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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Kriebelmücken in Kauf, wenn sie nur frische Luft hatten. Eine andere Hütte diente Lagerzwecken; die dritte, die eingezäunt war, war demnach wohl das Schlafquartier.
    »Man erhitzt das Terpentin und verkocht es zu Pech«, erklärte Josh und führte mich in Sichtweite der Kessel. »Ein Teil wird so, wie er ist, in Fässer gefüllt« - er deutete auf die Hütten, bei denen ein Wagen stand, der hoch mit Fässern beladen war -, »aber aus dem Rest wird Pech gemacht. Die Herren von der Marine sagen uns, wieviel sie brauchen, damit wir Bescheid wissen.«
    Ein kleiner Junge von sieben oder acht saß auf einem hohen, wackeligen Hocker und rührte mit einem langen Stock in dem Kessel; ein größerer Junge stand mit einer enormen Schöpfkelle daneben, mit der er die oben schwimmende, leichtere Schicht von gereinigtem Terpentin abschöpfte und in ein Faß an der Seite goß.
    Während ich ihnen zusah, kam ein Sklave mit einem Maultier aus dem Wald und hielt auf den Kessel zu. Ein anderer Mann kam ihm zu Hilfe, und gemeinsam luden sie die - offensichtlich schweren - Fässer vom Rücken des Maultiers und leerten das duftende, gelbliche Kiefernharz in einer lärmenden Kaskade in den Kessel.
    »Och, tretet besser einen Schritt zurück, Ma’am«, sagte Josh und nahm mich am Arm, um mich vom Feuer wegzuziehen. »Das Zeug spritzt ziemlich, und falls es Feuer fängt, wollt Ihr bestimmt nicht verbrennen.«
    Nach dem Anblick des Mannes im Wald wollte ich mir ganz gewiß keine Verbrennungen zuziehen. Ich wich zurück und blickte mich zu den Hütten um. Jamie, Mr. Campbell und die Männer von der Marine saßen auf den Hockern um den Tisch in der einen Hütte, teilten sich den Inhalt einer Flasche und stocherten in einem Haufen Papiere herum.
    Von außen gegen die Wand der Hütte gepreßt und für die Männer im Inneren unsichtbar, stand Jocasta Cameron. Die Ausrede von ihrer Erschöpfung vergessend, spitzte sie mit aller Kraft die Ohren.

    Josh sah meinen überraschten Gesichtsausdruck und drehte sich um, um zu sehen, wohin ich blickte.
    »Miss Jo haßt es, wenn sie nicht alle Fäden in der Hand hält«, murmelte er bedauernd. »Ich hab’s noch nicht selbst erlebt, aber Phaedre hat mir erzählt, wie die Herrin sich anstellt, wenn sie mit etwas nicht allein fertig wird - macht ein furchtbares Theater und stampft mit den Füßen.«
    »Das muß ein ziemlich bemerkenswerter Anblick sein«, murmelte ich. »Aber was schafft sie denn nicht allein?« Allem Anschein nach hatte Jocasta Cameron ihr Haus, ihre Felder und ihre Leute fest in der Hand.
    Jetzt zog er ein überraschtes Gesicht.
    »Och, die verflixte Marine. Hat sie Euch nicht gesagt, warum wir heute hier sind?«
    Bevor ich mich der faszinierenden Frage widmen konnte, warum Jocasta mit der britischen Marine fertigwerden wollte, ob nun heute oder zu einem späteren Zeitpunkt, unterbrach uns ein Warnruf vom anderen Ende der Lichtung. Ich drehte mich um und wurde fast von einigen halbnackten Männern niedergetrampelt, die in Panik auf die Hütten zurannten.
    Auf der anderen Seite der Lichtung erhob sich ein merkwürdiger Hügel. Ich hatte ihn schon zuvor bemerkt, war aber noch nicht dazu gekommen, mich danach zu erkundigen. Der Boden der Lichtung bestand zum Großteil aus Erde, doch der Hügel war mit Gras bedeckt - aber es war ein seltsam fleckiges Gras: teils grün, teils gelb vertrocknet, und hier und da ein Rechteck, das völlig braun war.
    Gerade als ich begriff, daß das daher kam, daß der Hügel mit ausgestochenen Grassoden bedeckt war, flog das Ganze in die Luft. Es gab kein Explosionsgetöse, nur ein unterdrücktes Geräusch wie ein enormes Niesen und eine leichte Druckwelle, die mir über die Wange strich.
    Es hörte sich zwar nicht an wie eine Explosion, doch es sah zweifellos so aus; überall auf der Lichtung regneten Stücke des Grasbelages und verbrannte Holzsplitter herab. Es gab ein großes Geschrei, und Jamie und seine Begleiter kamen aus der Hütte geschossen wie eine Schar aufgescheuchter Fasane.
    »Geht’s dir gut, Sassenach?« Mit ängstlichem Gesicht faßte er mich am Arm.
    »Ja, alles klar«, sagte ich ziemlich verwirrt. »Was zum Kuckuck ist hier passiert?«
    »Wenn ich das wüßte«, sagte er kurz, während er bereits den Blick über die Lichtung schweifen ließ. »Wo ist Ian?«

    »Ich weiß es nicht. Du glaubst doch nicht, daß er etwas damit zu tun hatte, oder?« Ich strich über die freischwebenden Holzkohleflocken, die in meinem Ausschnitt gelandet waren.

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