Der Ruf Der Trommel
Ordnung«, sagte er. »In Ordnung! Dann stoße ich so schnell wie möglich zu euch. Aber tu mir den einen Gefallen, aye? Zieh ein verdammtes Kleid an!«
»Gefallen dir etwa meine Hosen nicht?« Ihr Gelächter sprudelte hoch wie die Bläschen im Mineralwasser - und verstummte dann abrupt, als ihr ein Gedanke kam.
»Roger«, sagte sie. »Was du vorhast - wirst du den Stein stehlen?«
»Ja«, sagte er schlicht.
Sie schwieg eine Minute lang, während sie mit ihrem langen Daumen langsam über seine Handfläche rieb.
»Tu’s nicht«, sagte sie schließlich ganz leise. »Tu’s nicht, Roger.«
»Mach dir keine Gedanken über den Mann, der ihn hat.« Roger griff nach ihr, versuchte, sie zu beruhigen. »Es ist ziemlich wahrscheinlich, daß er ihn selbst gestohlen hat.«
»Ich mache mir doch keine Gedanken über ihn - sondern über dich!«
»Oh, ich schaff’ das schon«, versicherte er ihr beiläufig mit gespielter Tapferkeit.
»Roger, in dieser Zeit werden Diebe gehängt !«
»Mich kriegt keiner.« Seine Hand suchte im Dunkeln nach der ihren, fand sie und drückte zu. »Ich bin wieder bei dir, bevor du weißt, wie dir geschieht.«
»Aber es ist nicht…«
»Es klappt schon«, sagte er bestimmt. »Ich habe doch gesagt, ich kümmere mich um dich, aye? Das tue ich auch.«
»Aber…«
Er erhob sich auf seinen Ellbogen und brachte sie mit seinem Mund zum Schweigen. Ganz langsam führte er ihre Hand zu sich heran und preßte sie zwischen seine Beine.
Sie schluckte, und die Haare auf ihren Armen sträubten sich plötzlich vor Vorfreude.
»Mm?« murmelte er gegen ihren Mund, und ohne eine Antwort abzuwarten, zog er sie ins Stroh hinab, wälzte sich auf sie und drängte mit dem Knie ihre Beine auseinander.
Sie schnappte nach Luft und biß ihn in die Schulter, als er sie nahm, doch er machte kein Geräusch.
»Weißt du«, sagte Roger einige Zeit später schläfrig, »ich glaube, ich habe gerade meine Ur-ur-ur-ur-ur-Urgroßtante geheiratet. Ist mir nur gerade eingefallen.«
»Du hast was ?«
»Keine Sorge, es ist auch nicht ansatzhaft nah genug, um Inzest zu sein«, versicherte er ihr.
»Oh, gut«, sagte sie mit einem gewissen Maß an Sarkasmus. »Ich hatte mir wirklich schon Sorgen gemacht. Wie kann ich denn um Himmels willen deine Großtante sein?«
»Na ja, wie ich gesagt habe; es war mir vorher nicht aufgefallen. Aber der Onkel deines Vaters war Dougal MacKenzie - und er ist es doch gewesen, der diesen ganzen Ärger verursacht hat, weil er Geillis Duncan geschwängert hat, aye?«
Eigentlich hatte ihn die unbefriedigende Verhütungsmethode, die er gezwungenermaßen benutzen mußte, auf diesen Gedanken gebracht, aber er hielt es für taktvoller, das nicht zu erwähnen. Inzwischen konnte man ihre Hemden beide nicht mehr anziehen. Bei Licht gesehen war es ihm ganz recht, daß Dougal MacKenzie nicht so gewissenhaft gewesen war, denn damit hätte er Rogers Existenz erfolgreich verhindert.
»Na ja, ich glaube nicht, daß es ganz allein seine Schuld gewesen ist.« Auch Brianna hörte sich angenehm schläfrig an. Bis zur Dämmerung konnte es nicht mehr lange dauern; draußen regten sich bereits die ersten Vögel, und die Luft hatte sich verändert, war frischer geworden, weil der Wind vom Hafen hereinkam.
»Wenn also Dougal mein Großonkel ist und dein sechsfacher Urgroßvater … nein, du hast dich geirrt. Ich bin irgendwie deine Ur-Cousine, nicht deine Tante.«
»Nein, das würde stimmen, wenn wir Nachkommen in derselben Generation wären, aber das sind wir nicht; bei dir sind es ungefähr fünf weniger - zumindest väterlicherseits.«
Brianna schwieg und versuchte, es für sich selbst auszutüfteln. Dann gab sie es auf, rollte sich leise stöhnend auf die andere Seite und schmiegte ihren Hintern gemütlich in die Höhlung seiner Oberschenkel.
»Zum Teufel damit«, sagte sie. »Solange du sicher bist, daß es kein Inzest ist.«
Er drückte sie an seine Brust, doch sein schläfriges Gehirn hatte verstanden, worum es ging, und der Gedanke ließ ihn nicht los.
»Ich hatte wirklich nicht darüber nachgedacht«, staunte er, »aber verstehst du, was es bedeutet? Ich bin auch mit deinem Vater verwandt
- ich glaube sogar, er ist mein einziger lebender Verwandter außer dir!« Diese Entdeckung verblüffte Roger durch und durch, und sie bewegte ihn. Er hatte sich schon lange damit abgefunden, überhaupt keine nahen Verwandten zu haben - nicht daß ein Großonkel der siebten Generation ein besonders naher Verwandter
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