Der Ruf Der Trommel
sie.
Ein scharfer, harter Stoß, und sie gehörte ihm.
Er verweilte so, Augen geschlossen, atmend. Balancierte am Rand des Vergnügens, der so scharf war, daß es schmerzte. Er fragte sich dumpf, ob es ihr Schmerz war, den er spürte.
»Roger?«
»Äh?«
»Bist du… sehr groß, was meinst du?« Ihre Stimme war etwas zittrig.
»Äh…« Er rang um seine letzten zusammenhängenden Gedanken. »Ungefähr normal.« Ein Blitz der Besorgnis schoß durch seine Trunkenheit. »Tue ich dir sehr weh?«
»N-nein, eigentlich nicht. Nur… kannst du vielleicht eine Minute stillhalten?«
»Eine Minute, eine Stunde. Mein Leben lang, wenn du willst.« Er war überzeugt, daß ihn das Stillhalten umbringen würde, und er wäre mit Freuden gestorben.
Ihre Hände fuhren ihm langsam den Rücken hinunter und berührten seine Pobacken. Er erschauerte und senkte den Kopf, die Augen geschlossen, und bemalte ihr Gesicht vor seinem inneren Auge mit einem Dutzend sanfter, haltloser Küsse.
»Okay.« Sie flüsterte ihm ins Ohr, und wie ein Automat begann er, sich zu bewegen, so langsam er konnte, und wurde dabei vom Druck ihrer Hand auf seinem Rücken zurückgehalten.
Sie versteifte sich ein ganz kleines bißchen und entspannte sich, versteifte und entspannte sich, er wußte, daß er ihr wehtat, tat es wieder, er sollte besser aufhören, sie hob sich ihm entgegen, nahm ihn, und da war ein tiefes, tierisches Geräusch, das er gemacht haben mußte, jetzt, jetzt mußte es sein, er mußte…
Zitternd und japsend wie ein gestrandeter Fisch riß er sich von ihrem Körper los und lag auf ihr, spürte ihre Brüste an ihn gedrückt, während er zuckte und stöhnte.
Dann lag er still, nicht länger betrunken, sondern in einen schuldigen
Frieden gehüllt, und spürte ihre Arme um sich und den warmen Atem des Flüsterns in seinem Ohr.
»Ich liebe dich«, sagte sie, und ihre Stimme klang heiser in der hopfengeschwängerten Luft. »Bleib bei mir.«
»Mein Leben lang«, sagte er und legte seine Arme um sie.
Sie lagen friedlich beieinander, vom Schweiß ihrer Anstrengung zusammengeschmiedet, und lauschten dem Atem des anderen. Schließlich regte Roger sich und erhob sein Gesicht aus ihrem Haar. Seine Gliedmaßen waren gleichzeitig gewichtslos und bleischwer.
»Alles in Ordnung, Schatz?« flüsterte er. »Habe ich dir weh getan?«
»Ja, aber es hat mir nichts ausgemacht.« Ihre Hand fuhr ihm sacht der Länge nach über den Rücken und ließ ihn trotz der Hitze erschauern. »War es schön? Habe ich es richtig gemacht?« Sie klang ein bißchen ängstlich.
»O Gott!« Er senkte den Kopf und küßte sie langsam und ausgiebig. Sie verkrampfte sich ein wenig, doch dann gab ihr Mund unter dem seinen nach.
»Dann war es also schön?«
»Oh, Himmel!«
»Du fluchst ja wirklich eine Menge für einen Pastorensohn«, sagte sie mit einem schwachen Unterton der Anklage. »Vielleicht hatten die alten Damen in Inverness ja recht und du bist dem Teufel verfallen.«
»Das war keine Blasphemie«, sagte er. Er legte die Stirn auf ihre Schulter und atmete ihren tiefen, satten Geruch ein, ihrer beider Geruch. »Es war ein Dankgebet.«
Jetzt mußte sie lachen.
»Oh, also war es schön«, sagte sie, und die Erleichterung in ihrem Ton war nicht zu überhören.
Er hob den Kopf.
»Himmel, ja«, sagte er und brachte sie erneut zum Lachen. »Wie kannst du nur glauben, daß es nicht so war?«
»Na ja, du hast nichts gesagt. Du hast nur dagelegen, als hätte dir jemand eins über den Schädel gebraten; ich dachte, du wärst vielleicht enttäuscht.«
Jetzt war es an ihm zu lachen, das Gesicht halb an ihrem feuchten, glatten Hals vergraben.
»Nein«, sagte er schließlich, als er zum Luftholen auftauchte. »Wenn ein Mann sich so verhält, als wäre ihm die Wirbelsäule entfernt worden, ist das ein gutes Zeichen für seine Befriedigung. Vielleicht nicht das feinste Benehmen, aber ehrlich.«
»Oh, okay.« Das schien sie zufriedenzustellen. »In dem Buch hat nichts davon gestanden, aber das ist auch kein Wunder; es hat sich nicht damit befaßt, was hinterher passiert.«
»Was denn für ein Buch?« Er bewegte sich vorsichtig, und ihre Haut trennte sich mit einem Geräusch, als ob man zwei Fliegenfänger auseinanderzieht. »Entschuldige die Sauerei.« Er tastete nach seinem zusammengeballten Hemd und reichte es ihr.
»Der sinnliche Mann.« Sie ergriff das Hemd und betupfte sich kritisch. »Da stand eine Menge Zeug über Eiswürfel und Schlagsahne drin, das ich
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