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Der Ruf der Steine

Der Ruf der Steine

Titel: Der Ruf der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Goshgarian
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künstlerisch bearbeitete Gegenstände, Scherben oder Knochen – um irgendetwas, das sich mit der Radiokarbonmethode datieren ließ, oder um etwas Authentisches, das definitiv dem handwerklichen Geschick emigrierter Kelten zugeschrieben werden konnte. Keinesfalls wollte er sich ein neues Mystery Hill anhängen lassen.
    Nach Abtragung des Hügels blieb noch der Kreis zwischen den Steinen – und genau hier begann die eigentliche Feinarbeit mit Spachtel und Pinsel. Es war noch unendlich viel zu tun, aber die Zeit lief ihnen davon. Sechzehn Jahrhunderte lagen hier begraben, und ihnen blieben nur sechzehn Tage, um den Beweis zu führen. Peter betrachtete die umgestürzten Riesen, und der Gedanke schoss ihm durch den Kopf, dass er für diese Aufgabe sogar töten würde.
    Die Nacht war sternenklar, und die Rundung des Dreiviertelmonds tauchte langsam aus dem Meer empor. Andy schlief bereits, und Jackie und Sparky hatten sich in ihr Zimmer zurückgezogen. Peter saß auf der Veranda und trank sein Bier, und Connie leistete ihm Gesellschaft.
    »Ich muss noch etwas nachholen«, sagte sie. »Ich habe dir überhaupt noch nicht zu deiner Entdeckung gratuliert.«
    Nein, das hast du nicht, dachte er. Du warst zu sehr damit beschäftigt, meine Begeisterung zu bremsen. »Soll ich das als Gratulation verstehen?«
    »Ja.«
    »Vielen Dank.«
    Und nun, dachte er, wird sie sich entschuldigen, dass sie die Notwendigkeit seiner Entscheidung nicht richtig eingeschätzt hatte. Dass sie ausgerechnet an der Schwelle zur größten archäologischen Entdeckung der nordamerikanischen Geschichte an ihm gezweifelt hatte.
    Aber es folgte keine Entschuldigung. »Wegen Flanagan mache ich mir allerdings echte Sorgen.«
    »Und warum?«
    »Wir durften den Bagger nun einmal nicht benutzen.«
    »Das ist mir völlig klar, Connie.«
    Sie spürte seine Ablehnung. »Es tut mir Leid, wenn ich noch einmal davon anfange, aber ich befürchte, dass er nach diesem Vorfall unsere Lizenz widerrufen lassen wird.«
    »Darf ich aus dieser Sorge schließen, dass du bleiben wirst?« Sie sah ihn eindringlich an, aber er bemühte sich um eine gleichmütige Miene, obwohl er innerlich über seinen geschickten Schachzug grinsen musste.
    »Ja, ich werde bleiben.«
    »Ich freue mich, das zu hören.« Er war überrascht, wie gleichgültig seine Stimme klang. Völlig verrückt, dachte er, denn in der fraglichen Nacht hatte er sie wie wild bekniet, nicht einfach wegzufahren. Er erinnerte sich noch gut an das Gefühl der Wärme und Vertrautheit, das sie an diesem Nachmittag oben auf der Klippe geteilt hatten. Er hatte sich sogar gefragt, ob sie sich nach Beendigung der Grabung wieder sehen würden. Doch mit einem Mal schien sie sich verändert zu haben. Oder war er es? Es ergab keinen Sinn. Irgendwie hatte er das Interesse verloren – ja, nicht nur das, er lehnte sie sogar ab. Ob ihn etwas überkommen hatte? Vielleicht …
    »Geben Sie Acht auf sich, Mister. Die Toten beneiden die Lebenden.«
    Stille breitete sich aus, während er über den Wandel in seinem Herzen grübelte. Natürlich wollte sie bleiben, sagte er sich, und an dem Rummel teilhaben, der um das westliche Äquivalent des antiken Troja entstehen würde.
    »Es beunruhigt mich besonders«, sagte sie, »dass wir noch nicht fertig sind.«
    »Und warum das?«
    »Ich glaube nicht, dass Flanagan sich von den paar Steinen beeindrucken lassen wird. Du hast selbst gesagt, dass wir seine Zeitpläne behindern.«
    »Soweit ich weiß, hat immer noch Hatcher zu bestimmen – und er dürfte mehr als beeindruckt sein.«
    »Hoffentlich hast du Recht.«
    Hoffentlich hast du Recht. Sie zweifelt noch immer an mir, dachte er. Aber warum sollte Connie Lambert auch anders sein? »Darauf wette ich.«
    Seine Sicherheit schien Connie zu beeindrucken, denn sie sagte nichts mehr. Der Mond hing mittlerweile über den Klippen von Graves, wo früher unzählige Schiffsbesatzungen ihr Leben verloren hatten. Peter starrte auf das regelmäßig blinkende Leuchtfeuer, während er sein Bier trank.
    »Ich wüsste gern, wie lange diese Steine kein Mondlicht mehr gesehen haben«, sagte Connie versonnen.
    »Oder wie lange sie dort gestanden haben, bevor sie zugeschüttet wurden. Wir haben nur noch sechzehn Tage, um das herauszufinden.«
    »Nicht gerade viel angesichts dessen, was wir beweisen wollen.«
    Angesichts dessen, was WIR beweisen wollen? Offenbar erhob sie bereits Ansprüche auf den Fund. Aber er ließ es ihr durchgehen. »Wir werden unser Bestes

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