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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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sicherzugehen, daß diese Wilden wirklich weg sind. Dann gehst du zur Blockhütte…«
    »Ich weiß nicht, wo sie ist.«
    Er gab einen leisen Unmutslaut von sich.
    »Wie hast du mich dann gefunden?«
    »Spuren gelesen«, sagte ich nicht ohne Stolz. Ich warf durch die Nadeln einen Blick auf die stürmische Wildnis. »Ich glaube aber nicht, daß ich es umgekehrt auch kann.«
    »Oh.« Er sah einigermaßen beeindruckt aus. »Tja, das war sehr umsichtig von dir, Sassenach. Aber mach dir keine Sorgen, ich kann dir sagen, wie du den Rückweg findest.«
    »Gut. Und was dann?«

    Er zuckte mit einer Schulter. Das Schneeklümpchen war inzwischen geschmolzen. Das Wasser lief ihm über die Brust, wobei es sein Hemd durchfeuchtete; in der Mulde an seinem Hals blieb ein kleines Tröpfchen zurück.
    »Bring mir etwas zu essen und eine Decke. In ein paar Tagen müßte ich mich bewegen können.«
    »Dich hier lassen?« Ich sah ihn erbost an; zur Abwechslung war ich jetzt mißmutig.
    »Mir passiert schon nichts«, sagte er milde.
    »Dich fressen die Wölfe!«
    »Ach, das glaube ich nicht«, meinte er beiläufig. »Die haben wahrscheinlich genug mit dem Elch zu tun.«
    »Welchem Elch?«
    Er deutete auf den Tannenhain.
    »Den ich gestern angeschossen habe. Ich habe ihn am Hals erwischt, aber der Schuß hat ihn nicht sofort umgebracht. Er ist da durchgerannt. Ich war hinter ihm her, als ich mich verletzt habe.« Er rieb sich mit der Hand über die Kupfer- und Silberstoppeln an seinem Kinn.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, daß er weit gekommen ist. Der Schnee muß den Kadaver zugedeckt haben, sonst hätten unsere lieben Freunde ihn gesehen, da sie aus dieser Richtung kamen.«
    »Du hast also einen Elch geschossen, der jetzt die Wölfe anlocken wird wie die Fliegen, und du schlägst vor, hier in der Eiseskälte liegenzubleiben und auf sie zu warten? Du meinst wohl, wenn sie zurückkommen, um sich den zweiten Gang zu holen, bist du schon so taubgefroren, daß du es nicht mehr merkst, wenn sie anfangen, an deinen Füßen zu kauen?«
    »Schrei nicht so«, sagte er. »Die Wilden sind vielleicht noch nicht so weit weg.«
    Ich holte Luft, um weitere Bemerkungen zum Thema loszulassen, als er mich bremste und mir seine Hand liebkosend auf die Wange legte.
    »Claire«, sagte er sanft. »Du kannst mich nicht von der Stelle bewegen. Wir können nichts anderes tun.«
    »Doch«, sagte ich und unterdrückte das Zittern meiner Stimme. »Ich bleibe bei dir. Ich bringe dir Decken und etwas zu essen, aber ich lasse dich hier oben nicht allein. Ich bringe Holz mit, und wir machen ein Feuer.«
    »Das ist nicht nötig. Ich komme schon zurecht«, beharrte er.
    »Aber ich nicht«, sagte ich mit zusammengebissenen Zähnen. Ich konnte mich nur zu gut daran erinnern, wie es während dieser leeren,
erdrückenden Stunden in der Blockhütte gewesen war, als ich auf ihn gewartet hatte. Mir tagelang im Schnee den Hintern abzufrieren war nicht gerade eine angenehme Aussicht, doch es war besser als die Alternative.
    Er sah, daß es mir ernst war, und lächelte.
    »Na gut. Am besten bringst du auch Whisky mit, wenn wir noch welchen haben.«
    »Wir haben noch eine halbe Flasche«, sagte ich, und mir ging es schon besser. »Ich bringe ihn mit.«
    Er legte den Arm um ich und zog mich in die Beuge seiner Schulter. Trotz des Windes, der draußen heulte, war es unter den Umhängen tatsächlich einigermaßen gemütlich, wenn ich mich eng an ihn kuschelte. Seine Haut roch warm und ein bißchen salzig, und ich konnte dem Drang nicht widerstehen, den Kopf zu heben und meine Lippen auf die feuchte Mulde an seiner Kehle zu drücken.
    »Aah«, sagte er schaudernd. »Tu das nicht!«
    »Magst du es nicht?«
    »Nein, ich mag es nicht. Wie sollte ich auch? Mir zieht sich alles zusammen.«
    »Also, ich mag es«, protestierte ich.
    Er sah mich erstaunt an.
    »Wirklich?«
    »O ja«, versicherte ich ihm. »Ich liebe es, wenn du an meinem Hals knabberst.«
    Er blinzelte mich zweifelnd an. Dann streckte er die Hand aus, nahm mich vorsichtig am Ohr und zog meinen Kopf herunter, wobei er mein Gesicht zur Seite wandte. Er ließ seine Zunge leicht über meine Kehle schnellen, hob dann den Kopf und senkte die Zähne ganz sanft in die weiche Haut an der Seite meines Halses.
    »Iiiii«, sagte ich und schauderte unwillkürlich.
    Er hielt inne und sah mich verwundert an.
    »Hol mich der Teufel«, sagte er. »Es gefällt dir wirklich ; du hast überall Gänsehaut, und deine Brustwarzen sind so hart wie

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