Der Ruf Der Trommel
ziemlich extrem fand, aber es war gut zu wissen, wie man zum Beispiel Fellatio macht, und…«
»Das hast du aus einem Buch gelernt?« Roger fühlte sich so empört wie die Damen aus der Pfarre seines Vaters.
»Du glaubst doch wohl nicht, daß ich das mit den Leuten mache, mit denen ich ausgehe!« Jetzt war es an ihr, zutiefst schockiert zu klingen.
»Die Leute schreiben Bücher, in denen sie jungen Frauen sagen, wie man - das ist ja furchtbar!«
»Was ist denn daran furchtbar?»sagte sie ziemlich eingeschnappt. »Woher hätte ich sonst wissen sollen, was ich tun soll?«
Roger rieb sich mit der Hand über das Gesicht und wußte nicht, was er sagen sollte. Wenn man ihn vor einer Stunde gefragt hätte, hätte er felsenfest behauptet, für die sexuelle Gleichberechtigung zu sein. Doch unter dem Furnier der Moderne war offensichtlich genug vom Sohn des Presbyterianerpfarrers übrig geblieben, daß er glaubte, eine nette, junge Frau sollte in ihrer Hochzeitsnacht wirklich ahnungslos sein.
Roger unterdrückte diese viktorianischen Gedanken tapfer, während er seine Hand über die glatten, weißen Rundungen ihrer Hüfte und Seite gleiten ließ und dann ihre weiche, volle Brust umfaßte.
»Nicht das geringste«, sagte er. »Allerdings«, fuhr er fort und senkte den Kopf, um seine Lippen auf die ihren zu legen, »ist noch ein bißchen mehr an der Sache«, und er knabberte an ihrer Unterlippe, »als man in Büchern nachlesen kann, aye?«
Sie bewegte sich plötzlich, drehte sich um, und damit lag sie, weiß und glühend, der Länge nach an seiner nackten Haut. Er erschauerte vom Schock der Berührung.
»Zeig’s mir«, flüsterte sie und biß ihn ins Ohrläppchen.
Irgendwo in der Nähe krähte ein Hahn. Brianna erwachte aus ihrem leichtem Halbschlaf und haderte mit sich selbst, weil sie eingeschlafen
war. Sie fühlte sich orientierungslos, so müde vor Emotion und Anstrengung, daß ihr zumute war, als schwebte sie einen halben Meter über dem Boden.
Roger regte sich an ihrer Seite, als er ihre Bewegung spürte. Er tastete nach ihr, legte einen Arm um sie, drehte sie um und krümmte sich, um hinter sie zu passen; Knie an Knie, Bauch an Po. Mit kleinen Pfft! -Geräuschen, die sie sehr zum Lachen fand, strich er sich ihre Locken aus dem Gesicht.
Er hatte dreimal mit ihr geschlafen. Sie war sehr wund und sehr glücklich. Sie hatte es sich tausendmal vorgestellt und sich jedesmal geirrt. Es war schier unmöglich, sich vorzustellen, wie schreckenerregend unmittelbar es war, so genommen zu werden - plötzlich über die Grenzen des eigenen Körpers hinweg ausgedehnt zu werden, durchdrungen, zerrissen, eingenommen. Und es war genauso unmöglich, sich das Gefühl der Stärke vorzustellen, das man dabei empfand.
Sie hatte damit gerechnet, hilflos zu sein, ein Objekt der Begierde. Statt dessen hatte sie ihn festgehalten, gespürt, wie er vor Sehnsucht erzitterte, während er seine ganze Kraft zurücknahm aus Angst, ihr wehzutun - und es ihr überließ, sie zu entfesseln, wie es ihr gefiel. Es ihr überließ, ihn zu berühren, zu erregen, ihn zu sich zu rufen, zu befehligen.
Auch hätte sie niemals geglaubt, daß eine solche Zärtlichkeit möglich war, mit der er in ihren Armen aufschrie und erzitterte, seine Stirn fest an die ihre preßte, ihr jenen Moment anvertraute, in dem sich seine Stärke so plötzlich in Hilflosigkeit verwandelte.
»Es tut mir leid«, sagte er leise in ihr Ohr. »Was?« Sie langte hinter sich, streichelte seinen Oberschenkel. Das konnte sie jetzt. Sie konnte ihn überall berühren, sich daran erfreuen, wie sich sein Körper anfühlte, wie er schmeckte. Sie konnte es kaum erwarten, daß es Tag wurde und sie ihn nackt sehen konnte.
»Das hier.« Er machte eine kleine Geste mit der Hand, die die Dunkelheit erfaßte, die sie umgab, und das harte Stroh, auf dem sie lagen. »Ich hätte warten sollen. Ich hätte gern gehabt, daß es für dich… gut ist.«
»Es war sehr gut für mich«, sagte sie leise. Eine flache Furche lief an der Seite seines Oberschenkels entlang, dort, wo sein Muskel eingekerbt war.
Er lachte ein wenig reuevoll.
»Ich wollte, daß du eine richtige Hochzeitsnacht hast. Weiches Bett, saubere Laken… es hätte besser sein sollen, dein erstes Mal.«
»Weiche Betten und saubere Laken habe ich schon gehabt«, sagte
sie. »Aber nicht das hier.« Sie drehte sich in seinen Armen um, griff nach unten und umfaßte ihn, die faszinierend veränderliche Masse zwischen seinen Beinen. Er
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