu bringen, dann geh ich eben zu Fuß. Ihr könnt mich doch alle mal!«
    Sie machte auf dem Absatz kehrt und schlug einen Bogen um das Auto. Bevor Helen oder ihre Mutter auch nur ein Wort sagen konnten, war Patricia schon aus dem Tor hinaus und um die Ecke verschwunden. Patricias Mutter unterdrückte ein Schluchzen. Hektisch begann sie, in ihrer Handtasche nach einem Taschentuch zu kramen.
    »Es tut mir leid«, sagte sie undeutlich hinter dem Tuch hervor.
    »Das muss es nicht«, wandte Helen ein, die geradezu verloren neben dem Auto stehen geblieben war und Patricia traurig nachblickte. Auch sie hatte mit den Tränen zu kämpfen und kaute, ohne es zu merken, an einem Fingernagel herum. »Sie tun doch alles für Patricia, was Sie können. Und ich kann mir nur zu gut vorstellen, wie schwierig es für Sie alle momentan ist.«
    »Wir wissen nicht mehr, was wir machen sollen, um dem Kind zu helfen!« Mrs Mackintosh sah Helen beinahe Hilfe suchend an. »Sie trauert um ihren Freund, das können wir ja verstehen. Aber sie steigert sich geradezu hinein! Sie wissen nicht, was bei uns zu Hause los ist. Patricia ist so verändert, wir kennen sie nicht mehr wieder. Bis vor Kurzem waren wir immer froh, dass sie keines dieser Modepüppchen ist. Doch jetzt wären wir nur zu glücklich, wenn sie wenigstens ein bisschen auf sich achten würde! Sie zieht jeden Tag dieselbe Jeans und dasselbe T-Shirt an, sie wäscht sich kaum noch die Haare. Und sie fährt immer gleich aus der Haut – wir trauen uns kaum noch, sie anzusprechen...« Mrs Mackintoshs Stimme klang erstickt, die Verzweiflung war ihr deutlich anzumerken. Doch dann nahm sie sich zusammen und putzte sich die Nase. Es hatte sie sichtlich erleichtert, dass sie das Ganze einmal aussprechen konnte.
    »Manchmal habe ich das Gefühl, sie macht uns dafür verantwortlich, was Gavin passiert ist!«, fügte sie leise hinzu.
    »Das ist Unsinn«, sagte Helen bestimmt. »Sie weiß ganz genau, dass keiner etwas dafürkann. Sie sucht nur irgendein Ventil, um mit ihrem Schmerz fertig zu werden. Wut ist da eine ganz natürliche Reaktion – und Sie sind leider diejenigen, die es zurzeit abbekommen.« Sie zögerte einen Moment und fuhr dann fort: »Ihre

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