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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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verurteilt, ja sogar ohne Ermittlungen? Was für ein Gesetz ist das?«
    »Ein schlechtes, Madame!« schnappte er. »Aber es ist trotzdem Gesetz, und ich bin damit beauftragt, ihm Geltung zu verschaffen, Mr. Fraser, seid Ihr bereit?« Er setzte sich den Hut auf und wandte sich an Jamie.
    »Ja.« Jamie hatte Pistolen und Munition in seinen tiefen Rocktaschen verstaut, richtete sich auf und strich die Rockschöße über seinen Oberschenkeln glatt. »Sassenach, kannst du-«
    Bevor er zu Ende sprechen konnte, war ich bei ihm und hatte ihn am Arm gepackt.
    »Jamie, bitte! Geh nicht, du kannst dich nicht an so etwas beteiligen.«
    »Psst!« Er legte seine Hand auf die meine und drückte sie fest. Sein Blick hielt den meinen und ließ mich nicht zu Wort kommen.
    »Ich bin schon daran beteiligt«, sagte er still. »Es ist der Besitz meiner Tante, es sind ihre Männer. Mr. Campbell hat recht; ich bin ihr Verwandter. Es ist meine Pflicht zu gehen - zumindest als Zeuge. Dazusein.« Dann zögerte er, als wollte er noch etwas sagen, drückte mir aber statt dessen noch einmal die Hand und ließ los.
    »Dann gehe ich mit.« Ich sprach völlig ruhig, mit jenem geisterhaften Gefühl der Distanz, das mit dem Bewußtsein einer bevorstehenden Katastrophe einhergeht.
    Sein breiter Mund zuckte kurz.
    »Das habe ich mir gedacht, Sassenach. Geh und hol deine Kiste, aye? Ich kümmere mich um die Pferde.«
    Ohne Mr. Campbells Vorhaltungen zu beachten, eilte ich zur Kräuterkammer, und meine Schuhe klapperten auf den Fliesen wie die Schläge eines furchtsamen Herzens.
     
    Unterwegs trafen wir auf Andrew MacNeill, der sein Pferd im Schatten einer Kastanie verschnaufen ließ. Er hatte uns erwartet; als er unsere Hufschläge hörte, trat er aus dem Dunkel. Er nickte Mr. Campbell zu, als wir bei ihm anhielten, doch sein Blick war stirnrunzelnd auf mich gerichtet.
    »Habt Ihr es ihm nicht erklärt, Mr. Campbell?« fragte er und wandte sich stirnrunzelnd an Jamie. »Das ist nichts für eine Frau, Mr. Fraser.«

    »Ihr habt doch gesagt, daß es um Blutvergießen geht, oder?« sagte Jamie mit deutlicher Schärfe in der Stimme. »Meine Frau ist ban ligiche ; sie hat mit mir den Krieg durchgemacht, und mehr. Wenn Ihr mich dabeihaben wollt, kommt sie auch mit.«
    MacNeill kniff die Lippen fest zusammen, brachte aber keine Einwände mehr vor. Er wandte sich abrupt ab und schwang sich in den Sattel
    »Macht uns mit den Umständen dieser unglücklichen Angelegenheit vertraut, MacNeill.« Campbell trieb seine Stute neben Jamies Pferd und drängte sich geschickt zwischen MacNeill und Jamie. »Mr. Fraser ist neu hier, wie Ihr wißt, und Euer Sohn hat mir nur gesagt, daß es Blutvergießen gegeben hat. Ich weiß noch nichts Genaues.«
    McNeills massige Schultern hoben sich leicht und schoben sich auf das graue, zu einem Zopf gebundene Haar zu, das über seinem Kragen hing. Sein Hut saß fest auf seinem Kopf, parallel zu seinen Schultern, als hätte er ihn mit der Wasserwaage ausgerichtet. Ein vierschrötiger, unverblümter Mann, dieser MacNeill.
    Er erzählte uns die Geschichte beim Weiterreiten, und sie war simpel. Byrnes, der Aufseher der Sägemühle, hatte mit einem der Sklaven von der Terpentinanlage eine Auseinandersetzung gehabt. Dieser war mit dem großen Rindenmesser, das er für seine Aufgabe brauchte, bewaffnet gewesen und hatte versucht, die Angelegenheit zu regeln, indem er Byrnes köpfte. Er hatte sein Ziel verfehlt, und es war ihm nur gelungen, Byrnes um ein Ohr zu erleichtern.
    »Hat ihn wie eine Kiefer geschält«, sagte MacNeill, und eine gewisse grimmige Genugtuung schwang in seiner Stimme mit. »Hat nur seinen Löffel erwischt und ein Stückchen vom Gesicht. Nicht, daß es der Schönheit der ekligen Eiterbeule groß geschadet hätte.«
    Ich sah Jamie an, der als Antwort eine Augenbraue hochzog. Offenbar war Byrnes bei den Plantagenbesitzern der Gegend nicht beliebt.
    Der Aufseher hatte um Hilfe gebrüllt, und mit Hilfe zweier Kunden und ihrer Sklaven war es ihm gelungen, den Angreifer dingfest zu machen. Sobald die Wunde verbunden und der Sklave in eine Hütte gesperrt worden war, hatte man den jungen Donald MacNeill - der gekommen war, um ein Sägeblatt abziehen zu lassen, und sich unerwartet in ein Drama verwickelt gesehen hatte - losgeschickt, um die Besitzer der umliegenden Plantagen zu informieren.
    »Ihr kennt dieses Gesetz wohl nicht«, erklärte Campbell, der sich im Sattel umdrehte, um Jamie anzusprechen. »Wenn ein Sklave

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