Der Ruf Der Trommel
stimmt’s?«
Der Stallknecht grinste zurück.
»Nein, Ma’am«, sagte er. »Ich kann die Biester nicht ausstehen, nicht mehr als mein Mädchen hier.«
Ian, der dem Wortwechsel zugehört hatte, konnte seine Neugier nicht länger zügeln.
»Wo kommst du her, Mann?« fragte er den Stallknecht und sah den jungen Mann fasziniert an.
Josh runzelte die Stirn.
»Wo ich herkomme? Wieso, nirge - oh, aye, jetzt komm’ ich mit. Ich bin flußaufwärts geboren, auf Mr. Burnetts Anwesen. Miss Jo hat mich vor zwei Jahren um die Osterzeit gekauft.«
»Und wir dürfen wohl annehmen, daß Mr. Burnett seinerseits höchstens einen Steinwurf von Aberdeen entfernt zur Welt gekommen ist«, sagte Jamie leise zu mir. »Aye?«
River Run war ziemlich groß und umfaßte nicht nur das erstklassige Land am Fluß, sondern auch ein großes Stück des Sumpfkiefernwaldes, der ein Drittel der Kolonie bedeckte. Außerdem hatte Hector Cameron darauf geachtet, daß eins der vielen Flüßchen, die in den Cape Fear mündeten, sein Land durchfloß.
So war die Plantage also nicht nur mit den wertvollen Rohstoffen
Holz, Pech und Terpentin gesegnet, sondern auch mit einem bequemen Weg, diese zum Markt zu befördern, daher war es kein Wunder, daß River Run floriert hatte, obwohl es Tabak und Indigo nur in bescheidenen Mengen produzierte - wenn mir auch die duftenden grünen Tabakfelder, durch die wir ritten, alles andere als bescheiden vorkamen.
»Wir haben eine kleine Sägemühle«, erklärte Jocasta unterwegs. »Kurz oberhalb der Stelle, wo das Flüßchen in den Cape Fear fließt. Dort wird das Holz gesägt und zugeschnitten, und dann werden die Bretter und Fässer mit dem Kahn nach Wilmington geschickt. Auf dem Wasserweg ist es keine große Entfernung vom Haus zur Sägemühle, wenn es einem nichts ausmacht, flußaufwärts zu rudern, aber ich habe mir gedacht, ich zeige euch lieber ein bißchen die Landschaft.« Sie atmete die nach Kiefern duftende Luft mit sichtlichem Wohlgefallen ein. »Es ist schon eine Weile her, daß ich selber das letztemal draußen war.«
Es war wirklich eine wunderbare Landschaft. Jetzt, da wir den Kiefernwald erreicht hatten, war es viel kühler, denn das dichte Nadeldach schirmte uns von der Sonne ab. Über uns ragten die Baumstämme sechs bis zehn Meter auf, bevor sie die ersten Zweige bildeten - da überraschte es nicht, daß die Sägemühle vor allem Masten und Spiere für die Königliche Marine produzierte.
Jocastas Worten zufolge handelte River Run anscheinend oft und viel mit der Marine: Masten, Spiere, Latten, Balken, Pech, Terpentin und Teer. Jamie ritt dicht neben ihr und hörte gebannt zu, während sie ihm alles im Detail erklärte, und Ian und ich ritten hinter ihnen. Sie hatte beim Aufbau von River Run offenbar eng mit ihrem Mann zusammengearbeitet. Ich fragte mich, wie sie jetzt, wo er tot war, mit der Führung der Plantage zurechtkam.
»Da!« sagte Ian und hob den Finger. »Was ist das?«
Ich holte auf und lenkte mein Pferd neben dem seinen zu dem Baum, auf den er gezeigt hatte. Jemand hatte ein großes Stück Rinde entfernt und auf einer Seite das Holz etwa einen Meter hoch freigelegt. Innerhalb dieser Fläche war das weißgelbe Holz kreuzweise in einer Art Fischgrätmuster schraffiert, als hätte es jemand kreuz und quer mit einem Messer eingeritzt.
»Wir sind fast da«, sagte Jocasta. Jamie hatte uns anhalten sehen, und sie waren zu uns zurückgeritten. »Was ihr da seht, ist ein Terpentinbaum, ich kann es riechen.«
Wir konnten es alle riechen - der Duft nach frischem Holz und würzigem Harz war so stark, daß sogar ich den Baum mit verbundenen
Augen gefunden hätte. Jetzt, da wir angehalten hatten, hörte ich von weitem Geräusche: das Rumpeln und Krachen arbeitender Männer, Axtschläge und Stimmen. Beim Einatmen fing ich auch Brandgeruch auf.
Jocasta trieb Corinna näher an den angeritzten Baum, wo eine flache Kuhle in das Holz gemeißelt worden war. »Das nennen wir Schachtel, Harz und Rohterpentin laufen hier herein und sammeln sich. Diese hier ist fast voll. Bald kommt ein Sklave und leert sie.«
Sie hatte den Satz kaum beendet, als ein Mann zwischen den Bäumen erschien, ein Sklave, der nur einen Lendenschurz trug. Er führte ein großes, weißes Maultier, das einen breiten Gurt um den Rücken geschnallt hatte, von dem auf beiden Seiten jeweils ein Faß herunterhing. Das Maultier hielt abrupt an, als es uns sah, warf den Kopf zurück und brüllte hysterisch.
»Und das dürfte Clarence
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