Der Ruf der Steine
gegen dich. Ich sage dir lediglich, dass du mit diesem verdammten Übereifer unsere Grabung und unser Geld aufs Spiel setzt!« Die Betonung lag auf dem unser.
Peter kam sich vor, als ob sie ihm ins Gesicht geschlagen hätte. Schon wieder. Er zitterte und hasste diese rechthaberisch aufgerissenen Augen, die seinen Willen zu brechen versuchten – genauso hatte sie ihn damals in der Nacht angesehen. Jackie konnte er vielleicht überreden, und Sparky wahrscheinlich auch. Aber diese starrsinnige Connie Lambert niemals. Tief im Inneren wusste er natürlich, dass sie in ihrer tugendhaften Art Recht hatte. Genau wie Linda immer Recht gehabt hatte. Doch er hatte schon zu lange gewartet, viel zu lange. Er holte tief Luft, um ruhig zu bleiben. »Falls unter diesem Hügel etwas begraben liegt, was von archäologischem Interesse ist, wird Hatcher die Welt anhalten, bis wir unsere Arbeit beendet haben.«
»Warum warten wir dann nicht noch diesen einen Tag, um auf der sicheren Seite zu sein?«, fragte Connie.
»Weil ich nicht kann.« Er wandte sich an Jackie. »Wenn du den verdammten Bagger nicht fahren willst, werde ich es tun!«
»Weißt du überhaupt, wie das geht?«, brummte Jackie.
»Ich werde es schon lernen, und du kannst mir dabei zuschauen.«
»Vergiss es! Wenn du mit der Schaufel herumfuhrwerkst, wirst du uns nur alle umbringen.« Er warf die Schaufel auf die Erde und ging zum Bagger.
»Jackie!« Sparkys Stimme hatte einen unverkennbar drohenden Unterton.
»Tut mir Leid, mein Schatz«, rief er über die Schulter zurück. Und dann zu Peter: »Ich kann mich nicht erinnern, dass im Earthwatch-Prospekt etwas über das Stehlen von Baggern gestanden hätte.«
»Über Steinkreise im Boston Harbor stand auch nichts drin, oder?«
Jackie sprang auf den Kotflügel und öffnete die Haube. Zehn Sekunden später heulte der Motor auf, und Peter hatte das Gefühl, dass ihm eine Zentnerlast von der Seele genommen worden war. Jackie überprüfte die Funktion der Bremsen und die Hydraulik von Schaufel und Gabel. Alles arbeitete zufrieden stellend.
Peter dirigierte ihn zum Rand des Sandhügels, gleich neben dem nördlichsten Stein. Falls sich tatsächlich ein Kreis umgestürzter Steine unter dem Hügel verbarg, mussten sie den Sand sorgsam vom Rand her abtragen, um nichts zu zerstören. Der Arm des Baggers konnte ungefähr sechs Meter weit ausgefahren werden, sodass sie gut von außen im Inneren des Kreises arbeiten konnten.
Zwei Stunden lang trug Jackie vorsichtig Schicht auf Schicht ab, während Peter mit Sparky und Connie die drei ersten Steine völlig freilegte. Sparky schien sich mit Peters Entscheidung abgefunden zu haben, aber Connie nicht. Stumm wie ein Fisch arbeitete sie verbissen vor sich hin, und Peter konnte förmlich fühlen, wie es in ihr kochte. Aber es beeindruckte ihn kaum. Sie verstand einfach nicht, dass er keine andere Wahl hatte. Große Entdeckungen erforderten zuweilen auch Risiken. Diese Lektion hatte er im Sumpf gelernt. In Todesnot hatte er eingesehen, dass er jede Sekunde nutzen musste, solange noch Zeit war. Ohne Rücksicht auf die Konsequenzen. Diese Lektion musste Connie Lambert noch lernen.
Um elf Uhr dreißig interessierten die Konsequenzen niemanden mehr, denn sie waren auf Stein gestoßen.
Jackie hatte die ersten sechzig Zentimeter abgetragen und eine eineinhalb Meter breite und drei Meter lange Fläche aus dem Hügel herausgeschnitten. Mit Metallsonden prüfte Peter die schützende Schicht und stieß in etwa dreißig Zentimetern Tiefe auf etwas Hartes. Er stocherte an mehreren Stellen – immer mit demselben Ergebnis: etwas Großes, Hartes lag nur dreißig Zentimeter tiefer im Sand. Zu viert gruben sie mit Schaufeln entlang einer gedachten bogenförmigen Linie, die die drei bereits freigelegten Steine einschloss. Es dauerte nicht lang, bis sich der Erfolg einstellte und das Ende eines grauen Quaders erschien. Er bestand aus demselben Granit wie die anderen.
In Peters Schläfen pochte das Blut, als er den Stein mit den bloßen Händen befühlte. Sie hatten nur dreißig Zentimeter an einem Ende freigelegt, aber die Oberfläche war ganz offensichtlich künstlich bearbeitet und abgeflacht worden, so dass nur noch wenige Zweifel blieben, was die Form dieses Steins betraf.
Er empfand ein großes Triumphgefühl.
Jackie fuhr den Bagger zurück und räumte die restliche Erde ab. Wie die Speiche eines steinernen Rades lag der Megalith da, wo er umgestoßen worden war. Das untere Drittel war
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