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Der Ruf der Pferde

Der Ruf der Pferde

Titel: Der Ruf der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Beyrichen
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Gefahr befände und sie nur deshalb bei ihr säße, weil es ihr hier so gut gefiel?
    Sie würde genauso auf Ethan warten, erkannte Patricia. Ihr Herz würde genauso ungeduldig hämmern, sie würde ebenso immer wieder seine warmen dunkelbraunen Augen vor sich sehen.
    Sie hatte sich wohl wirklich verliebt.
    Das wurde Patricia in diesen schlimmen Stunden klar.
    Doch Ethan ließ sich Zeit. Patricia wusste nicht, wie spät es war, sie hatte auch heute keine Uhr dabei, aber dem Trubel draußen vor dem Stall nach zu urteilen, musste es schon später Vormittag sein.
    Wo blieb er nur?
    Na ja, vielleicht musste er noch etwas erledigen. Sie durfte schließlich auch nicht erwarten, dass er alles andere stehen und liegen ließ, nur um ihr und Dallis Gesellschaft zu leisten.
    Dallis schob sich wieder einmal heran und knabberte zart an Patricias Schulter.
    Patricia lächelte, obwohl ihr die Tränen über die Wangen liefen.
    Nein, sie wollte es nicht wahrhaben.
    Mittag war sicherlich schon vorbei, als sich die Tür öffnete, ein Lichtstrahl hereinfiel und Schritte in der Stallgasse einen Besucher ankündigten. Patricia fuhr mit einem Ruck empor. Ihr Herz begann wie wild zu klopfen.
    Na endlich, dachte sie voll Erleichterung. Jetzt kam Ethan!
    Als sie Damian erkannte, überfiel sie die Enttäuschung so heftig, dass sie beinahe wieder geweint hätte.
    »Hallo Patricia«, sagte Damian und lächelte sie ein wenig unsicher an.
    »Hi«, antwortete sie knapp und musterte ihn angstvoll. Warum kam er her, brachte er noch mehr schlechte Nachrichten?
    Damian ahnte, was Patricia durch den Kopf ging, und hob beschwichtigend die Hände. »Keine Sorge, es ist nichts weiter los. Ich hab bloß gerade ein paar Minuten Luft und dachte mir, ich schau mal vorbei, was ihr beiden hier so macht.«
    Patricia sah sich nach Dallis um und zuckte die Schultern. »Das Gleiche wie immer. Nichts.«
    Damian betrachtete Dallis, sein Gesicht war ernst.
    Und Patricias Herz sank weiter.
    »Kann ich Dallis nicht wieder zurück auf die Koppel bringen?«, fragte sie und merkte selbst, wie klein und hoffnungslos ihre Stimme dabei klang.
    Wie erwartet schüttelte Damian den Kopf, seine Augen blickten traurig. »Lass sie mal hier«, sagte er. »Ist besser so.«
    Patricia verstand, was er meinte, und der Kloß in ihrer Kehle wurde immer größer.
    »Geh nach Hause, Patricia.« Damian schaute sie voll Mitgefühl an. »Es bringt doch nichts, wenn du die ganze Zeit hier sitzt. Du machst es dir damit nur noch schwerer.«
    Patricia antwortete nicht. Sie sollte einfach nach Hause gehen und vergessen, dass es Dallis jemals gegeben hatte? Was sollte dieser Vorschlag! Dachte Damian wirklich, sie würde das fertigbringen?
    Nein, natürlich wusste Damian nur zu gut, dass sie seinen Rat nicht befolgen würde. Das sah sie an seinem Gesichtsausdruck. Und mit einem Mal tat er ihr leid. Auch für Damian war es sicher nicht einfach. Und aus seinen Möglichkeiten heraus hatte er alles getan, um ihr zu helfen. Dass es nichts gebracht hatte, konnte sie ihm nicht anlasten.
    »Hast du Ethan heute schon gesehen?«, fragte sie ihn ganz spontan. Vielleicht wusste ja Damian, wann er kommen wollte.
    Doch Damian schüttelte den Kopf. »Nein. Ich dachte eigentlich, er wäre hier bei dir.«
    »Na, er wird sicher bald auftauchen«, meinte Patricia betont unbeteiligt und bereute schon, es überhaupt erwähnt zu haben.
    »Ruf ihn doch an«, schlug Damian vor.
    »Ihn anrufen . . .?«
    Damian zwinkerte. »Mach ihm mal ein bisschen Beine. Kann doch nicht sein, dass er dich hier warten lässt!«
    Patricia bemühte sich ebenfalls um ein Lächeln. »Mal sehen«, murmelte sie vage. Vielleicht sollte ich es wirklich tun, dachte sie. Warum eigentlich nicht?
    »Hast du zufällig seine Nummer?«, fragte sie Damian.
    »Ich? Nein.« Damian überlegte. »Aber Silas hat sie vermutlich. Oder du schaust einfach im Telefonbuch nach.«
    Na toll, dachte Patricia. Falls ich jetzt noch Ethans Nachnamen wüsste, wäre das bestimmt eine gute Idee.
    Im gleichen Moment fügte Damian allerdings hinzu: »Du müsstest aber wahrscheinlich unter Distillery Longmuir nachsehen. Ich weiß nicht, ob der Privatanschluss drinsteht.«
    »Ich überleg’s mir«, sagte Patricia, der einfiel, dass sie sowieso nicht anrufen konnte, da sie ihr Handy nicht dabeihatte.
    Ethan kommt sicher sowieso gleich, dachte sie sich, als Damian gegangen war.
    Doch die Zeit verrann und Ethan tauchte nicht auf. Am auf-und abschwellenden Geräuschpegel, den Kinder und

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