Der Ruf der Steine
sage, okay?«
Andys Lippen zitterten. »Okay, okay.«
»Na also.« Bebend vor Zorn ging Peter davon.
Andy rührte sich nicht vom Fleck. Er arbeitete verbissen an seiner Burg, und als er müde wurde, schlief er einige Zeit auf seiner Decke. Der Protest war vergessen.
Konzentriert arbeiteten die anderen und Peter drei Stunden lang, aber außer Sand, Kies und Muscheln förderten sie nichts zutage, nicht den kleinsten Gegenstand. Peter wurde immer ungeduldiger. Diese Suche konnte ewig dauern, aber ewig war zu lang. Wenn er nichts fand, um die Anlage datieren zu können, war alles verloren. Amerikas Stonehenge würde vom Angesicht dieser Erde getilgt werden – wenn er nicht rechtzeitig einen Beweis zutage förderte.
Kurz nach elf stieß Jackie plötzlich auf etwas Hartes.
Er zog die Gabel des Baggers zurück, mit der er im Boden gestochert hatte, und Peter sprang in das Loch, um besser sehen zu können. Er fegte den letzten Sand mit einem Handbesen zur Seite. »Schon wieder ein Stein«, bemerkte Sparky.
Mit den Schaufeln legten sie die Seiten frei. Obwohl der Stein noch größtenteils von Erde bedeckt war, war doch zu erkennen, dass er schmaler als die anderen war. Nur vierzig Zentimeter breit und dreißig tief. Auch die Farbe war anders. Die Oberfläche war schwarz, wie mit Asche überzogen, doch einige Schrammen ließen erkennen, dass der Stein ursprünglich weiß gewesen war.
»Das ist Kalkstein«, sagte Peter bestürzt.
»Ist das so ungewöhnlich?«, fragte Connie.
»Der nächste Steinbruch liegt in Vermont.«
»Also muss der Stein von dort hierher gebracht worden sein?«, fragte Connie.
»Na klar«, meinte Jackie. »Mit Pferden und Wagen war das nicht unmöglich.«
»Der Haken an der Sache ist nur, dass in Vermont erst seit dem späten achtzehnten Jahrhundert überhaupt Kalkstein gebrochen wird«, entgegnete Peter.
»Und was bedeutet das?«
»Ich weiß nur, dass sich der nächstgelegene Steinbruch im Südwesten Irlands befindet.«
Sie arbeiteten mit Schaufeln, Spachteln und Besen, um die ganze Länge des Steins unter der Bedeckung herauszuarbeiten. An der Stelle, wo sie begonnen hatten, steckte noch immer Hannahs Wünschelrute im Boden. Der Kalkstein war weich und empfindlich und musste sehr viel sorgfältiger ausgegraben werden als der Granit. Nach einiger Zeit hatten sie inmitten des Steinkreises einen pfeilerartig behauenen, massiven Kalkstein freigelegt.
Ein Phallus aus Kalkstein, dachte Peter. Ein Fruchtbarkeitssymbol. Bei Gott!
Der Stein, an dem Brigid verbrannt worden war.
Die eine Flanke war ganz und gar mit einer schwarzen Schicht überzogen. Eingehend betrachtete Peter die Stellen, wo der Bagger den Stein ein wenig angekratzt hatte. Insgesamt war der Klotz gelblich braun verfärbt, als ob der Erdboden auf die Gesteinsproben abgefärbt hätte. Doch bei der schwarzen Schicht musste Peter keine Untersuchungsergebnisse abwarten, um zu wissen, dass es sich nur um Ruß handeln konnte. Er sammelte einige Steinsplitter in eine Tüte. Zumindest konnte er die Hinrichtung datieren. Das war auf jeden Fall ein Anfang.
Mit einem Spachtel kratzte er am Fundament des Steins herum, wo er vermutlich einmal aufrecht gestanden hatte. Sorgfältig legte er mit einer kleinen Schaufel eine dunklere Schicht frei, auf der der Stein vermutlich gestanden hatte und die sich deutlich vom sandigen Untergrund abhob. Auch hier entnahm er eine Probe für chemische Untersuchungen.
Auf der Oberseite des Steins entdeckte er haarfeine Risse. »Diese Risse sind durch Hitze entstanden«, sagte er.
»Könnte es sein, dass man hier tatsächlich jemanden verbrannt hat?«, fragte Jackie.
»Ja«, antwortete Peter.
»Nach den Sprüngen zu urteilen, war das Feuer aber ziemlich heiß.«
»Das kann man wohl sagen«, flüsterte Peter, während er immer weiter grub. Wie Recht sie hatten. Ich war dabei.
»Glaubst du, dass die Alte wollte, dass wir diesen Stein finden?«
»Schon möglich.«
»Aber woher wusste sie, dass der Kalkstein genau hier lag und dass er etwas Besonderes war?«
»Sie hat schließlich eine Wünschelrute«, belehrte ihn Sparky. »Vielleicht hat sie ja die Energiefelder erspürt.«
»Schade, dass Steine nicht reden können«, bemerkte Jackie. »Ansonsten könntest du ihm ein Horoskop erstellen: Ein starker, schweigsamer Typ, der kühle, schattige Plätze liebt und dringend ein Bad braucht.«
»Und du wirst bald ein paar neue Eier brauchen«, gab Sparky zurück.
Peter achtete nicht auf die beiden, sondern
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