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Der Ruf Der Trommel

Titel: Der Ruf Der Trommel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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wieder mit Claire ungestört sein konnte, nun, um so besser, aye?
    Er hörte die leisen Knistergeräusche im trockenen Laub auf dem Hof, drehte sich aber nicht um. Hinter ihm ertönte leises Husten wie von einem niesenden Eichhörnchen.
    »Mrs. Lizzie«, sagte er, die Augen immer noch am Boden. »Hat dir die Fahrt gefallen? Ich hoffe, bei Woolams war alles bestens.« Wo war Ian mit dem Wagen? fragte er sich. Er hatte ihn unten auf der Straße nicht gehört.
    Sie sagte nichts, sondern machte ein unartikuliertes Geräusch, daß ihn überrascht herumfahren ließ, um sie anzusehen.
    Sie war bleich, ihr Gesicht verkrampft, und sie sah aus wie eine verschreckte weiße Maus. Das war nichts Ungewöhnliches; er wußte, daß er ihr mit seiner Größe und seiner tiefen Stimme Angst einjagte, daher sprach er sie so sanft und langsam an, wie er es mit einem mißhandelten Hund getan hätte.
    »Hast du einen Unfall gehabt, Kleine? Ist etwas mit dem Wagen oder den Pferden geschehen?«
    Sie schüttelte den Kopf, immer noch wortlos. Ihre Augen waren fast rund und so grau wie der Saum ihres verwaschenen Kleides, und ihre Nasenspitze war leuchtend rot geworden.
    »Ist mit Ian alles in Ordnung?« Er wollte sie nicht noch weiter in Aufregung versetzen, doch sie begann, ihn zu beunruhigen. Irgend etwas war geschehen, soviel war sicher.
    »Mir geht’s gut, Onkel Jamie. Den Pferden auch.« Lautlos wie ein Indianer bog Ian um die Ecke des Blockhauses. Er trat an Lizzies Seite, bot ihr seine schützende Gegenwart an, und sie ergriff automatisch seinen Arm.
    Er blickte von ihm zu ihr; Ian war äußerlich ruhig, doch seine innere Aufregung war deutlich zu sehen.
    »Was ist geschehen?« fragte er schärfer als beabsichtigt. Das Mädchen zuckte zusammen.
    »Sag’s ihm lieber«, sagte Ian. »Möglicherweise haben wir nicht viel Zeit.« Er berührte zur Ermutigung ihre Schulter, und sie schien Kraft aus seiner Hand zu ziehen; sie stellte sich gerader hin und nickte.
    »Ich - da war - ich habe einen Mann gesehen. Bei der Mühle, Sir.«
    Sie versuchte, weiterzureden, doch ihr war der Mut ausgegangen; ihre Zungenspitze lugte bemüht zwischen ihren Zähnen hervor, doch es kamen keine Worte.
    »Sie kannte ihn, Onkel Jamie«, sagte Ian. Er sah verstört aus, aber
nicht angstvoll; eher aufgeregt auf eine völlig neue Art und Weise. »Sie hatte ihn schon einmal gesehen - mit Brianna.«
    »Aye?« Er versuchte, ermutigend zu klingen, doch seine Nackenhaare sträubten sich ahnungsvoll.
    »In Wilmington«, brachte Lizzie hervor. »MacKenzie war sein Name; ich habe gehört, wie ein Seemann ihn so genannt hat.«
    Jamie warf Ian einen schnellen Blick zu, doch dieser schüttelte den Kopf.
    »Er hat nicht gesagt, wo er herkam, doch ich kenne niemanden aus Leoch, der so aussieht wie er. Ich habe ihn gesehen und ihn sprechen gehört; vielleicht ist er ein Highlander, aber im Süden erzogen, würde ich sagen - ein gebildeter Mann.«
    »Und es hat so ausgesehen, als würde dieser MacKenzie meine Tochter kennen?« fragte er. Lizzie nickte und runzelte konzentriert die Stirn.
    »Oh, aye, Sir! Und sie kannte ihn auch - sie hatte Angst vor ihm.«
    »Angst? Warum?« Er sprach scharf, und sie erbleichte, doch inzwischen hatte sie sich warmgeredet, und ihre Worte kamen zwar stotternd und stolpernd, aber sie kamen.
    »Ich weiß es nicht, Sir. Aber sie ist bei seinem Anblick bleich geworden, Sir, und hat leise aufgeschrien. Dann ist sie rot geworden, dann weiß, dann wieder rot - oh, sie war ziemlich aufgeregt, das konnte jeder sehen!«
    »Was hat er getan?«
    »Also - also - nichts, zunächst. Er ist zu ihr gekommen und hat sie bei den Armen gepackt und ihr gesagt, sie müßte mit ihm kommen. Alle Augen im Schankraum waren auf sie gerichtet. Dann hat sie sich losgerissen, leichenblaß, aber sie hat zu mir gesagt, es wäre alles in Ordnung, und ich sollte warten, und sie würde zurückkommen. Und - und dann ist sie mit ihm hinausgegangen.«
    Lizzie holte kurz und tief Luft und wischte sich ihre Nasenspitze ab, die angefangen hatte zu tropfen.
    »Und du hast sie gehen lassen?«
    Die kleine Magd schrak zurück und zog den Kopf ein.
    »Ooh, ich hätte ihr folgen sollen, ich weiß, daß ich das gesollt hätte, Sir!« rief sie, das Gesicht vor lauter Elend verzogen. »Aber ich hatte Angst, Sir, und möge Gott mir vergeben!«
    Mühsam glättete Jamie seine gerunzelte Stirn und sprach so geduldig weiter, wie er konnte.
    »Aye, nun gut. Und was ist dann passiert?«
    »Oh, ich bin nach

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