Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
räuchern. Und wir brauchen einen Ständer zum Trocknen - Ian hat gesehen, wie die Indianer es machen, um das zu bekommen, was sie ›trockenes Fleisch‹ nennen. Wir brauchen einen sicheren Aufbewahrungsort, wo keine wilden Tiere an unsere Vorräte gelangen können.«
    Das schien eine vernünftige Idee zu sein; besonders wenn man in Betracht zog, was für Tiere in der Gegend lebten. Meine einzigen Zweifel betrafen das Räuchern. Ich hatte gesehen, wie man es in Schottland machte, und wußte, daß das Räuchern von Fleisch sehr aufwendig war. Jemand mußte ständig dabeibleiben, um zu verhindern, daß das Feuer zu groß wurde oder ganz ausging, mußte das Fleisch regelmäßig wenden und es mit Fett bestreichen, damit es nicht verkohlte und austrocknete.
    Es machte mir keine Schwierigkeiten zu sehen, wem diese Aufgabe zufallen würde. Das Problem war nur, wenn ich es nicht richtig hinbekam, würden wir alle an Lebensmittelvergiftung sterben.

    »Gut«, sagte ich wenig begeistert. Jamie erkannte meinen Tonfall und grinste mich an.
    »Das ist der erste Schuppen, Sassenach«, sagte er. »Der zweite ist für dich.«
    »Für mich?« Jetzt taute ich etwas auf.
    »Für deine Kräuter und Pflanzen. Sie nehmen einigen Platz in Anspruch, wenn ich mich richtig erinnere.« Er wies über die Lichtung, und die Begeisterung des Bauherrn leuchtete ihm aus den Augen. »Und da drüben, da kommt die Hütte hin, in der wir überwintern.«
    Zu meiner Überraschung hatten sie am Ende des zweiten Tages die Wände des ersten Schuppens errichtet. Sie hatten sie provisorisch mit Zweigen überdacht, bis sie dazu kommen würden, Schindeln für ein richtiges Dach zurechtzuschneiden. Die Wände bestanden aus schlanken, eingekerbten und nicht entrindeten Stämmen, zwischen denen sich merkliche Zwischenräume befanden. Doch der Schuppen war so groß, daß wir drei und Rollo bequem darin schlafen konnten, und wenn wir in der steingefaßten Grube in der Ecke ein Feuer anzündeten, war es wirklich gemütlich.
    Sie hatten so viele Zweige vom Dach entfernt, wie für einen Rauchabzug nötig war, und ich konnte die Abendsterne sehen, als ich mich an Jamie kuschelte und mir anhörte, wie er seine Handwerkskunst kritisierte.
    »Sieh dir das an«, sagte er verärgert und wies mit dem Kinn in die entlegenste Ecke. »Da habe ich doch glatt einen krummen Stamm genommen, und jetzt ist ab da alles schief geworden.«
    »Ich glaube nicht, daß das dem Wildbret etwas ausmacht«, murmelte ich. »Komm, zeig mir deine Hand.«
    »Und der Dachbalken liegt an der einen Seite gute zwanzig Zentimeter niedriger als an der anderen«, redete er weiter, ohne mich zu beachten, überließ mir aber seine linke Hand. Seine Hände waren beide mit glatter Hornhaut überzogen, doch ich spürte die frischen Kratzer und Risse und so viele Holzsplitter, daß sich seine Handfläche ganz stachelig anfühlte.
    »Du fühlst dich an wie ein Stachelschwein«, sagte ich und strich mit der Hand über seine Finger. »Komm, rück näher ans Feuer, damit ich genug sehen kann, um dich zu entholzen.«
    Er setzte sich gehorsam in Bewegung und kroch um Ian herum, der - ebenfalls frisch entsplittert - mit dem Kopf auf Rollos pelziger Flanke eingeschlafen war. Unglücklicherweise enthüllte der Stellungswechsel Jamies kritischem Auge noch weitere Schwächen in der Konstruktion.

    »Du hast doch noch nie einen Schuppen aus Baumstämmen gebaut, oder?« unterbrach ich sein vernichtendes Urteil über den Eingang und zog ihm dabei mit der Pinzette einen großen Splitter sauber aus dem Daumen.
    »Au! Nein, aber -«
    »Und ihr habt das verdammte Ding in zwei Tagen gebaut und hattet dazu nur eine Axt und ein Messer, zum Kuckuck! Ihr habt keinen einzigen Nagel benutzt! Warum erwartest du dann, daß es aussieht wie der Buckingham Palast?«
    »Ich habe den Buckingham Palast noch nie gesehen«, sagte er nachsichtig. Er hielt inne. »Ich verstehe aber, was du meinst, Sassenach.«
    »Gut.« Ich beugte mich tiefer über seine Handfläche und kniff die Augen zusammen, um die kleinen dunklen Streifen der Splitter zu sehen, die unter seiner Haut saßen.
    »Ich schätze, er wird zumindest nicht einstürzen«, sagte er nach einer längeren Pause.
    »Ich denke nicht.« Ich drückte ein Tuch auf den Hals der Brandyflasche, rieb ihm damit die Hand ab und wandte meine Aufmerksamkeit seiner rechten Hand zu.
    Eine Zeitlang sagte er nichts. Das Feuer knisterte leise vor sich hin und flammte dann und wann auf, wenn ein Luftzug

Weitere Kostenlose Bücher