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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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mir!«
    Es war der reine Reflex; die Perlen lagen fest umklammert in Briannas Hand, noch ehe sie überhaupt den Entschluß gefaßt hatte, sie an sich zu nehmen. Die Goldkügelchen fühlten sich kühl an, doch die Perlen waren warm - das Erkennungsmerkmal einer echten Perle, hatte ihre Mutter ihr gesagt.
    »Einen Moment mal.« Die Kraft und Kälte ihrer eigenen Stimme überraschte sie. »Ich weiß nicht, wer Ihr seid, und ich weiß nicht, was zwischen Euch und meinem Vater vorgefallen ist, aber…«
    »Ich bin Laoghaire MacKenzie, und Euer Schuft von einem Vater hat vor vier Jahren geheiratet - unter Vortäuschung falscher Tatsachen, möchte ich hinzufügen.« Laoghaires Wut war nicht versiegt, sondern schien untergetaucht zu sein; ihr Gesicht hatte ein verklemmtes, angespanntes Aussehen, doch sie wurde nicht laut, und die rote Farbe war aus ihren rundlichen, vollen Wangen gewichen.

    Brianna holte tief Luft und rang um Ruhe.
    »Ja? Aber wenn meine Mutter jetzt mit meinem Vater zusammen ist…«
    »Er hat mich verlassen.«
    Sie sprach die Worte ohne Erregung, doch sie fielen mit dem Gewicht von Steinen in stilles Wasser und verbreiteten endlose Wellen des Schmerzes und Verrates um sich. Jamie hatte den Mund geöffnet, um etwas zu sagen; er schloß ihn wieder und beobachtete Laoghaire.
    »Er hat gesagt, er könnte es nicht länger ertragen - in einem Haus mit mir zu leben, mein Bett zu teilen.« Sie sprach ruhig, als rezitierte sie einen Text, den sie auswendig gelernt hatte; ihre Augen fixierten immer noch die Stelle, an der die Perlen gelegen waren.
    »Also ist er gegangen. Und dann ist er zurückgekommen - mit der Hexe. Hat sie mir vorgesetzt, ist vor meiner Nase mit ihr ins Bett gegangen.« Langsam hob sie den Blick, bis sie Briannas traf, studierte sie mit stiller Intensität, erforschte die Geheimnisse ihres Gesichtes. Langsam nickte sie.
    »Sie war es«, sagte sie mit einer Sicherheit, deren Ruhe etwas unheimlich war. »Sie hat ihn verhext von dem Tag an, an dem sie nach Leoch kam - und mich. Sie hat mich unsichtbar gemacht. Seit dem Tag, an dem sie kam, konnte er mich nicht mehr sehen.«
    Brianna spürte, wie ihr trotz des zischenden Torffeuers in der Feuerstelle ein kleiner Schauer über den Rücken lief.
    »Und dann war sie fort. Tot, sagte man. Während des Aufstandes umgekommen. Und er kam aus England heim, endlich frei.« Sie schüttelte leicht den Kopf; ihre Augen ruhten immer noch auf Briannas Gesicht, doch Brianna wußte, daß Laoghaire sie nicht länger sah.
    »Aber sie war gar nicht tot«, sagte Laoghaire leise. »Und er war nicht frei. Ich wußte es; ich habe es immer gewußt. Man kann eine Hexe nicht mit Stahl umbringen - man muß sie verbrennen.« Laoghaires blaßblaue Augen wanderten zu Jenny.
    »Du hast sie gesehen - bei meiner Hochzeit. Ihr Schattenbild, das zwischen mir und ihm stand. Du hast sie gesehen, aber du hast nichts gesagt. Ich habe es erst später erfahren, als du es Maisri, der Seherin, gesagt hast. Du hättest es mir damals schon sagen sollen.« Es war weniger ein Vorwurf als die Feststellung einer Tatsache.
    Jennys Gesicht war wieder bleich geworden, irgend etwas - vielleicht Angst - verdunkelte ihre schrägstehenden, blauen Augen. Sie leckte sich die Lippen und setzte zu einer Antwort an, doch Laoghaire hatte Ian ihre Aufmerksamkeit zugewandt.
    »Nimm dich lieber in acht, Ian Murray,« sagte sie, ihr Tonfall jetzt
sachlich. Sie wies kopfnickend auf Brianna. »Sieh sie dir gut an, Mann. Sieht so eine richtige Frau aus? Größer als die meisten Männer, angezogen wie ein Mann, mit Händen so groß wie Teller, mit denen sie eins deiner Kinder erwürgen kann, wenn es ihr einfällt.«
    Ian antwortete nicht, aber sein langes, gutmütiges Gesicht war voller Sorge. Doch Jamies Fäuste ballten sich, und er biß die Zähne fest zusammen. Laoghaire sah es, und ein leises Lächeln berührte ihre Mundwinkel.
    »Sie ist das Kind einer Hexe«, sagte sie. »Und ihr wißt es alle!« Sie ließ den Blick durch das Zimmer wandern und ihn herausfordernd auf jedem der verlegenen Gesichter ruhen. »Sie hätten ihre Mutter in Cranesmuir verbrennen sollen, allein wegen des Liebeszaubers, mit dem sie Jamie Fraser belegt hat. Aye, ich sage, hütet euch vor dem, was ihr euch ins Haus geholt habt!«
    Brianna ließ ihre Handfläche auf den Tisch knallen und schreckte alle auf.
    »Blödsinn«, sagte sie laut. Sie spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht stieg, und es kümmerte sie nicht. Alle gafften sie mit

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