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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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für richtig einzugreifen, nachdem Gott einmal seine Meinung über den Mann kundgetan hatte.«

    »Du glaubst, daß Gott ihm Tetanus geschickt hat?«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, daß jemand anders auf so etwas kommen würde. Außerdem«, fuhr er in aller Logik fort, »wo sollte man denn sonst nach Gerechtigkeit suchen?«
    Ich rang nach Worten, und mir fielen keine ein. Ich gab es auf und kehrte zum eigentlichen Streitpunkt zurück. Mir war ein bißchen übel.
    »Du hättest es mir sagen sollen. Auch wenn du der Meinung warst, daß ich ihm nicht helfen könnte, war es nicht deine Sache zu entscheiden -«
    »Ich wollte nicht, daß du zu ihm gehst.« Seine Stimme war immer noch ruhig, doch es lag jetzt ein Hauch von Stahl darin.
    »Ich weiß, daß du das nicht wolltest! Aber es spielt keine Rolle, ob du gemeint hast, daß Byrnes es verdiente zu leiden, oder -«
    »Es ging nicht um ihn!« Das Boot schaukelte heftig, als er sich bewegte, und ich hielt mich an den Seitenwänden fest, um das Gleichgewicht zu behalten. Er sprach ungestüm.
    »Es hat mich einen feuchten Dreck gekümmert, ob Byrnes einen leichten oder einen schweren Tod hatte, aber ich bin kein grausames Monster! Ich habe dich nicht von ihm ferngehalten, um ihn leiden zu sehen, ich habe dich von ihm ferngehalten, um dich zu schützen.«
    Ich war erleichtert, das zu hören, wurde aber zunehmend wütend, als mir dämmerte, was er eigentlich getan hatte.
    »Es war nicht deine Sache, das zu entscheiden. Wenn ich nicht dein Gewissen bin, dann hast du auch kein Recht, das meine zu sein!« Ich fegte die Weidenzweige zwischen uns beiseite, denn ich wollte ihn sehen.
    Plötzlich schoß eine Hand zwischen den Blättern hervor und ergriff mein Handgelenk.
    »Es ist meine Sache, für deine Sicherheit zu sorgen.«
    Ich versuchte, meine Hand wegzureißen, doch er hatte mich fest im Griff und ließ nicht los.
    »Ich bin kein kleines Mädchen, das man beschützen muß, und eine Idiotin bin ich auch nicht. Wenn es einen Grund gibt, warum ich etwas nicht tun soll, dann sag ihn mir, und ich höre zu. Aber du kannst nicht entscheiden, was ich tun und wohin ich gehen soll, ohne mich auch nur zu fragen… das lasse ich mir nicht bieten und das weißt du verdammt gut.«
    Das Boot tat einen Ruck. Unter lautem Blättergeraschel steckte er den Kopf durch den Weidenvorhang und starrte mich wütend an.
    »Ich versuche überhaupt nicht, dir vorzuschreiben, wohin du gehen sollst.«

    »Du hast entschieden, wohin ich nicht gehen darf, und das ist genauso schlimm!« Die Weidenblätter glitten über seine Schultern, als sich das Boot, von Jamies Heftigkeit herumgestoßen, in Bewegung setzte. Wir drehten uns langsam und kamen unter dem Baum hervor.
    Er ragte vor mir auf, so massiv wie die Sägemühle; sein Kopf und seine Schultern verdeckten einen guten Teil der Szenerie hinter ihm. Seine lange, gerade Nase war zwei Zentimeter von meiner entfernt, und er hatte die Augen zusammengekniffen. In diesem Licht erschienen sie fast schwarz, und es war extrem beunruhigend, aus der Nähe in sie hineinzusehen.
    Ich blinzelte. Er nicht.
    Er hatte mein Handgelenk losgelassen, als er durch den Blättervorhang kam. Jetzt ergriff er meine Oberarme. Ich fühlte die Hitze seiner Hände durch den Stoff. Sie waren sehr groß und sehr hart und brachten mir plötzlich zu Bewußtsein, wie zerbrechlich meine eigenen Knochen im Vergleich dazu waren. Ich bin ein brutaler Mensch.
    Er hatte mich schon einige Male durchgerüttelt, und ich hatte es gehaßt. Für den Fall, daß er jetzt etwas Derartiges im Sinn hatte, schob ich meinen Fuß zwischen seine Beine und bereitete mich darauf vor, ihm mein Knie dorthin zu stoßen, wo es am wirkungsvollsten war.
    »Ich hatte unrecht«, sagte er.
    In gespannter Erwartung von Gewalt hatte ich tatsächlich schon angesetzt, meinen Fuß hochzureißen, als ich hörte, was er gesagt hatte. Bevor ich innehalten konnte, hatte er die Beine fest zusammengeklemmt und hielt mein Knie zwischen seinen Oberschenkeln fest.
    »Ich habe doch gesagt, daß ich unrecht hatte, Sassenach«, wiederholte er, eine Spur von Ungeduld in seiner Stimme. »Hast du mich gehört?«
    »Äh… nein«, sagte ich ziemlich verlegen. Ich wackelte versuchsweise mit dem Knie, doch er hielt seine Oberschenkel fest geschlossen.
    »Du würdest es nicht eventuell in Erwägung ziehen, mich loszulassen, oder?« sagte ich höflich. Mein Herz hämmerte immer noch.
    »Nein. Wirst du mir jetzt zuhören?«
    »Ich denke schon«,

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