Der Ruf Der Trommel
anging, war Randall ja vielleicht doch der bessere Mensch gewesen - weil er ein Kind um seiner Mutter willen angenommen hatte, nicht um seiner selbst willen; weil er sich an ihrem Gesicht nur um seiner Schönheit willen erfreut hatte und nicht, weil er sich selbst darin wiederfand. Er schämte sich vage und schlug heftiger zu, um das Gefühl zu vertreiben.
Sein Verstand war vollständig mit seinen Gedanken beschäftigt, nicht mit seiner Arbeit. Doch wenn er die Axt benutzte, war sie ebenso ein Teil seines Körpers wie die Arme, die sie schwangen. Genauso wie ein Ziehen in seinem Arm oder Ellbogen ihn auf der Stelle vor einer Verletzung gewarnt hätte, bremste ihn jetzt eine schwache Vibration, eine unmerkliche Gewichtsverlagerung mitten im Schwung, so daß die gelockerte Klinge über die Lichtung flog, ohne Schaden anzurichten, anstatt sich in seinen verletzlichen Fuß zu rammen.
»Deo gratias« , murmelte er mit sehr viel weniger Dankbarkeit, als die Worte suggerierten. Er bekreuzigte sich mechanisch und ging, um das Metallstück aufzuheben. Verdammte Trockenheit; es hatte seit fast einem Monat nicht mehr geregnet. Das geschrumpfte Heft seiner Axt machte ihm weniger Sorgen als die herabhängenden Köpfe der Pflanzen in Claires Garten am Haus.
Er warf einen Blick auf den halbfertigen Brunnen und zuckte verärgert mit den Achseln. Noch eine Arbeit, die getan werden mußte, für die er aber keine Zeit hatte. Doch sie würde einfach warten müssen; sie konnten immer Wasser vom Bach hochschleppen oder Schnee schmelzen, aber ohne Brennholz würden sie verhungern oder erfrieren - oder beides.
Die Tür ging auf und Claire kam heraus, durch ihren Umhang vor der Kühle der herbstlichen Schatten geschützt, ihren Korb über dem Arm. Brianna war hinter ihr, und bei ihrem Anblick vergaß er seine Verärgerung.
»Was hast du gemacht?« fragte Claire sogleich, als sie ihn mit der Axtklinge in der Hand sah. Ihr Blick überflog ihn schnell und suchte nach Blut.
»Nein, ich bin nicht verletzt«, beruhigte er sie. »Ich muß nur den Griff reparieren. Geht ihr Kräuter suchen?« Er wies kopfnickend auf Claires Korb.
»Ich dachte, wir könnten flußaufwärts Holunderpilze suchen.«
»Ah? Geht nicht zu weit weg, aye? Es sind Indianer weiter hinten auf dem Berg auf der Jagd. Ich habe sie heute morgen auf dem Grat gerochen.«
»Du hast sie gerochen?« fragte Brianna.
Sie zog fragend ihre rote Augenbraue hoch. Er sah, wie Claire von Brianna zu ihm blickte und schwach lächelte; also war es eine seiner eigenen Gesten. Er zog die Augenbrauen hoch, sah Claire an, und ihr Lächeln wurde breiter.
»Es ist Herbst, und sie räuchern Wild«, erklärte er Brianna. »Man kann die Räucherfeuer weit riechen, wenn der Wind richtig steht.«
»Wir gehen nicht weit weg«, versicherte ihm Claire. »Nur am Forellenteich vorbei.«
»Aye, gut. Ich schätze, das ist wohl sicher.« Es widerstrebte ihm etwas, die Frauen gehen zu lassen, doch er konnte sie kaum im Haus einsperren, nur weil Wilde in der Nähe waren - die Indianer waren zweifelsohne friedlich mit ihren Wintervorbereitungen beschäftigt, genau wie er.
Wenn er nur sicher wüßte, ob es Nacognawetos Leute waren, dann würde er sich keine Sorgen machen, doch es war so, daß die Jäger oft weit ins Land zogen und es genausogut Cherokee sein konnten oder jener seltsame kleine Stamm, der sich das Hundevolk nannte. Nur eins ihrer Dörfer war übriggeblieben, und sie waren weißen Fremden gegenüber zutiefst mißtrauisch - und das nicht ohne Grund.
Briannas Augen ruhten einen Augenblick lang auf seiner entblößten Brust und dem kleinen Knoten aus vorspringendem Narbengewebe, doch sie zeigte keinerlei Abscheu oder Neugier - auch dann nicht, als sie ihm kurz die Hand auf die Schulter legte und ihn zum Abschied auf die Wange küßte, obwohl er wußte, daß sie die verheilten Schwielen unter ihren Fingern spüren mußte.
Claire hatte es ihr wohl erzählt, dachte er - alles über Jack Randall
und die Zeit vor dem Aufstand. Oder vielleicht doch nicht alles. Ein kleiner Schauer, der nicht von der Kühle herrührte, lief ihm an der Wirbelsäule hoch, und er trat zurück, aus ihrer Reichweite heraus, obwohl er sie weiter anlächelte.
»Es ist Brot im Schrank und ein bißchen Eintopf im Kessel für dich und Ian und Lizzie.« Claire streckte die Hand aus und schnippte ihm einen verirrten Holzsplitter aus dem Haar. »Bitte nicht den Pudding in der Vorratskammer essen; der ist fürs Abendessen.«
Er
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