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Der Ruf der Steine

Der Ruf der Steine

Titel: Der Ruf der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Goshgarian
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Grabung vertagt.«
    »Und womit beschäftigen wir uns im ersten Teil?«
    »Wir suchen noch mehr Steine.«
    Kurz nach sieben brachen sie auf und gingen zusammen zum Strand hinunter. Andy thronte auf den Schultern seines Vaters und hielt mit dem Fernglas nach Walen und Robben Ausschau. Er hatte die ganze Nacht hindurch tief geschlafen und Peters Abwesenheit überhaupt nicht bemerkt. Peter dagegen hatte kein Auge zugetan. Seine Augen brannten, als ob man ihm Sand hineingestreut hätte, und sein Schädel brummte ein wenig. Hände und Gesicht hatte er im Dickicht übel zerkratzt, und beide Knie und die rechte Hüfte schmerzten noch von seinem Sturz. Aber das war im Moment zweitrangig. Sein Herz hämmerte aufgeregt, und er konnte sich kaum beherrschen, um nicht vorauszulaufen.
    »Könnten die Radierung und das Tagebuch nicht auch Fälschungen sein?«, überlegte Jackie. »Wenn eine Alte mit Geweih und Wünschelrute auf der Klippe herumhüpft, lässt das doch Zweifel an ihrer Glaubwürdigkeit aufkommen, oder etwa nicht?«
    Wieder ein harter Schlag, doch Peter wehrte ihn gelassen ab. »Auch diese Fragen müssen wir verschieben.«
    Noch zwei Stunden zuvor hatte er genau dasselbe überlegt. Es war immerhin möglich, dass ihm die alte Frau einen gewaltigen Bären aufgebunden hatte. Womöglich stellte die Radierung lediglich irgendeinen Steinkreis in England oder Irland dar, oder aber der Künstler hatte sich vom alten Namen Druid’s Head zu dieser Darstellung inspirieren lassen. Und Hannah hatte die Geschichte von Brigid und ihrer Tochter nur erfunden, um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen – der letzte Versuch einer Heimatlosen, ihre Rückkehr doch noch durchzusetzen.
    Dabei wusste er genau, dass nichts davon zutraf.
    Während der letzten beiden Stunden hatte sich seine Erwartung so gesteigert, dass er seinen Tatendrang kaum mehr beherrschen konnte. Nur einmal hatte er sich etwas so intensiv gewünscht – und zwar in der Nacht vor zweieinhalb Jahren, als das Mount Auburn Hospital bei ihm angerufen hatte. Doch damals hatte er gebetet, dass es nicht eintreten sollte. Ihm war klar, dass er alles verderben würde, wenn er nicht skeptisch blieb. Es wäre Selbstmord, der Gruppe zu offenbaren, was ihn an diesen Punkt geführt hatte. Sie würden ihn nicht verstehen. Nicht einmal Sparky. Im Gegenteil. Ihr spiritueller Eifer würde die ganze Sache auf Illustriertenniveau herunterziehen. Diese Entdeckung bedeutete ja nicht nur persönlichen Ruhm, sondern auch die endgültige Bestätigung für Lindas Rückkehr.
    Ja, er musste sich um kühles, überlegtes Auftreten bemühen.
    »Falls die Radierung echt ist und wir tatsächlich einen Steinkreis auf der Klippe finden sollten«, sagte er, »müssen wir grundsätzlich davon ausgehen, dass es sich um ein Werk der jüngeren Vergangenheit handelt, das bestenfalls aus der Kolonialzeit stammt. Da man das Alter von Steinen nicht nach der Karbonmethode bestimmen kann, müssen wir nach organischen Beweisen im Boden suchen. Erst wenn wir eine alte Sandale, Stoffreste oder einen Knochen finden, den wir zweifelsfrei ins fünfte Jahrhundert zurückdatieren können, haben wir so etwas wie einen Beweis in der Hand.«
    »Gibt der Name Druid’s Head keine Anhaltspunkte?«, fragte Sparky.
    »Das wäre zu schön«, antwortete Peter in akademischem Ton. »Aber leider gibt es auch ein Babylon in New York, ein Bethlehem in Pennsylvania und ein Athen in Georgia. Der Name eines Ortes gibt meistens nicht allzu viel her. Grundsätzlich ist zu sagen, dass die Druiden selbst keine Steinkreise errichtet haben. Sie haben die vorhandenen lediglich für ihre eigenen Rituale genutzt. Außerdem haben sie in der Zeit um Christi Geburt gelebt, also gut zwölf Jahrhunderte nach der Erbauung des letzten Steinkreises.«
    »Demnach haben sie sie einfach okkupiert«, meinte Connie.
    »Richtig. Sie waren sozusagen die Nachfolger der Erbauer. Bestenfalls haben sie die Kreise als alte Machtzentren erkannt« – Diese Steine bewahren das Feuer noch immer, hörte er Hannahs Stimme sagen – »und sie für ihre eigenen Zwecke genutzt.«
    »Und wer hat Stonehenge und die anderen Steinkreise errichtet?«, wollte Sparky wissen.
    »Menschen in der Bronzezeit. Vor etwa viertausend Jahren haben sie damit begonnen. Diese Kultur hat sich tausend Jahre lang über England, Irland und ganz Europa ausgebreitet. Ungefähr neunhundert Steinkreise existieren noch, aber niemand kann sagen, wie viele es einmal waren.«
    »Doch auf diesem

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