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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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aus meinen raffgierigen Überlegungen.
    »Warum nicht?« fragte Lindsey, der es mißbilligte, daß sie sich einmischte. »Schließlich werden wir ihn ihnen ja nicht schenken , Kleine. Sie haben nicht viel Bargeld, aber sie zahlen in Fellen - und sie zahlen gut.«
    Brianna sah erst mich, dann Jamie hilfesuchend an.
    »Aber die Indianer sind nicht - ich meine, ich habe gehört, daß sie nicht mit Alkohol umgehen können.«
    Die drei Männer sahen sie verständnislos an, und Duncan starrte auf seinen Becher, den er in der Hand hin- und herdrehte.
    »Ich meine, sie werden schnell betrunken.«
    Lindsey blinzelte in seinen Becher, dann sah er sie an und rieb sich mit der Hand über seinen Scheitel, der langsam kahl wurde.
    »Worauf willst du denn hinaus, Mädchen?«
    Briannas Mund preßte sich zusammen und entspannte sich dann.

    »Ich meine «, sagte sie, »daß ich es falsch finde, Menschen zum Trinken zu ermutigen, die nicht mehr damit aufhören können, wenn sie einmal angefangen haben.« Sie sah mich ein wenig hilflos an. Ich schüttelte den Kopf.
    »Das Wort ›Alkoholiker‹ existiert noch nicht«, sagte ich. »Hier ist es keine Krankheit - nur eine Charakterschwäche.«
    Jamie sah sie fragend an.
    »Na ja, eins kann ich dir sagen, Kleine«, sagte er, »ich habe schon viele Betrunkene gesehen, aber noch keine Flasche, die von selbst vom Tisch springt und sich einem in die Kehle stürzt.«
    Es erklang allgemeines Beifallsgrunzen, und bei einer weiteren Runde wechselten sie das Thema.
    »Hodgepile? Nein, den habe ich noch nie gesehen, obwohl ich meine, daß ich den Namen schon einmal gehört habe.« Duncan kippte den Rest seines Whiskys hinunter und stellte leise keuchend seinen Becher hin. »Soll ich beim Gathering fragen?«
    Jamie nickte und nahm sich noch einen Haferkeks. »Aye, wenn’s geht, Duncan.«
    Lizzie stand über das Feuer gebeugt und rührte den Eintopf für das Abendessen um. Ich sah, wie sich ihre Schultern anspannten, doch sie war zu schüchtern, um in Gegenwart so vieler Männer den Mund aufzutun. Brianna war solche Zurückhaltung fremd.
    »Ich habe auch jemanden, nach dem Ihr fragen könntet, Mr. Innes.« Sie beugte sich über den Tisch zu ihm hin und sah ihn ernst und flehend an. »Würdet Ihr Euch nach einem Mann namens Roger Wakefield erkundigen? Bitte?«
    »Och, natürlich. Natürlich tue ich das.« Duncan errötete über die unmittelbare Nähe von Briannas Ausschnitt und trank in seiner Verwirrung Kennys Whisky aus. »Kann ich sonst noch irgend etwas tun?«
    »Ja«, sagte ich und stellte dem verärgerten Lindsey einen frischen Becher hin. »Wenn du dich nach Hodgepile und Brees jungem Freund erkundigst, könntest du da auch nach einem Mann namens Joseph Wemyss fragen? Er dürfte ein Zwangsarbeiter sein.« Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Lizzies schmale Schultern erleichtert zusammensackten.
    Duncan nickte und gewann die Fassung wieder, als Brianna in der Vorratskammer verschwand, um Butter zu holen. Kenny Lindsey sah ihr interessiert nach.
    »Bree? So nennt Ihr Eure Tochter?« fragte er.
    »Ja, manchmal«, sagte ich. »Warum?«

    Ein kurzes Lächeln erschien in Lindseys Gesicht. Dann sah er Jamie an, hustete und vergrub sein Lächeln in seinem Becher.
    »Es ist ein schottisches Wort, Sassenach«, sagte Jamie, und auch in seinem Gesicht zeigte sich jetzt ein ziemlich ironisches Lächeln. »Ein bree ist ein großes Ärgernis.«

44
    Unterhaltung um drei Ecken
    Oktober 1769
    Der Schock des Aufpralls vibrierte in seinen Armen. Mit dem Rhythmusgefühl, das langjähriger Übung entstammte, riß Jamie die Beilklinge frei, schwang sie zurück und ließ sie wieder herabsausen. Mit einem Tschunk! flogen Rindensplitter und gelbe Holzspäne umher. Er schob seinen Fuß auf dem Baumstamm ein Stück zur Seite und schlug erneut zu, ein genau gezielter Axthieb, der das scharfe Metall knappe fünf Zentimeter neben seinen Zehen im Holz versenkte.
    Er hätte Ian das Holzhacken auftragen und selbst das Mehl in der kleinen Mühle am Woolams Point abholen können, doch der Woolam-Junge verdiente den Besuch bei den drei unverheirateten Töchtern, die zusammen mit ihrem Vater in der Mühle arbeiteten. Sie waren Quäkermädchen, grau gekleidet wie Kirchenmäuse, jedoch intelligent und hübsch, und sie verwöhnten Ian und übertrafen sich gegenseitig darin, ihm bei seinen Besuchen Bier und Fleischpasteten anzubieten.
    Besser, der Junge flirtete mit tugendsamen Quäkerinnen als mit den aufdringlichen Indianermädchen auf

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