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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Brianna.
    »Das war mein Ältester«, sagte er. »Und das« - er wies auf die junge Frau -« ist meine Schwester, Janet Murray. Janet - Mistress Brianna Fraser.«

    Brianna wußte nicht, ob sie ihr die Hand anbieten sollte oder nicht und benügte sich statt dessen mit einem Kopfnicken und einem Lächeln. »Ich freue mich sehr, dich kennenzulernen«, sagte sie freundlich.
    Janet riß die Augen vor Erstaunen weit auf, ob über Briannas Worte oder ihren Akzent, konnte Brianna nicht sagen.
    Jamie grinste über die überraschte Reaktion seiner Schwester.
    »Du errätst niemals, wer sie ist, Jen«, sagte er. »Nicht in tausend Jahren!«
    »Cousine«, murmelte sie und betrachtete ihren Gast unverhohlen von oben bis unten. »Sicher, sie sieht aus wie eine MacKenzie. Aber du sagst, sie heißt Fraser…« Ihre Augen weiteten sich plötzlich.
    »Oh, das kann nicht sein«, sagte sie zu Brianna. Ein Lächeln breitete sich über ihr ganzes Gesicht und verstärkte ihre Ähnlichkeit mit ihrem Bruder. »Das kann nicht sein!«
    Das Glucksen ihres Bruders wurde durch das Geräusch einer zufallenden Tür und den Klang leiser Schritte auf den Flurdielen unterbrochen.
    »Aye, Jamie? Mattie sagt, wir haben einen Gast…« Die leise, energische Stimme erstarb auf einmal. Brianna blickte auf, und das Herz steckte ihr plötzlich im Hals.
    Jenny Murray war sehr klein - gerade einen Meter sechzig groß - und so feinknochig wie ein Spatz. Sie stand da und starrte Brianna mit leicht geöffnetem Mund an. Ihre Augen waren tiefblau wie Enziane und fielen um so mehr auf, als ihr Gesicht papierweiß geworden war.
    »O je«, sagte sie leise. »O je.« Brianna lächelte zögernd und nickte ihrer Tante zu - der Freundin ihrer Mutter, der geliebten, einzigen Schwester ihres Vaters. Oh bitte! dachte sie, von einer plötzlichen Sehnsucht erfüllt, die so intensiv war wie sie unerwartet kam. Bitte hab’ mich gern, bitte freu’ dich, daß ich hier bin!
    Der kleine Jamie verbeugte sich ausgiebig vor seiner Mutter und strahlte.
    »Mama, darf ich dir…«
    »Jamie Fraser! Ich wußte, daß er wieder da ist - ich hab’s dir doch gesagt, Jenny Murray!«
    Vom Ende des Flurs kam eine Stimme in schrillem vorwurfsvollem Tonfall. Brianna blickte erstaunt auf und sah eine Frau aus dem Schatten auftauchen, die vor Empörung knisterte.
    »Amyas Kettrik hat mir gesagt, daß er deinen Bruder in der Nähe von Balriggan hat vorbeireiten sehen! Aber nein, du wolltest es ja
nicht glauben, nicht wahr? Jenny - hast mich Dummkopf genannt, hast gesagt, Amyas ist blind und Jamie in Amerika! Lügner seid ihr, alle beide, du und Ian. Versucht, den verschlagenen Feigling in Schutz zu nehmen! Hobart!« rief sie und wandte sich zur Rückseite des Hauses. »Hobart! Komm sofort her!«
    »Sei still!« sagte Jenny ungeduldig. »Du bist ein Dummkopf, Laoghaire!« Sie riß die Frau am Ärmel und drängte sie, sich umzudrehen. »Und was das Blindsein angeht, sieh sie dir doch an! Bist du schon so verkalkt, daß du keinen erwachsenen Mann mehr von einem Mädchen in Hosen unterscheiden kannst, zum Kuckuck?« Ihr Blick war immer noch fest auf Brianna gerichtet, ihre Augen von einem spekulativen Leuchten erfüllt.
    »Ein Mädchen ?«
    Die andere Frau drehte sich um und sah Brianna stirnrunzelnd an. Dann blinzelte sie kurz, während ihre Wut verschwand und ihr rundes Gesicht Überraschung zeigte. Sie schnappte nach Luft und bekreuzigte sich.
    »Jesses, Maria und Josef! Wer in Gottes Namen seid Ihr?«
    Brianna holte tief Luft, blickte von der einen Frau zur anderen und antwortete. Sie versuchte, ihre Stimme nicht zittern zu lassen.
    »Mein Name ist Brianna. Ich bin Jamie Frasers Tochter.«
    Beide Frauen rissen die Augen auf. Die Frau namens Laoghaire wurde langsam rot und schien anzuschwellen. Sie öffnete und schloß den Mund auf der vergeblichen Suche nach Worten.
    Jenny dagegen trat einen Schritt vor, ergriff Briannas Hände und sah in ihr Gesicht hoch. Ihre Wangen erblühten schwach rot, und plötzlich wirkte sie jung.
    »Jamies? Du bist wirklich Jamies Mädchen?« Sie drückte Briannas Hände zwischen den ihren.
    »Sagt meine Mutter.«
    Brianna spürte das antwortende Lächeln in ihrem eigenen Gesicht. Jennys Hände waren kühl, doch Brianna fühlte sich trotzdem von einer Wärme durchströmt, die sich von ihren Händen bis in ihre Brust ausbreitete. Sie fing den schwachen, würzigen Duft von Gebäck in den Falten von Jennys Kleid auf und etwas Erdigeres und Durchdringenderes, das wohl der

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